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Kolumne der Redaktion

31.10.2020

CVP-Ständerätin Andrea Gmürs Griff in die Mottenkiste der Geschlechterclichés

Die Luzerner Ständerätin und CVP-Fraktionspräsidentin Andrea Gmür erklärt die hohe Zustimmung der Frauen zur «Konzerninitiative» mit deren Emotionalität und mangelnder Sachlichkeit und knüpft damit an alte Clichés über die ach so emotionalen Frauen an.


Worum geht es? Die neuesten Umfrage-Ergebnisse zur KOVI zeigen nicht nur eine immer noch sehr hohe Zustimmung zur Initiative, sondern auch einen grossen Unterschied von 17 Prozent zwischen Männern und Frauen! 72 Prozent der Frauen und 55 Prozent der Männer würden der KOVI heute zustimmen.

In der «Tagesschau» von SRF darauf angesprochen, sagte Andrea Gmür, es gehe halt in der Pro-Kampagne nur um Emotionen und mit mehr Sachlichkeit und Inhalten wolle sie die Frauen ins Nein-Lager holen. Dicke Post!

Wenn 72 Prozent der Frauen sich für die KOVI ausssprechen, sind sie nach dieser Lesart einfach zu dumm, um zu durchschauen, worum es bei dieser Initiative geht und müssen jetzt noch von der Gegenkampagne aufgeklärt werden. Die Argumente der Initiantinnen und Initianten, dass Schweizer Unternehmen auch in Ländern des globalen Südens die Menschenrechte einhalten und die Umwelt nicht zerstören sollen, sind Andrea Gmür zu emotional.

Bedeutet denn für sie Sachlichkeit etwa, dass es wichtiger ist, dass die Unternehmen Gewinne machen, auch wenn es auf Kosten von Menschen und Umwelt geht? Ich bin sehr froh um die Fähigkeit der Frauen, sich in die Situation von Menschen einfühlen zu können, denen die Lebensgrundlagen kaputtgemacht werden.

Diese Empathiefähigkeit hat zur Folge, dass Frauen beim Abwägen der Argumente das Schicksal der Menschen vor Ort höher gewichten als die Bedenken der Unternehmen, die Kontrolle ihrer Lieferketten seien zu teuer und zu aufwändig. Deshalb sagen Frauen ja zur «Konzernverantwortungs-Initiative» - und mit ihnen eine Mehrheit von 55 Prozent Männer übrigens auch.

Ironie der Geschichte: genau vor 50 Jahren hat der Kanton Luzern das Frauenstimmrecht gegen zum Teil erbitterten Widerstand endlich eingeführt. Ein gewichtiges Argument der Gegner war damals, dass man Frauen die politischen Rechte nicht geben könne, weil sie zu emotional und sachlichen Argumenten nicht zugänglich seien. Und genau jetzt holte eine Luzerner CVP-Politikerin dieses Cliché wieder aus der Mottenkiste hervor. Unbegreiflich!

Cécile Bühlmann, ehemalige Nationalrätin der Grünen, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/