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Kolumne der Redaktion

08.02.2023

Der unerwartete Tod von Hans Graber reisst eine schmerzvolle Lücke auf (1)

Im Spital Stans ist am Freitagabend der herausragende Journalist Hans Graber gestorben. BerufskollegInnen und Persönlichkeiten, die ihn gut und lange kannten, erinnern sich auf Einladung der Redaktion von lu-wahlen.ch an Hans Graber. Weitere Beiträge sind erwünscht an redaktion@lu-wahlen.ch.


5. Mai 1996. Redaktor Hans Graber für die «LZ» im Gespräch mit dem soeben neu gewählten Luzerner Stadtpräsidenten Urs W. Studer.

Bild: Emanuel Ammon / AURA

Seite 27 der «LZ» vom Mittwoch, 8. Februar 2023 mit der Todesanzeige für Hans Graber (siehe auch unter «Dateien»).

Adrian Schmid, Luzern:
Während vielen Jahren war Hans Graber ein geschätzter Stammgast in der damaligen Genossenschafts- und Kulturbeiz Widder an der Steinenstrasse in Luzern, deren Mitbegründer ich war. Wenn Hans nach Redaktionsschluss der nahen «LNN» hier eintraf, brauchte es keine langen Worte. Dann galt es, ihm einen «Chöbu» schwungvoll auf den Bartressen zu stellen.

Den «Widder» gibt es nicht mehr, während Hans uns viel zu früh verlassen hat. Und so kann ich nur noch meinen alten Freund Heraklit zitieren: alles fliesst und nichts währt ewig. So ist das – leider. Aber es tröstet nicht über diesen schmerzlichen Verlust hinweg. R.I.P. Hans.

Regula Roth-Koch:
In Vielem haben wir uns sehr gut verstanden. Nur wenn es um unsere Reisepläne ging, hat er oft eher verständnislos gewirkt. Wie kann man sich das freiwillig antun, hat er wohl gedacht. Es gab eine Ausnahme: Hamburg, die Stadt des FC St. Pauli, eine Stadt, die er liebte und gut kannte. Hans ging nämlich nicht so gerne fort, an unbekannte Orte schon gar nicht.

Unvergesslich bleibt mir aber unsere Reise zu viert nach Zofingen. In seiner Heimat- und Herzensstadt hat er uns seine Lieblingsecken, seine Liebespfade mit Marianne und die beliebtesten Beizen gezeigt. Das meiste war zwar Schnee von gestern (oder noch viel länger zurück), aber erzählt mit so viel Herzenswärme und Schalk: Zofingen hat einen begnadeten Reiseführer verloren, ich einen liebenswerten, treuen Freund.

Nun hat Hans seine grösste Reise angetreten. 

Christian Müller, Monteggio TI:
Auch wenn ich im Moment mehr als 2000 Kilometer von Luzern entfernt bin – meine Zeit als Chefredaktor der LNN bleibt unvergessen. Und von allen Erinnerungen, ist die eine das Highlight: Hans Graber und sein Humor! Was immer passierte, worauf immer sich die Journalistinnen und Journalisten stürzten, immer auf der Suche nach Aktualität: Hans blieb Hans und sorgte für eine gute Stimmung. Nie mit primitiven Scherzen, sondern anspruchsvoll auf hohem Niveau.

Wie und wo auch immer er zu Grabe getragen wird: Mit Kopf und Herz bin ich bei ihm!

Urs Liechti, Luzern:
Lieber Graberhans, ich habe deine grosse Kunst des Schreibens immer bewundert. Du konntest banale Geschichten erzählen, ohne banal zu sein. Du warst zwar kein Sportler, aber die schwierigste Turnübung, die es gibt, hast du meisterhaft beherrscht: Du konntest dich selber auf den Arm nehmen. Deine Beiträge waren das Salz in der «LZ-Suppe».

«Gut geschrieben, ist gut gedacht», hat Kurt Tucholsky einst festgestellt. Ich glaube fest, dass Hans Graber an der Himmelspforte nicht vom heiligen Petrus, sondern von Kurt Tucholsky persönlich freudig empfangen und herzlich umarmt wird. Ich stelle mir lebhaft vor, wie Hans und Tucholsky «öberobe» zusammen Bier trinken und über das Schreiben fachsimpeln. Sehr gerne würde ich den beiden zuhören. Als kleiner Lehrbub brauche ich solche Lehrmeister.

Dein hellwacher Blick auf deine Mitmenschen war nie boshaft oder oberlehrerhaft, Deine feine Ironie hat mich beeindruckt und erheitert. Bitte grüsse «öberobe» Kurt Tucholsky von mir. Hier unten wirst Du mir fehlen. Mit Tränen in den Augen verabschiede ich mich von Dir. Der alt Landschreiber der «Gnagi-Zunft».

Herbert Fischer, Luzern:
Hans Graber für immer zu verlieren, tut unsäglich weh, ist eigentlich unvorstellbar. Noch lässt sich nicht ermessen, was uns fehlen wird. Und erst recht seiner Marianne, den Söhnen Michi und Florian und ihren Familien, denen ich zutiefst verbunden bin. Und was unzählige Leute vermissen werden, die sich nun nicht mehr an seinen wunderbaren Texten erbauen können.

