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Kolumne der Redaktion

07.02.2018

Warum «No Billag» eine Mogelpackung ist

Die gutbetuchten Initianten von «No Billag» locken Wenigverdiener und Arbeitslose mit der Aussicht, künftig jährlich 365 Franken einzusparen, in eine Falle! Silvio Bonzanigo, Botschafter von Avenir 50plus, Verband für Menschen mit und ohne Arbeit, zeigt, warum die Anliegen dieser Menschen als erste von einem flächendeckenden Privatfernsehen geopfert würden.


Der Aeschbacher? - Diese Marzipanstulle! Die Dahinden? - Diese Eitelkeitsbeule! Barbara Lüthi vom «Club»? – Ritalin in flagranti! «Landfrauenküche»? - Dass ich nicht lache! Die SRG-Fussballreporter? - Alles Pfeifen! Der Lohn des SRG-Generaldirektors? - Eine Frechheit! Und das alles mit unseren Gebührengeldern! Also weg mit den Gebühren, weg mit der SRG, am 4. März ziehen wir die Reissleine! Und dann gibt’s 365 Franken bar auf die Hand! Wir schauen und hören einfach andere Sender, und irgendein Schweizer Fernsehen wird’s bestimmt noch geben.

Schön wär’s – volles Programm zum Nulltarif. «No Billag» verspricht alles und erfüllt nichts! 

Drei Viertel der Kosten der SRG werden durch Gebühren finanziert, der Rest über Werbung. Und ohne hohe Reichweite keine einträgliche Werbung! Unter anderem deshalb wird aus der Deutschschweiz ein Teil der Gebühren in die West- und Südschweiz und in die rätoromanische Schweiz transferiert. Aus den Gebühren wird zudem das Schweizer Filmschaffen finanziell zu einem Drittel unterstützt und über Ausstrahlungen die einheimische Musik in allen Sparten gefördert.

13 000 Arbeitsplätze weg

7 Haupt- und 17 Regionalstudios der SRG weg, 21 regionale private Radio- und 13 lokale private Fernsehstationen weg, 6 800 direkt betroffene Stellen weg, 6 700 weitere Stellen bei Zulieferern, bei KMUs und im Kulturbereich weg. «No Billag» wäre eine Massenentlassung, wie sie die Schweiz bisher nicht kannte! Wer persönlich von Arbeitslosigkeit betroffen ist oder viel arbeitet und dabei kaum verdient, hat dies wohl nie für möglich gehalten. Aber die Massenentlassung wird bei einem Ja zu «No Billag» genauso eintreten, auch wenn man sie nicht für möglich hält.

Die Initianten, ein paar junge gutbetuchte Wilde von SVP und FDP, samt dem politischen Irrwisch Bigler biegen ihre Argumente täglich neu, garnieren ihre Rückzugsgefechte ungeniert mit Lügen. Die Jungen werkeln an einem eigenen Plan B für die SRG, Bigler bastelt einen gänzlich anderen. Keiner ist der Rede wert.

Pay-TV à gogo

Wer in der Schweiz kommerzielles Fernsehen machen will, kann das nur als Verbund von Finanzwirtschaft und industriellem Komplex. Und diese Geldgeber werden mit einem eigenen Fernsehen politische Interessen verfolgen: keine Vielfalt, keine Ausgewogenheit, keine unangenehmen Recherchen, keine Berücksichtigung von Minderheiten, keine Beschwerdeinstanz: elektronische Demokratie light. Und ohne SRG wird es echt teuer für den Konsumenten, nur schon beim Fussball: Wer ab Sommer 2018 Bundesliga, Champions League und Europa League gucken will, zahlt in Deutschland rund 500 Euro über drei Abonnements; das breite Sportangebot der SRG kostet lediglich 60 der 365 Franken. Wer aus dem Arbeitsprozess ausscheiden musste oder in einer prekären Anstellung festsitzt, der verfügt meist über mehr Zeit und über schwindende Bezüge zur schweizerischen Realwelt. 

Demokratisch verfasste elektronische Medien können helfen, diese nicht versiegen zu lassen und sind im besten Fall anregende Begleiter. «Dschungelcamp» und andere Heuler der Privaten gehören aber mit Garantie nicht dazu! Und private Sender kümmern sich publizistisch bestimmt nicht um gesellschaftlich lästige Themen wie die hohe Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmenden oder um die beschämende Tatsache, dass trotz Vollzeitarbeit der Verdienst nicht fürs Leben reicht. 

Brandstifter am Werk

365 Franken (ab 1. Januar 2019) sind viel Geld für Menschen, die es immer zweimal wenden müssen, bevor sie es ausgeben können. Aber alles andere wäre teurer, demokratiepolitisch, regionalpolitisch, beschäftigungspolitisch und schliesslich auch fürs eigene Portemonnaie. Die Schweiz würde mit «No Billag» zur einzigen Demokratie in Europa, welche Fernsehen und Radio abschafft und per Verfassung dem Staat verbietet, sich an öffentlichen Medien zu beteiligen. 

NEIN zu «No-Billag» ist die solidarische Antwort auf die Herausforderung durch Egoisten und politische Brandstifter.

Silvio Bonzanigo, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/