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Kolumne der Redaktion

22.01.2018

Volksinitiative «Zahlbares Wohnen für alle» will «endlich mehr zahlbare Wohnungen für Luzern»

Vertreter von Wohnbaugenossenschaften, Mieterverband, Gewerkschaften und Politik kämpfen für ein Ja zur kantonalen Volksinitiative «Zahlbares Wohnen für alle» am 4. März 2018. Heute Montagvormittag (22. Januar) informieren sie im Restaurant Libelle in Luzern über ihr Volksbegehren.


Damit Luzerns Genossenschaftstradition weitergeführt werden kann und sich Familien künftig auch in den kantonalen Entwicklungsgebieten noch eine Wohnung leisten können, muss sich der Kanton stärker für zahlbares Wohnen engagieren. 

«Am 4. März hat die Bevölkerung die Wahl, ob der Kanton Luzern weiterhin sein Land an den Meistbietenden verscherbeln soll oder ob er endlich gegen Wohnungsnot und explodierende Mietpreise vorgehen will», fasst SP-Kantonsrat Marcel Budmiger den Inhalt der Initiative zusammen.

Auch wenn der Regierungsrat die Lage auf dem Luzerner Wohnungsmarkt schönreden will, sprechen die Fakten eine andere Sprache: Die Leerwohnungsziffer, die jeweils der Kanton Mitte Jahr publiziert, ist zwar leicht angestiegen, sie bleibt aber unter der Schwelle des Wertes, der landläufig als Indikator für Wohnungsknappheit angeschaut wird. Zudem gilt auch für Luzern der Befund der Raiffeisenbank, dass die Bestandesmieten um 40 Prozent zu hoch sind. «Für Familien, RentnerInnen, die ihre angestammte Wohnung verlassen müssen oder wollen, für Junge in Ausbildung oder mit bescheidenem Einkommen ist es weiterhin sehr schwierig, eine zahlbare Wohnung zu finden», sagt Mark Schmid, Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Luzern, Nidwalden, Obwalden, Uri. «Die Untätigkeit des Kantons in der Frage des zahlbaren Wohnens ist unerträglich», so Schmid.

Zu wenig Bauland für Genossenschaften

Für Harry van der Meijs, Präsident der Wohnbaugenossenschaft Wohnwerk Luzern, liegt eine Lösung für Luzerns Wohnprobleme in der Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus. «Da die Genossenschaften gemeinnützig wirtschaften und keine (spekulativen) Gewinne anfallen müssen, sind Genossenschaftswohnungen langfristig günstiger als auf dem sog. freien Markt», so van der Meijs. Mehr Familienwohnungen, ein implizit verdichtetes Bauen durch einen suffizienten Flächenverbrauch von 35 m2 pro Person, eine hohe soziale Durchmischung und innovative Wohnformen Generationenwohnen, Clusterwohnungen (Gross-WGs), Wohnungen für Familien bis im höheren Alter und nicht zuletzt die Verbindung von Wohnen und Werken, Gewerbe und Kultur sind weitere Trümpfe der Genossenschaften. Leider können die gemeinnützigen Wohnbauträger die hohe Nachfrage in Luzern aber nicht abdecken, da oft die entsprechenden Grundstücke fehlen. Hier braucht es vielfach den Druck der Bevölkerung, damit Gemeinden nicht kurzfrisitg ihre Finanzen aufbessern sondern nachhaltig günstiger Wohnraum erstellt werden kann.

Bevölkerung macht Druck für zahlbaren Wohnraum 

Die Initiative setzt beim Hauptproblem der Genossenschaften an - dem fehlenden Bauland. Der Kanton soll den gemeinnützigen Wohnbauträgern geeignete Grundstücke verkaufen oder im Baurecht abgeben. Da auch einzelne Grundstücke lokal viel bewirken können, sollen die Gemeinden ein Vorkaufsrecht bei kantonalen Grundstücken erhalten, wenn sie damit den gemeinnützigen Wohnbau fördern wollen. Mit einem Wohnraumfonds werden zusätzlich preisgünstige Wohnprojekte gefördert und die Genossenschaften unterstützt. Auch kann der Kanton damit Bauland erwerben statt immer nur zu verkaufen. Da Bauen eine Generationenaufgabe ist, besteht für SP-Kantonsrat Budmiger jetzt dringender Handlungsbedarf. «Die erfolgreichen wohn- und bodenpolitischen Volksinitiativen in Emmen, Hochdorf, Horw, Kriens, Luzern, Rothenburg und Sursee zeigen deutlich, dass die Politik ihrem verfassungsmässigem Auftrag für geeigneten Wohnraum zu sorgen, bisher zu wenig nachkommt.» Mit einem Ja zur Initiative «Zahlbares Wohnen für alle» könnte sich dies ändern. 

