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Kolumne der Redaktion

30.04.2021

Das totalrenovierte Dampfschiff Stadt Luzern steht jetzt unter Denkmalschutz

Die fünf auf dem Vierwaldstättersee verkehrenden Raddampfer, die noch heute fahrtüchtig sind, faszinieren uns als technische Errungenschaft aus der Blütezeit des Tourismus. Gleichzeitig verzaubern sie uns durch ein einmaliges Reise-Erlebnis, das uns heute noch spüren lässt, wie damals die einzigartige Landschafts-Kulisse bequem schiffbar gemacht wurde.


Die Architektin Cony Grünenfelder ist Denkmalpflegerin des Kantons Luzern. Sie hat den Beitrag links geschrieben.

Bilder: Herbert Fischer

Sie sind technik- und tourismusgeschichtliche Zeugen, die uns nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern diese auch sinnlich erlebbar machen. Die gesamte fahrbare Dampfschiff-Flotte ist Teil unserer Kulturgeschichte und als solche im Verzeichnis der Kulturgüter von nationaler Bedeutung eingetragen.

Nach dem Dampfschiff «Unterwalden» wurde im Rahmen der Generalrevision der zweite Raddampfer der SGV unter Schutz gestellt. Durch den Eintrag des Dampfschiffs «Stadt Luzern» ins Kantonale Denkmalverzeichnis verpflichten sich einerseits die Eigentümerschaft zur Pflege und zum Erhalt des Dampfschiffes und andererseits die Kantonale Denkmalpflege zur aktuellen und künftigen fachlichen Begleitung von Restaurierungsarbeiten.

Von den Gesamtkosten gelten rund 5,5 Millionen Franken als subventionsberechtigt, an diese Kosten leisten Kanton und Bund zusammen einen Beitrag von 1,1 Millionen. Dieser Beitrag hilft mit, das einmalige Kulturgut auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Dieser vergleichsweise hohe Staatsbeitrag berücksichtigt die Einstufung von nationaler Bedeutung.

Zwischen der Inbetriebnahme des ältesten Raddampfers «Uri» (1901) und der «Stadt Luzern» (1928) liegen beinahe drei Jahrzehnte. In dieser Zeit hat sich die Architektur vom Historismus zur Moderne gewandelt. Dies ging auch an der Gestaltung der Raddampfer nicht spurlos vorbei. Die «Stadt Luzern» ist das letzte Dampfschiff, das für einen Schweizer See gebaut wurde. Von den ausnahmslos älteren anderen Dampfschiffen, die auf Schweizer Seen in Betrieb sind, hebt sich die «Stadt Luzern» durch ihr Äusseres ab, das sich in seiner Gestaltung an den grossen Ozean-Linern der 1920-er-Jahre orientiert. Augenfällig sind die rundum-laufenden Fensterbänder, welche nicht nur das äussere Erscheinungsbild, sondern auch die Belichtung der Salons prägen.

Die Verbindung einer klaren, eleganten Formensprache mit edlen Materialien kam in den Salons zur Anwendung, die der Luzerner Architekt Carl Griot in einem zurückhaltenden Art Déco-Stil gestaltete.

Die «Stadt Luzern» verfügt auf dem Haupt- und Oberdeck über je zwei Salons, welche in verschiedenen Holzarten ausgeführt sind. Der Salon 2. Klasse im Bug des Hauptdecks ist in Eiche getäfert, einziges Dekor ist ein umlaufender geschnitzter Fries mit verschiedenen Fischarten. Der Salon 1. Klasse auf dem gleichen Deck ist mit Täfer in Nussbaumholz ausgestattet und etwas aufwendiger gestaltet. Die Wandflächen zwischen den Fenstern sind mit vereinfachten ionischen Pilastern gegliedert. Die mit schwarzem Holzlack gefassten Kapitelle und Abschlussleisten zeichnen die Wandverkleidungen mit einem stilisierten Dekor aus.