Ganz abgesehen von ihm als liebenswürdigem Gesamtkunstwerk; dieser ungewohnten Kombination von eidgenössischer Biederkeit mit lausbübischem Schalk und ungekünsteltem Charme; von stoischer Gelassenheit und zugleich latenter Explosivität; von selbstbewusster Unverkrampftheit und – mitunter zumindest – irritierender Schüchternheit.

In den fast 42 Jahren – wovon die ersten sechs Jahre zusammen in der Redaktion der LNN in den Achtziger Jahren –, in denen ich ihn kennenlernen und ihm immer wieder begegnen durfte, habe ich niemals erlebt, dass sich jemand an ihm nicht freute, Gespräche mit ihm nicht geradezu genoss. Graberhans war ein unvergleichlicher Zeitgenosse, der neben seiner sprachlichen Eleganz und Exzellenz viele vorbildliche menschliche Eigenschaften vereinte und verkörperte. Alle mochten ihn. Und zwar so, wie er halt war. 

Sandra Baumeler, Luzern:
Es war nach Feierabend vor dem «Löwencenter», wo die LNN-Redaktion vor langer Zeit zuhause war. Hansi druckste herum und wusste nicht so recht, ob und wie er mich fragen sollte. Er recherchierte für seine nächste Kolumne und fragte schliesslich: «Pinkelst du auch in die Badewanne, während du duschst?» Typisch Hansi.

Ans zu Papier gebrachte Resultat seiner Recherche kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an zahlreiche andere Artikel und Kolumnen. Er verstand es, so zu schreiben, dass viele beim Lesen gedacht haben dürften: «Ja, genauso ist es!» Aus Alltagsbegebenheiten wob er Geschichten, die zum Denken und zum Schmunzeln anregten. Er war ein Formulierungskünstler – einer, der die Feder mit so viel Leichtigkeit führen konnte, wie nicht so viele andere. So bleibt mir Hansi in Erinnerung: als liebevoller, leicht verschrobener Kauz mit viel Humor und Tiefsinn.

Karl Bühlmann, Luzern:
Die Kunde vom unerwarteten Tod von Hans Graber macht betroffen. Ich kondoliere den Angehörigen herzlich.

Seine Betrachtungen in der Kolumne «Schnee von gestern» werden ausbleiben, man wird sie vermissen. «hag.», so sein Kürzel zu unserer gemeinsamen «LNN»-Zeit (im letzten Jahrhundert), hätte sich selbst nie einen Feuilletonisten genannt. So eine Bezeichnung wäre ihm zu breitspurig und prahlerisch vorgekommen. Aber er beherrschte den feuilletonistischen Stil in der Praxis, er schrieb unterhaltsam, im Plauderton, sein Sinnieren über die kleinen Dinge und Vorfälle wurde selbstironisch rapportiert.

«Im Vorübergehen» hatte seine – vergleichbare – Kolumne in den «LNN» geheissen. Es war vor genau 40 Jahren, als die «LNN» ihr wöchentliches Magazin im Tabloidformat einstellten und dafür der Zeitung einen täglichen Magazin-Bund beigaben. Hans Graber war der zuständige Redaktor. Der damalige Chefredaktor stellte ihn der Leserschaft so vor: «Hans Graber, redaktionsintern liebevoll «Hausi» genannt, blickt oft kummervoll in die Welt. In seinen Adern fliessen ein paar Tropfen Melancholie. Wohl gerade deshalb hat er aber die seltene Gabe, einer alltäglichen Situation auch das Heitere abzugewinnen und dieses Heitere auch noch zu formulieren, an andere weiterzugeben.»

In der letzten Ausgabe des alten Magazins im Herbst 1983 schrieb Hans eine kritische Reportage über Tierquälerei, dass Pferde in einem Institut Bern als «Serumproduktionsmaschinen» missbraucht würden.  Der Titel des Artikels: «Bis zum bitteren Ende». – Wie wahr auch heute.

Hans Beat Achermann, Luzern:
Das ist so traurig und unfassbar! Wir hatten nach meinem Abgang aus der Redaktion der LNN (vor 32 Jahren) kaum mehr persönlichen Kontakt; ab und zu sah man sich allerdings auf der Strasse. Die letzte Begegnung mit Hans und Marianne war vor ein paar Wochen im «1-er-»Bus: Ein Gruss beim Aussteigen am Bahnhof. Er hatte die Strickmütze tief in die Stirn gezogen, so dass ich ihn fast nicht erkannt hätte. Natürlich gehörte auch ich zu seinen regelmässigen Kolumnen-LeserInnen, erfreute mich an seinem Schalk und seinen grossartigen Einfällen und Formulierungskünsten, den unerwarteten Wendungen und dem Zusammenbringen des Alltäglichen mit den letzten Fragen.

Eva Holz, Luzern:
Nach vergnüglichen Jahren im gleichen Büro der LNN-Redaktion hatten sich unsere journalistischen Wege getrennt – bis wir im Quartiermagazin Hochwachtpost wieder zusammenfanden. Als dessen Chefredaktor war es Hansens Pflicht und Freude, dreimal jährlich ein gutes Heft zu produzieren. Aus vermeintlich zu wenig Stoff komponierte er immer wieder – zur Verblüffung aller Mitwirkenden – einen bunten Reigen an Geschichten und Geschichtchen. Letzte Leerstellen wusste er kurz vor Deadline mit einer süffigen Zugabe zu füllen. Leicht seufzend aber nonchalant, eben ganz Profi. Ich werde Hans als Kollegen und unvergleichlichen Menschen vermissen.

Hans Moos, Ballwil:
Diese Todesnachricht kam für mich völlig unerwartet. Auch wenn ich mit meinem Vornamens-Vetter in den letzten Jahren nur noch selten direkten Kontakt hatte, betrübt sie mich sehr.

Ich lernte Hans nach der Fusion von «LNN» und «Luzerner Zeitung» zur «Neuen Luzerner Zeitung» (Ende 1995) in deren Redaktion als Kollege kennen; zuerst nur oberflächlich und beiderseits nicht ganz frei von den Prägungen unterschiedlicher Redaktionskulturen. Mit der Zeit entwickelte sich eine herzliche Kollegschaft, die bis heute dauerte, obschon die leibhaftigen Begegnungen inzwischen rarer geworden waren.

Regelmässig ergötzte ich mich jedoch an seinem «Schnee von gestern», gelegentlich teilte ich ihm mein Vergnügen mit. Als ich vor etwa zwei Jahren seine liebenswürdige Hommage an die Schwiegermutter in einem Mail als «Herztropfen für das Gemüt in ungemütlicher Zeit» bezeichnete, reagierte er belustigt und erfreut. Wir nahmen uns einen gemeinsamen Abendschoppen vor, doch leider blieb es diesmal beim Vorsatz.

Heinz Gadient, Luzern:
Hans hatte ich nur dem Namen nach gekannt. Bis zum 22. Juni 1994, Fussball WM in den USA. Wir hatten in der Zwischenbühne Horw das erste Public-Viewing weit und breit organisiert. An jenem 22. Juni war das Spiel Schweiz – Rumänien. Weil ich Spannung sehr schlecht aushalte, entschloss ich mich dem See entlang zu radeln bis es rum war. In einem Gartenrestaurant sah ich Hans alleine sitzen. Ich setzte mich zu ihm und fragte, ob er sich den Match nicht anschauen wolle. Nein, er halte die Spannung nicht aus. Wir haben dann zusammen Bier getrunken und das war der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. Als Brüder im Geiste haben wir uns zu manch wichtigem Fussballspiel getroffen, will heissen, an einem Ort wo man ganz sicher nichts davon mitbekam. Und jetzt?

Marianne Gadient, Schwester von Heinz Gadient, Luzern:
Dank meinem Bruder und meiner Schwägerin durfte ich (noch nicht lange in Luzern wohnhaft) Hans und seine Frau Marianne kennenlernen. Das war für mich eine grosse Freude, da ich seine Kolumnen immer mit Spannung erwartete. Jeden zweiten Samstag blättere ich die «Luzerner Zeitung» zuerst zur Kolumne «Schnee von gestern» durch. Die Zeitschrift «activ & live» habe ich nur wegen seinen Beiträgen abonniert. Wie oft hat er mir aus dem Herz gesprochen und wie viele male hat er mich herzlich zum Lachen gebracht. Natürlich habe ich alle Seiten gesammelt.

Seine Geschichten werden mir fehlen! Auch wenn ich ihn noch nicht lange persönlich gekannt habe, auch mir wird er fehlen und als grosse Persönlichkeit unvergessen bleiben. Ich bin sehr traurig und in Gedanken bei seiner lieben Marianne und ihrer Familie.

Margot Gadient-Rossel, Gattin von Heinz Gadient, Luzern:
Mein lieber Freund Hans, wie habe ich unsere gegenseitigen Einladungen – zu Grillwurst im Sommer, zu Fondue im Winter – zu spontanen Besuchen, um nur schnell ein Bier zu trinken, genossen. Manchmal wurden aus der Frage «Gibt es ein schnelles Bier?» ein wunderbarer Sommerabend mit guten Gesprächen, die mich aber auch manchmal ratlos zurück liessen, weil du deiner Informationssucht in Sachen Sport auf dem Natel nicht widerstehen konntest und dich aus dem Gespräch verabschiedet hast.

Genau diese, deine Ecken und Kanten machten dich so einzigartig und so liebenswert. Nie wurdest du laut, nie wurdest du grob, immer hast du das Positive hervorgehoben. Du fehlst mir sehr. Gut, haben wir mit Marianne einen Teil von dir noch bei uns!

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Unter «Dateien»: eine erste, kleine Auswahl von Graber-Kolumnen («Schnee von gestern») aus der «LZ». Und die Todesanzeige in der «LZ» vom 8. Februar 2023.


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/