(Dies ist eine Medienmitteilung des Komitees «Zahlbares Wohnen für alle»)

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Fakten zum gemeinnützigen Wohnungsbau:

Was ist eine Wohnbaugenossenschaft?

«Zusammen sind wir stärker!» Auf dieser einfachen Idee beruhen Genossenschaften. Genossenschaften sind Zusammenschlüsse von Personen, die gleiche oder ähnliche Ziele (zum Beispiel wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Interessen) verfolgen. Das Ziel von Wohnbaugenossenschaften ist es, guten und preisgünstigen Wohnraum für alle Bevölkerungskreise zu erstellen. In den meisten Wohnbaugenossenschaften sind die Bewohnerinnen und Bewohner Mitglieder und können mitbestimmen. Sie bezahlen nicht wie in einer normalen Mietwohnung ein Mietzinsdepot, sondern einen so genannten Anteilschein. Damit sind sie Miteigentümer und tragen mit an der Verantwortung für die ganze Genossenschaft . Man bezeichnet das genossenschaftliche Wohnen deshalb auch als «dritten Weg» zwischen Miete und Wohneigentum.

Das Wohnen in einer Wohnbaugenossenschaft bietet viele Vorteile: 

  • Die Genossenschaftsbewohner und -bewohnerinnen profitieren von durchschnittlich tieferen Mietzinsen als im übrigen Wohnungsmarkt. Denn Genossenschaften wollen mit ihren Liegenschaften keinen Profit erwirtschaften. Sie verrechnen nur eine so genannte Kostenmiete, das heisst, lediglich so viel, wie sie die Wohnung (inkl. Land, Baukosten, Unterhalt und Verwaltung) effektiv kostet. So sind Genossenschaftswohnungen bis zu 20% günstiger. Gemäss einer Studie von Sotomo im Auftrag des Bundesamtes für Wohnungswesen von 2017 ist der Preisunterschied zwischen Genossenschaften und Mietwohnungen in den letzten Jahren sogar grösser geworden.
  • Die Liegenschaften der Genossenschaften dürfen nicht weiterverkauft werden. Sie sind der Spekulation entzogen und bleiben langfristig günstig. 
  • Dank Belegungsvorschriften wohnen in Genossenschaftswohnungen überdurchschnittlich viele Familien. Auch die soziale Durchmischung ist grösser als in privaten Siedlungen. 
  • Die Bewohner geniessen eine hohe Wohnsicherheit. Mitglieder der Genossenschaft haben ein Wohnrecht und man kann ihnen die Wohnung nicht einfach kündigen. 
  • Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter können mitbestimmen und mitgestalten. Viele Baugenossenschaften sorgen für ein aktives Gemeinschaftsleben in ihren Siedlungen, mit Anlässen, Freizeitangeboten und sozialen Dienstleistungen. In einer Studie aus dem Jahre 2011 der Hochschule Luzern für Wirtschaft zeigt eine Befragung von Bewohnerinnen und Bewohnern, dass der Aspekt der Nachbarschaftshilfe sehr geschätzt wird.
  • Innovative Wohnformen wie Clusterwohnungen oder Wohnen im Alter finden sich oft in Genossenschaftswohnungen. 

Fazit der Hochschule Luzern

«Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass für den Kanton Luzern ein Nutzen des gemeinnützigen Wohnungsbaus nachgewiesen werden kann. Dieser umfasst das Angebot an relativ preisgünstigem Wohnraum, vermehrt sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten als Mieterschaft und das von Mieter/innen sehr geschätzte soziale und sozialpolitische Engagement vieler Baugenossenschaften.» (Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern Wirtschaft: Nutzen des gemeinnützigen Wohnungsbaus im Kanton Luzern, November 2011)

(Dies ist eine Medienmitteilung des Komitees «Zahlbares Wohnen für alle»)

Siehe auch unter «In Verbindung stehende Artikel» und unter «Dateien».


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/