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Kolumne der Redaktion

25.07.2022

Hanns Fuchs fühlte sich als Beobachtender, nicht als Mitwirkender

«Vier Jahrzehnte Journalismus, die meiste Zeit davon im Raum Luzern»: Darüber hat am 5. November 2005 am Beispiel Hanns Fuchs in der «LZ» (damals noch Neue Luzerner Zeitung» Redaktor Hans Graber geschrieben. Mit freundlicher Genehigung des Autors ist dieser Text hier nochmals zu lesen.


Hanns Fuchs spielte bei der «Hafechäsmusig», deren Mitgründer er war, den Bass.

Dieses Porträt von Hanns Fuchs entstand im Sommer 2010 auf der Terrasse des Restaurants Opus.

Bilder: Herbert Fischer

Transparenz muss sein. Wir kennen uns, der Hanns Fuchs und ich. Luzern ist zu klein, als dass sich Journalisten nicht kennen würden. Über Kollegen zu schreiben ist eigentlich verpönt, da fehlt die «kritische Distanz», die ein Journalist stets wahren sollte. Doch wenn dies streng eingehalten würde, wären die Zeitungen häufig so dünn wie Mitte der Sommerferien. Überhaupt, das Thema Journalist ist im letzten Porträt gewünscht worden, also wird das auch gemacht (***).

Aber mit wem? An möglichen Kandidatinnen und Kandidaten fehlt es nicht, an geeigneten Namen eher. Es sollte jemand sein, der das Metier länger kennt, der in verschiedenen Bereichen tätig war, der einen guten Ruf und auch etwas zu sagen hat. Eben, Hanns Fuchs: «Luzerner Tagblatt», «Schaffhauser Nachrichten», «LNN» (Redaktor Stadt Luzern, Ob- und Nidwalden), Alternativzeitung «Region», Radio DRS (Regionaljournal, Inlandredaktor, 1993­ bis 1998 Deutschland-Korrespondent in Bonn), dann «Work», seit 2002 freier Journalist. «Es geht», sagt Fuchs über seine aktuelle Arbeit, «wenn auch eher zögerlich.» Als Freier hatte man es auch schon einfacher als heute.

Gelernter Elektromonteur

Pilot war sein Bubentraum gewesen, doch die Schulnoten waren nicht dazu angetan, durchzustarten und abzuheben. Hanns Fuchs, geboren am Dreikönigstag 1943, aufgewachsen in Luzern, hat nach der Sek bei Frey + Cie. Elektromonteur gelernt. Das sei eine «gute Basis für vieles», habe ihm der als Elektroingenieur tätige Onkel gesagt. Nach der Lehre machte Fuchs das Handelsdiplom, mit der Perspektive «technischer Kaufmann oder so». Doch zu jener Zeit regte sich auch noch die Freude am Schreiben. Irgendwann in der ersten Hälfte der Sechzigerjahre erschien in den «LNN» der erste Beitrag von Hanns Fuchs. Über einen Geländelauf in Gettnau.

Das kam so: Fuchs war wettkampfmässiger Ruderer, er ist dreifacher Schweizer Meister, sass im Vierer und im Achter des RC Reuss. Deren Steuermann war Werner Ehrensperger, ein LNN-Redaktor, dem Fuchs mal von seinem schreiberischen Ehrgeiz erzählte. Wobei: «Mir schwebte natürlich nicht der Lokalreporter Fuchs vor, sondern der Schriftsteller», sagt Fuchs grinsend. Zum Literaten hat er es nicht ganz gebracht, über den gehetzten Sport- und Lokalreporter hinaus ist es aber schon gegangen, auch wenn sich Fuchs nie ganz von Luzern lösen konnte. Wie auch vom Rudern nicht. Er betreut die Schweizer Verbandszeitung. Und eben erst war er mit dem RC Reuss erstmals in seinem Leben in den USA, in Boston an einer Riesenregatta, auch mit Veteranenkategorien.

Ein Linker?

Hanns Fuchs galt, gilt vereinzelt wohl auch heute noch als «Linker», und so einer wird eher skeptisch angeschaut. «Ich war nie in einer Partei, bin nie einer Fahne hinterhergelaufen, und ich behaupte nicht durchwegs zu wissen, was richtig ist und was nicht», sagt Hanns Fuchs. Was aber zutreffe: Ja, er habe sich die Freiheit herausgenommen, gewisse Dinge zu hinterfragen und kritisch zu schreiben. Das reicht, um in der Kleinstadt da und dort ein rotes Tuch zu werden. Fuchs selber sieht sich aber vielmehr in der Tradition der Luzerner Liberalen, geprägt unter anderem von seiner Mutter Johanna Hodel, die für die damalige LPL im Grossen Rat war. «Luzerner Liberale, das hiess auch immer soziale Verantwortung», sagt Fuchs. Als Journalist fühlte und fühle er sich aber als Beobachtender nicht als Mitwirkender. Freilich: «Auch wenn man nur Beobachter ist, ist man letztlich nicht unbeteiligt.»