Der ehemalige Rauchersalon auf dem Oberdeck ist mit Teakholzfurnier getäfert: Paneelen mit jeweils zwei diagonal in den Spitz verlaufenden Furnier-Bahnen sind in einem Rahmen zu-sammengefasst. Der ehemalige Nichtrauchersalon auf dem Oberdeck wurde 1980 zu Ehren von Queen Elisabeth II in «Queens Salon» umbenannt. Der Innenausbau dieses Salons 1. Klasse unterscheidet sich in seiner Ausgestaltung von den übrigen Salons, seine eleganten Wandverkleidungen – eher einer klassizistischen Formensprache zugehörig – sind farblich in einem hellen Grauton gefasst. Alle Salons sind hell und lichtdurchflutet, da sie über grosse, teilweise gebogene Panoramafenster verfügen, die einen uneingeschränkten Blick auf die Landschaft freigeben.

Der kulturhistorische Wert des Salondampfers «Stadt Luzern» setzt sich aus (in-nen)architektur-, technik-, industrie- und tourismusgeschichtlichen Komponenten zusammen.

Grundlage für die Mitwirkung der kantonalen Denkmalpflege bildeten zentrale denkmalpflegerischen Grundsätze, wie sie auch in der Restaurierung des geschützten Gebäudebestandes zur Anwendung kommen. Dazu gehört beispielsweise das Prinzip des kleinstmöglichen Eingriffs, das die Überlieferung der historischen Bausubstanz sichern soll. Darunter fallen sowohl die technische Ausrüstung (Dampfmaschine, Schaufelräder, undsoweiter) als auch der Schiffskörper und die Ausstattung. Entsprechend setzte sich die Denkmalpflege zum Beispiel dafür ein, dass bei der Generalrevision die historische Raumstruktur auf dem Hauptdeck erhalten blieb. Die Restaurierungsarbeiten in den Salons richteten sich nach dem Prinzip «Reparatur vor Ersatz».

So wurden die historischen Täfer aufgefrischt und nur schadhafte Teile ersetzt. Ebenfalls aufgefrischt wurden die Wandverkleidungen, die zweiläufige Treppe vom Haupt- aufs Oberdeck sowie die Pendeltüren mit ihren Beschlägen. Dabei wurden die Gebrauchsspuren bewusst belassen. Bei neuen Elementen wie zum Beispiel den Buffets wurde bewusst auf eine Gestaltung gesetzt, welche sie als Neuzufügung ablesbar macht und gleichzeitig in die Gesamtwirkung einfügt.

Die «Stadt Luzern» ist ein besonders schutzwürdiges, beinahe 100-jähriges Dampfschiff, gleichzeitig aber auch ein Fahrzeug des öffentlichen Verkehrs, das entsprechende Sicherheitsbestimmungen erfüllen muss und einem sehr intensiven Gebrauch ausgesetzt ist.

Die baulichen Entscheide müssen stets in diesem Spannungsfeld gefällt werden und haben die unterschiedlichen Ansprüche gleichwertig zu berücksichtigen – das ist eine besondere Herausforderung, der sich alle Beteiligten stellen mussten.

Aufgrund der positiven Erfahrung bei der Zusammenarbeit bei der Generalrevision DS «Unterwalden» (2008 bis 2011) wurde die Kantonale Denkmalpflege bereits in einem sehr frühen Zeitpunkt in die Planung einbezogen.

Von der Erarbeitung des Pflichtenhefts und der Spezifikation bis zur Ausführung arbeiteten SGV, Shiptec, Dampferfreunde und Kantonale Denkmalpflege eng zusammen. Die Generalrevision des denkmalgeschützten Dampfschiffes «Stadt Luzern» ist die Erfolgsgeschichte einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen Kantonaler Denkmalpflege, SGV, Shiptec und Dampferfreunden.

Cony Grünenfelder, Denkmalpflegerin des Kantons Luzern, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/