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Kolumne der Redaktion

18.10.2018

Die Viscosistadt erhält mit dem Belluno Platz ein neues Eingangstor

Das Eingangstor zur boomenden Viscosistadt trägt neu den Namen Belluno Platz. Die Namensgebung ist eine Hommage an die «fadengewandten» Viscose-Arbeiterinnen aus der gleichnamigen Provinz in Norditalien. An der Einweihungsfeier in Emmen haben am Donnerstag rund 150 Gäste aus der Schweiz und Italien teilgenommen.


Arbeiterinnen verlassen beim Schichtwechsel das Fabrikareal. Das Bild stammt vermutlich aus den Sechziger Jahren.

Blick in eine der Produktionshallen.

Mitglieder des Vereins «Belunesi nel mundo» reisten extra aus Italien an.

Die Blaskapelle Viscosuisse spielte ein Ständchen.

Viscosistadt-Geschäftsführer begrüsste die 150 Gäste, die zum Fest gekommen sind.

Vor dem Schild des neues Platzes ...

... posierten Gäste des Einweihungsfestes für Erinnerungsfotos. Ganz Links: Emmens Gemeindepräsident Rolf Born (FDP), Dritter von links: Professor Kurt Messmer, ausgewiesener und preisgekrönter Kenner und Chronist der Geschichte Emmens.

Der Eingangsbereich wurde gestalterisch aufgewertet und ein Brunnen neu platziert, den die Mitarbeitenden dem Unternehmen zu dessen 75-Jahr-Jubiläum (1981) geschenkt hatten.

Bilder: Emanuel Ammon / AURA

Als «schönes Zeichen der Erinnerungskultur» bezeichnete Historiker Kurt Messmer den Namen Belluno Platz an der Einweihungsfeier. Die Namensgebung stehe stellvertretend als Dank an alle «Viscöslerinnen und Viscösler». Der Emmer Gemeindepräsident Rolf Born betonte in seiner Ansprache die prägende Bedeutung der Gastarbeiterinnen und -arbeiter für die Gemeinde: «Dieser Platz wird immer daran erinnern, dass viele Bellunesi, aber auch Mitarbeitende aus vielen anderen Ländern, hier in Emmen mit ihrer Arbeitskraft zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben.» Siehe dazu den Wortlaut seiner Rede unter «In Verbindung stehende Artikel»: Emmen ehrt ArbeiterInnen aus Italien, welche die «Viscosi» gerettet haben. 

Aufstrebendes Unternehmen brauchte Arbeitskräfte

Die 1906 gegründete Société de la Viscose Suisse setzte voll auf die Herstellung von Kunstseide. Die revolutionären Textilfasern verdrängten die klassische Seidenindustrie und liessen das junge Unternehmen rasant wachsen. Um die Produktion in Schwung zu halten und die weltweite Nachfrage zu bedienen, brauchte das Unternehmen laufend neue Arbeitskräfte. Fündig wurde die Viscosuisse im Wallis, im Tessin aber auch im Ausland.

«Fadengewandte» Leute gesucht

Ab den 1920er Jahren stellte die Viscosuisse beim kantonalen Fremdenpolizeibüro regelmässig Gesuche «um Erteilung der Einreisebewilligung und Erlaubnis zur Annahme von Arbeit». Das Unternehmen sei darauf angewiesen, «fadengewandte» Leute aus dem Ausland anzustellen. Viele Arbeiterinnen, ab Mitte der 1950-er Jahre auch Arbeiter, stammten aus der Provinz Belluno nördlich von Venedig. Es ist kein Zufall, dass auch nach dem Zweiten Weltkrieg viele Belluneserinnen in die Viscose eintraten. Die Textilfabrik entsandte regelmässig eine Delegation nach Oberitalien, um die fingerfertigsten Frauen anzuwerben. Mit dem Niedergang der Viscose-Produktion versiegte auch die Zuwanderung der Fachkräfte aus Norditalien.

Wertschätzender Umgang mit eigener Geschichte

Der neu eingeweihte Belluno Platz hält die Erinnerung an diesen Teil der Industrie- und Arealgeschichte lebendig. Dafür wurden der Eingangsbereich gestalterisch aufgewertet und ein Brunnen neu platziert, den die Mitarbeitenden dem Unternehmen zum 75-Jahr-Jubiläum schenkten. Für Alain Homberger, Geschäftsführer der Viscosistadt AG, ist der wertschätzende Umgang mit der Geschichte wichtig: «Wir wollen das Areal kontinuierlich weiterentwickeln. Wir tun das aber im vollen Bewusstsein für das historische und industrielle Erbe», so Homberger an der heutigen Einweihungsfeier.

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Von der Nylon-Fabrik zur Viscosistadt

Ein Teil des früheren Viscose-Areals in Emmenbrücke heisst heute Viscosistadt. Auf einer Fläche so gross wie die Luzerner Altstadt entsteht in den nächsten Jahren am Ufer der Kleinen Emme ein Stadtteil mit Industriecharme, in dem Arbeit, Bildung, Kultur und Wohnen Platz finden. Das neue Quartier wird ergänzt mit einem 16 000 Quadratmeter grossen Park direkt am Fluss.

Das Industriegelände hat eine bewegte Geschichte und durch die charakteristischen Industriebauten eine eigene Identität. Noch vor 25 Jahren gingen täglich bis zu 3000 Mitarbeitende in der Viscosuisse ein und aus. Die industriellen Bauten aus dieser Zeit sind grösstenteils erhalten. Heute benötigt die Nachfolgerin Monosuisse AG nur noch einen Gebäudekomplex für die Produktion von Chemiefasern.

Die Viscosistadt AG hat auf Anfang 2014 das restliche Areal übernommen. Es entwickelt sich in kleinen Schritten von einem Industriegebiet zu einem vielfältigen Stadtquartier (siehe unter «Links»).

(Dies ist eine Medienmitteilung)


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/