Im Jahr 2001 wurde Hanns Fuchs erster Chefredaktor des neuen Gewerkschaftsblattes «Work ­ die Zeitung zur Arbeit». Das «spannende Abenteuer» (Fuchs) dauerte ein Dreivierteljahr, dann kams zur Trennung. Die Vorstellungen darüber, was eine «Zeitung zur Arbeit» beinhalten soll, klafften zu weit auseinander. Fuchs: «Den Gewerkschaftern war ich vermutlich zu rechts.»

Andere Zeiten

Seither also führt er journalistisch ein Leben in freier Wildbahn, mit ein paar wenigen festen Mandaten, etwa der Medienarbeit für das Luzerner Stadt-Agglo-Projekt Pasl. Hin und wieder macht er Sendungen fürs Radio, derzeit einen Hintergrundbeitrag über die Erschliessung der Alpen. In den Hintergrund gerückt ist der tagesaktuelle Journalismus. «Nicht, weil es zu stressig wäre, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt noch könnte.» Häppchen-Journalismus liegt Fuchs ebenso wenig wie künstlich erzeugte und bis zum Überdruss gekochte Aufgeregtheiten.

Wobei: «Selbstverständlich ist mir bewusst, dass man Zeitungen nicht mehr so machen kann wie vor 40 oder nur schon vor 10 Jahren.» Als Fuchs, begleitet von «hervorragenden Lehrmeistern» wie Hermann Heller oder Hanspeter Jaeger, seine Laufbahn begann, gab es zwar noch vier Tageszeitungen in Luzern, aber kein Internet, keinen Teletext, höchstens zwei, drei TV-Sender. Und Radio Beromünster. «Heute müssen sich Zeitungen in einem völlig anderen medialen Umfeld behaupten.»

Gerade die Tätigkeit als Lokal- oder Regionalredaktor sei «unglaublich anspruchsvoll» geworden, gelte es doch, in der Flut von Informationen die Aufmerksamkeit der Leserschaft zu gewinnen. Dass dabei vermehrt «Skandälchen»- oder «Jöh»-Storys in die Zeitung gerückt werden, kann er nachvollziehen. «Das gehört zum Dorfbrunnencharakter einer Lokalzeitung.» Nur, manchmal erscheinen ihm solche Berichte als viel zu prominent platziert, «und selber schreiben möchte ich solche Sachen eigentlich auch nicht». Schon, Neugier, Hektik, Primeur- und Schlagzeilenjagd, das gehöre zum Reizvollen des Journalistenberufes. Ab einem gewissen Alter aber träumt man eher davon, beim Monatsmagazin «NZZ Folio» zu arbeiten als auf dem Boulevard. Den «Blick» liest Fuchs übrigens fast täglich, wie auch die «Neue LZ», die «NZZ», den «Willisauer Boten» oder «Die Region». Das «Weltblatt» neben ganz und gar Kleinräumigen, typisch Fuchs.

Kartenfetischist

Das Fliegen, der Pilot? Längst abgehakt. Nach oben ja, aber in die Berge. Hanns Fuchs ist passionierter Wanderer und bezeichnet sich als «Kartenfetischisten». Den ganzen Satz der 25 000er-Landeskarten hat er zwar «leider» nicht zu Hause, «aber ich kann Karten lesen und in die Natur übersetzen ­ obwohl meine Frau das Gegenteil behaupten würde.» Fuchs ist in zweiter Ehe mit Barbara Stöckli verheiratet, einst (Radio-)Journalistin, heute Studienleiterin am Medienausbildungszentrum Luzern (MAZ). Das Paar hat mit Tim einen 14-jährigen Sohn.

Und wohin führt die berufliche Wanderung noch? Mal sehen, mit 62 verfügt man über eine gewisse Gelassenheit und ein gutes Vertrauen: «Rückblickend darf ich sagen, dass sich bei mir immer alles zum richtigen Zeitpunkt ergeben hat.»

Hans Graber

***: Dieser Text, erschienen am 5. November 2005, war Teil einer «NLZ»-Serie unter dem Namen «Menschen 2005»: Die darin Porträtieren konnten sich jeweils das Thema des nächsten Porträts wünschen. Hanns Fuchs wählte einen Geologen. 


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/