26.08.2022

Servir et disparaître: Judith Stamm in aller Stille im Gemeinschaftsgrab beigesetzt

Heute Freitag (26. August) fand in einem kleinen Kreis die Abschiedsfeier für die frühere Nationalratspräsidentin Judith Stamm statt; so, wie es sich gewünscht hatte: ohne öffentliche Ankündigung, in Anwesenheit nur eines kleinen Kreises nahestehender Persönlichkeiten und im Gemeinschaftsgrab des Friedentals Luzern. Dies teilt ihre Partei mit.

31. Juli 2017: Judith Stamm (rechts) an der Bundesfeier vor dem KKL, wo die damalige CVP-Bundesrätin Doris Leuthard als Festrednerin auftrat.

Bild: Herbert Fischer

Am Gemeinschaftsgrab sei ihr Name aufgeführt, heisst es weiter in der Medienmitteilung von Die Mitte. Und: «In Hochachtung gedenken wir ihres ausserordentlichen beruflichen und politischen Lebenswerkes, welches uns stets in dankbarer Erinnerung bleiben wird.»

Dr. Judith Stamm, die am 20. Juli im Alter von 88 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben ist, gilt als Ikone der Frauenbewegung in der Schweiz. In mehreren Würdigungen, die nach ihrem Tod zu lesen und zu hören waren, wird sie auf eine Stufe mit der grossen christlichsozialen Frauenrechtlerin, Gesellschafts- und Sozialpolitikerin Dr. Josi J. Meier gestellt, der sie stets eng verbunden war. Josi J. Meier ist ihrerseits ein Name von Rang und Klang. Siehe dazu unter «In Verbindung stehende Artikel».

Judith Stamm ist eine der GründerInnen des Vereins lu-wahlen.ch, auf den der Start der Service- und Meinungsplattform lu-wahlen.ch am 8. Februar 2011 zurückgeht. Sie begleitete das Portal bis zu ihrem Tod mit Rat und Tat, wofür ich ihr immer dankbar bleiben werde.

Gewiss hätte es sich gehört, sie mittels einer öffentlichen Trauerfeier gebührend zu würdigen und für immer zu verabschieden; es wäre «grosses Kino» geworden, ein medienwirksamer Event vom Feinsten mit gescheiten Reden und im Beisein hochrangiger Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz und aus allen politischen Lagern.

Doch Judith Stamm, die 1987 / 1988 als Nationalratspräsidentin immerhin als protokollarisch höchste Schweizerin amtiert hatte, hat dies nicht gewollt. Sondern sie wählte die lautlose Verabschiedung im kleinen Kreis. Auch einen Grabstein und damit ein eigenes Denkmal wollte sie nicht, sondern sie entschied sich für das Gemeinschaftsgrab. Ganz nach dem Motto:

Servir et disparaître! – Dienen und verschwinden.

Das zeigt, wie bescheiden und selbstlos diese herausragende und hochverdiente Persönlichkeit war. Und in Erinnerung bleiben wird. Damit drückt sie ihrem Lebenswerk den Stempel hoher Glaubwürdigkeit auf.

Danke sehr herzlich, liebe Judith, für alles, was Du geleistet hast. Land und Volk schulden Dir Respekt.

Herbert Fischer, Gründer und Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern