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Kolumne der Redaktion

25.10.2017

Brückenkopf am Seetalplatz steht wieder

Gestern Dienstagabend (24. Oktober) lud die Abendgesellschaft Reussbühl zum Apéro ein. Gefeiert wurde die neue Platzierung des alten Brückenkopfes an der Kleinen Emme.


Die Abendgesellschafter Reussbühl feiern den wieder auferstandenen Brückenkopf der alten Holzbrücke über die Kleine Emme. Diese Brücke war während mehr 120 Jahren die wichtigste Nord-Süd-Verbindung für den Verkehr und diente insbesondere auch dem Handel in Luzern.

«Auf dem freien Friedhofplatz war aus Holz der alten Emmenbrücke ein starkes Gerüst zum Aufhängen der Glocken erstellt worden», schreibt Pfarrer Johann Baptist Stalder, der Erbauer der Reussbühler Pfarrkirche, in seiner Chronik. Das war anno 1902. 

Die vierte Brücke über die Kleine Emme beim Zollhaus hatte dem Tram zu weichen, das fortan über den Fluss nach Gerliswil fahren sollte. Die 137 Meter lange Brücke, erbaut von Luzerner Zimmermeister Josef Ritter in den Jahren 1783 bis 1785, war nach Ansicht das damaligen Historikers J.A. Felix Balthasar (1736 bis 1810) und vieler Zeitgenossen eine der schönsten im Lande. 

Die Holzskulpturen an den beiden Brückenköpfen sollen das Werk des Tiroler Bildhauers Friedrich Schäfer (gestorben 1786) sein, der zu jener Zeit in Littau lebte und hier eine Bildhauerschule leitete. 

Während das eine der beiden Portale bei der 1924/1925 erbauten Kapelle in Schachen als Vorzeichen dient, verschenkte die Luzerner Regierung das andere dem Landesmuseum in Zürich. 1959 konnte es dank den Bemühungen der Abendgesellschaft Reussbühl zurückgeholt und, nahe des einstigen Standortes an der Kleinen Emme, aufgestellt  werden. 

Bei Beginn der grossen Sanierungsarbeiten am Seetalplatz mit den zahlreichen neuen Brücken wurde der Brückenkopf abgebaut und zwischengelagert. Jetzt steht er wieder da, wo er eigentlich immer hingehört hatte: am Reussbühler Ufer der Kleinen Emme, zwischen den beiden Brücken für den ÖV und dem herkommenden individuellen Verkehr. Er wird auch künftig an die letzte und wohl schönste Holzbrücke über die Kleine Emme beim Zollhaus erinnern.  

Beim Wiederaufbau hatte die Abendgesellschaft Reussbühl ihre Hand im Spiel und hatte dabei die Projektleitung Seetalplatz und die Handwerker auf ihrer Seite. Darum hat sie gestern Dienstagabend zum freudigen Anlass des Wiederaufbaus eingeladen. 

(Dies ist eine Medienmitteilung der Abendgesellschaft Littau)

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Das sagte gestern Abend Rico De Bona:

Heute in zwei Monaten ist Weihnachten. Für die Abendgesellschaft Reussbühl ist heute schon Weihnachten. Wir stehen heute beim bedeutetsten Objekt der Abendgesellschaft Reussbühl, aber auch bei einem der bedeutesten Bauwerke der alten Holzbaubrücken-Kunst. Die Abendgesellschacht Reussbühl hat – unter anderem – seit bald 150 Jahren den Zweck, sich für den Erhalt von wertvollem Kulturgut einzusetzen. Mit dem heutigen Tag kommt sie diesem Grundsatz voll nach. 

Vom Seetalplatz ab dem Jahr 1783 ins Zürcher Landesmuseum, so um 1905, dann 1959 dank der Initiative der Abendgesellschaft Reussbühl wieder an den Seetalplatz, dann mit dem Start der Seetalplatz-Bauarbeiten in das Zwischenlager zur Einlagerung und Restaurierung und seit wenigen Tagen wieder an den Seetalplatz (fast an den gleichen Standort): das ist der «geografische Werdegang» dieses Bauwerks. 

Machen wir doch eine kurze Zeitreise: Emmenbrücke war im 13. Jahrhundert eine kleine Agglomerations-Siedlung. Von Reussbühl sprach kaum jemand. Hier, am Zusammenfluss von Reuss und Emme, waren schon früh einzelne Brücken. Es war schon früh eine Nord-/Süd-Verbindung und eine wichtige Verbindung Richtung Seetal. Bereits 1236 wird eine Brücke erwähnt. Vermutlich war diese Brücke aber weiter hinten Richtung Thorenberg. Es war damals für längere Zeit die einzige Verbindung. Vermutlich 1412 war erstmals im Bereich hier eine Verbindung. 

Diese Brücke wurde im Verlaufe der Jahrzehnte einige Male neu erstellt. Die Brücke vor der letzten Holzbrücke mit dem noch erhaltenen Brückenkopf wurde um 1575 gebaut. Der heute in neuem Glanz dastehende Brückenkopf wurde zusammen mit der Holzbrücke in den Jahren 1783 bis 1785 erstellt und musste 1902 aufgrund der Tram-Erschliessung einer Eisenbetonbrücke weichen. 

Eigentlich eine Super-Leistung, wenn man bedenkt, dass auf dieser Holzbrücke während 120 Jahren ein wichtiger Teil des Nord-Süd-Verkehrs und des Handels abgewickelt wurden. 

Der Übergang über die Emme war auch in verschiedenen kriegerischen Konflikten ein strategisches Werk. Seit dem 14. JH bis 1848 war auf der gegenüberliegenden Seite eine Zollstation. Die vorgelagerte Taverne im Emmenbaum war über 400 Jahre in Betrieb. Mit der industriellen Entwicklung gab es im Verlaufe der Jahrzehnte eine Verlagerung des Siedlungsgebietes Richtung Emmenweid. Nach einer bedeutenden Papierfabrik folgten 1856 die Firma von Moos und die Viscose und viele weitere Firmen. Der Teil Reussbühl wurde in diese Entwicklung integriert. 

Gerne benutze ich die Gelegenheit, auch etwas über den Brückenbauer zu berichten: Der Ersteller, Zimmermeister Josef Ritter, war einer der besten Schweizer Brückenbauer. Er hat 1791 auch die Hergiswaldbrücke, die älteste noch erhaltene Holzbogenbrücke in der Schweiz, realisiert. Auch der nördliche Teil der Spreuerbrücke in Luzern trägt seine Handschrift. In den Jahren 1750 bis 1800 war eine enorme Entwicklung von Holzbrücken in der Schweiz, und dies mit europäischer Ausstrahlung. Ein exemplarisches Beispiel ist die leider auch nicht mehr vorhandene Holzbrücke in Melligen, AG. Der Taglohn der Bauarbeiter betrug damals 11 bis 13 Batzen. 

Viele dieser historischen Bauten wurden leider mit Zunahme des Verkehrs durch Betonbrücken ersetzt. Man darf bestimmt sagen: die damalige Schweizer Brückenbaukunst war meisterhaft und Josef Ritter war ein Meister seines Fachs.

Besten Dank an die Gesamtprojektleitung Seetalplatz, speziell an Herrn Ramseier, lieben Dank an alle Restaurateure und Fachleute, ganz speziell an Roland Buob von der gleichnamigen Firma, besten Dank an Bruno Maurer vom Vorstand der AG für die permanente Begleitung dieser Arbeiten und Danke an alle Anwesenden für das Interesse. 

Die Abendgesellschaft Reussbühl freut sich, im Jahre 2019 mit verschiedenen Höhepunkten für die Gesellschafter, aber auch für die Öffentlichkeit, den 150. Geburtstag zu feiern.

Stossen wir auf die Zukunft des Bauwerks vom 1783 an.

Rico De Bona, Präsident der Abendgesellschaft Reussbühl, alt Gemeinderat von Littau


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/