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Kolumne der Redaktion

07.07.2021

Zwei Bauern kämpfen gegen Pro Natura, um ihre Alpen erschliessen zu können

Die beiden Landwirte Urs und Hanspeter Renggli müssen vor Gericht für die hinreichende Erschliessung ihrer Alpen im Gebiet Lauenberg in Finsterwald kämpfen. Es stehen nicht nur bäuerliche Existenzen auf dem Spiel. Auch die ökologisch wertvolle Moorlandschaft im Gebiet Lauenberg droht verloren zu gehen. Ohne menschliche Bewirtschaftung verbuschen die Moore innert weniger Jahre.


Sie informierten heute Mittwoch (7. Juli) in Finsterwald die Medien über ihre Haltung im Konflikt mit Pro Natura (von links): Aelpler Urs Renggli (grüne Jacke): Theo Schnider (Direktor Biosphäre Entlebuch); Nationalrat Leo Müller (blaue Jacke); Biologe Marcel Züger (hellbraune Jacke, vornüber gebeugt) und Aelpler Hanspeter Renggli (braunes Terrain mit braunem Hut, zu den Medienvertretern rechts sprechend).

Blick über das Moor Unterer Lauenberg. Der Holzrost (rechts) aus unbehandeltem Fichtenholz aus der Region ist fast komplett eingewachsen, die Vegetation nur geringfügig beeinträchtigt.

Wegabschnitt unmittelbar nach dem Flachmoor mit Blick Richtung Tal.

Unter dem Holzrost kann Wasser ungehindert zirkulieren.

Die Pflanzen gedeihen ungehindert entlang und inmitten des Holzrosts.

Die drei Lauenberger Alpen in Finsterwald werden seit Generationen sorgfältig bewirtschaftet und gepflegt. Die untere gehört heute Urs Renggli, die mittlere und obere sind im Besitz von Hanspeter Renggli. «Die Alpbetriebe sichern den beiden Bauernfamilien ihre finanzielle Existenz», betont Urs Renggli. «Um die Alpen weiterhin bewirtschaften können, müssen wir mit einem Traktor zu unseren Gebäuden fahren können. Ohne hinreichende Erschliessung und zeitgemässe Gebäude können wird die Alpbetriebe nicht erhalten», so Urs Renggli. Heute Mittwoch (7. Juli) wandten sie sich vor Ort mit ihrem Anliegen an die Medien.
 
Gespräche und einvernehmliche Lösung gescheitert

Die Lauenberger Alpen befinden sich mitten in der grössten Moorlandschaft der Schweiz. Sie sind mit einem Karrweg erschlossen. Die Erschliessung der Alpen führt seit über 140 Jahren über die besagten Parzellen, wie eine Karte von 1880 zeigt. 2015 hat Urs Renggli seinen Wegabschnitt instand gestellt, indem er einen Holzrost verlegte. Der Holzrost besteht aus vier Längshölzern und darauf verlegten Holzplanken. Alles Holz stammt aus dem Entlebuch.

2016 haben die beiden Älpler ein Baugesuch eingereicht, um auch die übrigen Abschnitte für Geländefahrzeuge befahrbar zu halten. Während die Naturschutzorganisation Pro Natura dieses Vorhaben bekämpfte, erteilte die Gemeinde Entlebuch den beiden Älplern die Baubewilligung. Auf Grundlage eines unabhängigen Gutachtens kam die Gemeinde Entlebuch zudem zum Schluss, dass der Rückbau des Holzrosts «nicht verhältnismässig» sei. Pro Natura reichte daraufhin Beschwerde ein. Der Fall ist zurzeit beim Kantonsgericht hängig. Hanspeter Renggli: «Wir bedauern, dass wir mit Pro Natura keine einvernehmliche Lösung gefunden haben. Leider zieht die Organisation den Rechtsstreit der gemeinsamen Lösungssuche vor. Ganz klar ist: Unsere Türe sind weiterhin offen.»
 
Moore brauchen menschliche Bewirtschaftung

Moore und Moorlandschaften gehören zu den schönsten und ökologisch wertvollsten Landschaften der Schweiz. Sie sind seit 1987 mit dem «Rothenturm-Verfassungsartikel» geschützt. Eingriffe sind nur erlaubt, wenn sie den Schutzzielen nicht widersprechen, oder wenn sie notwendig sind, um die Schutzziele zu erreichen. Bei den Lauenberger Alpen liege der einfachere Fall vor, betont Biologe Marcel Züger. «Ohne Bewirtschaftung verbuschen die Moorlandschaften innert weniger Jahre. Eine menschliche Bewirtschaftung ist unverzichtbar, eine Erschliessung nötig», so Züger. Damit sei aber noch nicht ausgesagt, wie die Erschliessung aussehen soll. Im Auftrag der Gemeinde Entlebuch beurteilte Marcel Züger darum die ökologische Verträglichkeit der Lineinführung und des Holzrostes als Erschliessung. In seinem Gutachten kommt er zum Schluss: «Die Linienführung durch das Flachmoor ist gut gewählt und mit dem Holzrost ökologisch optimiert.» Der Holzrost sei mindestens so moortauglich wie eine Strasse in Leichtbauweise oder ein Prügelweg. Diese beiden Bauweisen wertet das Bundesamt für Umwelt (BAFU) am vorteilhaftesten betreffend Moortauglichkeit.
 
Echte Güterabwägung statt blinde Ideologie

An der heutigen Medienorientierung auf der Alp Lauenberg erinnerte Nationalrat Leo Müller (CVP / Ruswil) daran, dass neben dem Moorschutz auch die dezentrale Besiedlung ein Verfassungsauftrag ist. Die Berg- und Alpwirtschaft sei wichtig, um die dezentrale Besiedlung sicherzustellen. «Wenn man die dezentrale Besiedlung ernst nimmt, dann muss auch eine zeitgemässe Erschliessung möglich sein.» Für Leo Müller ist darum klar: «Eine echte Güterabwägung unter Berücksichtigung aller Verfassungsziele ist notwendig – ganz allgemein und auch im vorliegenden Fall. Blinde Ideologie hilft nicht weiter.»

Diesen Punkt betont auch Theo Schnider, Direktor der Biosphäre Entlebuch: «Mit der Biosphäre Entlebuch engagieren wir uns für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem Spannungsfeld müssen gute Lösungen immer neu ausgehandelt werden. Das ist nicht immer einfach, aber ein erfolgreicher Naturschutz darf den Menschen nicht vergessen!» Die Alpen und Moorlandschaften im Entlebuch werden durch Nutzung und Bewirtschaftung geschützt. Wenn das nicht mehr möglich ist, wachsen die offenen Flächen zu und die Moore verwalden. «Das wäre für die Menschen, die Biodiversität und den Tourismus ein grosser Verlust!», so Theo Schnider.

(Dies ist eine Medienmitteilung von Urs und Hanspeter Renggli, Lauenberger Alpen, Finsterwald, Gemeinde Entlebuch)

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Bereits bevor heute Mittwoch (7. Juli) die Medienorientierung der Brüder Renggli in Finsterwald stattfand, bediente Pro Natura Luzern am Montag (5. Juli) die Medien mit einer Mitteilung, in der sie ihre Position darlegt. Wie aus obiger Medienmitteilung von Urs und Hanspeter Renggli hervorgeht, attackierten sie heute Pro Natura heftig.

Siehe unter «Dateien»: die Medienmitteilung von Pro Natura.

(red)


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/