das gesamte meinungsspektrum lu-wahlen.ch - Die Internet-Plattform für Wahlen und Abstimmungen im Kanton Luzern

Spenden für Verein lu-wahlen.ch

Diese Website gefällt mir! Um weitere Beiträge darauf zu ermöglichen, unterstütze ich lu-wahlen.ch gerne mit einem Betrag ab CHF 10.-

 

 

Kolumne der Redaktion

31.08.2019

Warum Peter Schilliger mit seiner Abzocker-Argumentation falsch liegt

Im Schatten von Greta Thunberg und der heissen Sommersonne hatte Peter Schilliger, freisinniger Luzerner Nationalrat, der wieder gewählt werden möchte, offenbar den Drang, seinen Wählerinnen und Wählern kundzutun, wie stark er selber zum Klimawandel beiträgt.


Hanspeter Guggenbühl ist einer der ganz wenigen, wenn nicht sogar der einzige unter den Deutschschweizer Journalisten, die sich seit Jahrzehnten auf Umweltthemen spezialisiert haben und als kompetenter Spezialist auf diesem Gebiet gilt; auch bei «Gegenspielern». Dafür ist er mehrfach preisgekrönt worden (siehe auch unter «Links»).

FDP-Nationalrat Peter Schilliger (Udligenswil) hat auf lu-wahlen.ch und in der «LZ» einen Beitrag über Autofahrer als «Milchkühe» geschrieben, dem Guggenbühl vehement widerspricht. Nationalrat Peter Schilliger ist auch Präsident der TCS-Sektion Waldstätte.

Bilder: Herbert Fischer

Also verfasste er einen Leserbrief, den die «Luzerner Zeitung» (LZ) vor den Wahlen freundlicherweise abdruckte, und der - in leicht veränderter Form – Tage zuvor auch auf dem Portal lu-wahlen.ch erschienen ist (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel». Darin beschrieb er, wie er mit seiner Frau im «fast 20 Jahre alten Cabriolet» ferienhalber in die Bretagne und danach wieder heim fuhr. Dabei habe er «3400 Kilometer zurückgelegt und 155 Liter Benzin pro Person» verbrannt, respektive in 370 Kilogramm CO2 umgewandelt.

Wer etwas weiter rechnet, stellt fest: «155 Liter Benzin pro Person» ergibt 310 Liter für Herrn und Frau Schilliger im Cabriolet zusammen oder umgerechnet 9,1 Liter Benzin pro 100 Cabriolet-Kilometer. Damit säuft sein altes Cabrio über Land rund anderthalb Mal so viel Benzin, wie die heutigen CO2-Vorschriften für Neuwagen im Mischverkehr erlauben.

Doch Peter Schilliger geht es nicht um den grossen Sprit-Durst seiner alten Blechkarosse, sondern um den Melkertrag, den er in seiner Eigenschaft als Milchkuh abwirft: «Der Autofahrer als Milchkuh», betitelte er seinen Leserbrief. Und darin rechnet er jenen Leuten – welche die «LZ» noch lesen, folgendes vor: Als Flugpassagier und guter Mensch (in Substantivform) hätte er seinen CO2-Ausstoss bei Myclimate mit einer Ablasszahlung von 13 Franken freiwillig kompensieren können. Als Automobilist hingegen müsse er «bei der geltenden Mineralölsteuer in der Schweiz» (für die 155 Liter Benzin oder 370 Kilogramm CO2-Ausstoss pro Person) eine Abgabe von 113 Franken zahlen, ohne für diese obligatorische Abgabe in der Öffentlichkeit als «Gutmensch» anerkannt zu werden.

Die politische Folgerung, die der gute FDP-Parlamentarier aus Udligenswil, der nebenbei noch die TCS-Sektion Waldstätte präsidiert, aus all dem zieht: «Eine zusätzliche Mengen-Lenkungsabgabe (auf Treibstoff) darf jedoch nur erhoben werden, wenn dafür eine Entlastung  bei der Mineralölsteuer herbeigeführt wird.»

Mit seiner Milchbüchlein-Rechnung und seiner abwegigen Argumentation vergisst der zur «Milchkuh» degenerierte Peter Schilliger allerdings etwas, das er als FDP-Nationalrat eigentlich wissen müsste: Die Mineralölsteuer wird erhoben und ihr Ertrag in erster Linie verwendet, um den Bau und Unterhalt der Strassen zu finanzieren. Nicht bezahlt werden dabei die Folgen des Klimawandels, die Cabrio- und andere Autobesitzer mit ihrem CO2-Ausstoss mitverursachen.

Oder umgekehrt: Ohne Mineralölsteuer könnten keine Strassen gebaut und repariert werden. Und Schilligers hätten mit ihrem Cabrio auf nicht asphaltierten Feldwegen in die Bretagne zuckeln müssen – oder ihre Sommerferien doch besser mit Wandern ohne CO2-Ausstoss in der eigenen Region verbracht.

Hanspeter Guggenbühl, Journalist BR, Zürich

Siehe auch unter «In Verbindung stehende Artikel»: infosperber.ch - «NZZ regional» baut Monopol aus und kippt Inserat (Eintrag vom 29. März 2017). Oder: Warum Hanspeter Guggenbühl nicht mehr für die «LZ» schreibt.


Teilen & empfehlen:
Share    
Kommentare:

Keine Einträge

Kommentar verfassen:

Ins Gästebuch eintragen
CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz  

Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


treten Sie mit lu-wahlen.ch in Kontakt

1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/