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Kolumne der Redaktion

24.03.2023

So entwickelten sich die Kräfte im Kantonsparlament seit 1911

Im Kanton Luzern ist die politische Landschaft in den letzten Jahrzehnten geradezu umgepflügt worden. Dies verdeutlichen die beiden Grafiken rechts und die drei Tabellen, die ihnen zugrunde liegen.


Diese Grafik wird im Haupttext links ausführlich erklärt.

Quelle: Lustat / Grafik: Salomon Weiss

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Diese Tabelle zeigt die Ergebnisse der Wahlen zum Luzerner Kantonsparlament seit 1911, als dafür der Proporz erstmals zur Anwendung gelangte. Lesebeispiel (erste Linie): 1911 hatte der Rat noch 157 Sitze, die heutige CVP belegte davon von 88 Sitze, die heutige FDP 62 und die SP 7 Sitze. Von den Wahlen 1963 bis zu jenen im Jahr 1995 (Legislatur bis 1999) hatte er 170 Sitze, seither sind es 120.

Die heutige CVP verfügte von den Wahlen 1911 bis 1951 (Legislatur bis 1955) und von den Wahlen 1971 bis zu den Wahlen 1983 (Legislatur bis 1987) über die absolute Mehrheit (Hälfte der Anzahl Sitze plus 1).

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Diese Tabelle zeigt, wieviele Prozente der Sitze die Fraktionen (alle Ratsmitglieder aus der gleichen Partei) belegen. Lesebeispiel (erste Linie): Bei den Wahlen 1911 erreichte die heutige CVP 56 Prozent der Sitze, die heutige FDP 39 Prozent und die SP 4 Prozent.

Diese Prozentzahlen sind nicht identisch mit den Wähleranteilen der Parteien im ganzen Kanton (siehe nächste Grafik und nächste Tabelle), weil die Sitze nach Wahlkreisen im Proporz vergeben werden und eine Partei bei deren Verteilung «Proporzglück» oder «Proporzpech» haben kann. Dabei spielen die sogenannten Restmandate eine zentrale Rolle.

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Diese Grafik zeigt, welche Partei in welcher Wahl wieviele Wähleranteile erreicht hat. Die Zahlen von Lustat sind diesbezüglich erst ab 1975 verfügar. Die Grafik entstand aufgrund der Zahlen in der Tabelle unten.

Quelle: Lustat / Grafik: Salomon Weiss

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Diese Tabelle zeigt die Wähleranteile der Parteien in absoluten Zahlen. Sie sind erst ab den Wahlen 1975 verfügbar.

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Die Kräfteverhältnisse im Luzerner Kantonsparlament sind geprägt durch die jahrzehntelange Vormachtstellung der Katholisch-Konservativen (KK, offizielle Bezeichnung: Konservative Volkspartei des Kantons Luzern) und der mit ihnen verbundenen Christlichsozialen. 1971 traten sie erstmals fusioniert als CVP auf, wobei eine kleine Gruppe Christlichsozialer diese Fusion nicht mitmachte und mehrmals einen Sitz belegte. In der Grafik rechts sind sie in der violetten Kurve unter «Übrige» enthalten.

Die KK und die Christlichsozialen (eben: vor der Fusion von 1971) verfügten seit den Wahlen von 1911 (Einführung der Proporzwahl für den Grossen Rat) bis zu den Wahlen 1951 (Legislatur bis 1955) über die absolute Mehrheit; nachher wieder von 1975 bis zu den Wahlen 1983 (Legislatur bis 1987). Absolute Mehrheit meint: Anzahl aller Sitze geteilt durch 2 plus 1. Bei 170 Kantonsratssitzen lag sie also bei 86 Sitzen.

1971 fanden erstmals Wahlen statt mit Beteiligung der Frauen.

Seit 1999 hat der Kantonsrat 120 Sitze.

Bei den KR-Wahlen 2019 erreichten CVP und FDP zusammen erstmals nicht mehr die absolute Mehrheit (mindestens 61 von 120 Sitzen).

Erstmals zog 1995 die SVP in den Kantonsrat ein und zwar gleich mit 11 (von total 170 Sitzen). Vier Jahre später erreichte sie 22 Sitze in einem deutlich verkleinerten Parlament mit seither 120 Sitzen. Die SVP hatte bereits von 1967 bis 1971 einen einzelnen Sitz im Grossen Rat, damals noch unter dem Namen BGB (Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei). In der Grafik rechts ist sie als schwarze Kurve sichtbar.

Seit 1. Januar 2008 heisst das Luzerner Kantonsparlament nicht mehr Grosser Rat, sondern Kantonsrat.

2019 erreichten drei Parteien ihr historisch bestes Resultat, nämlich: die SP neu 19 Sitze von 120 (2015: 16), die Grünliberalen 8 (2015: 5) und die Grünen, die von 7 (2015) auf 15 Sitze zulegten.

Ihre «Vorgängerpartei» POCH hatte bereits 1987 16 Sitze erreicht – allerdings von damals 170 Sitzen – und übertraf damit klar die SP (mit damals 11 Sitzen).

Genau genommen sind die Grünen aber im Kanton Luzern keine Nachfolge-Organisation der POCH, sondern eine Partei-Neu-Gründung, wobei ein grosser Teil der Mitglieder dieser neuen Partei vordem schon der POCH angehört hatte. Zum Beispiel die bekannteste Politikerin der Grünen im Kanton Luzern, die frühere Nationalrätin Cécile Bühlmann, war aber nie Mitglied der POCH.

Das kam so: Die POCH zog erstmals 1975 mit einer Vertretung in den Grossen Rat ein. Vier Jahre später waren es fünf Grossrätinnen und Grossräte. 1983 trat die Partei mit der Liste «POCH und Parteilose» an und erreichte 11 Sitze. Ab 1987 hiess die Liste «Grünes Bündnis». Erst seit 2006 tragen die Grünen ihren heutigen Namen.

Mehr über Entstehung, Gründung und Entwicklung der Grünen unter «Links».

In der oberen der beiden Tabellen rechts ist eine violette Kurve zu sehen, die sich von 1911 (Einführung der Proporzwahl) bis zu den Wahlen 1999 erstreckt. Im Wesentlichen gemeint sind damit die VertreterInnen der «Migros-Partei», des Landesrings der Unabhängigen (LdU). Während kurzen Phasen waren auch Christlichsoziale (die 1971 nicht mit den KK zur CVP fusioniert hatten) mit einem Sitz vertreten. Auch die nationalkonservative Aktion für Volk und Heimat belegte kurze Zeit einzelne Sitze.

2011 zogen erstmals die Grünliberalen ins Parlament ein. Ihre Kurve beginnt in der Grafik im Jahr 2007, als sie noch keinen Sitz belegten (so, wie die Kurve für die SVP 1991 bei null Sitzen beginnt, sie aber erst 1995 in den Grossen Rat einzog).

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern

Siehe dazu auch unter «In Verbindung stehende Artikel»: die Beiträge vom 9. Juni 2021, vom 11. Juni 2020 und vom 19. März 2019.


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/