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Kolumne der Redaktion

11.05.2016

Wie bei der Salle modulable: Grossmannssucht und Minderwertigkeitsgefühl

Mitten in der leidenschaftlichen Diskussion um die Salle Modulable, insgeheim um die eher trüben Überlebenschancen des Luzerner Theaters, findet am 17. Mai 2016 im Luzerner «Neubad» eine Theaterveranstaltung statt: viele überlebende Beteiligte der Uraufführung des Luzerner Musicals Roland – aufgeführt 1987 im Luzerner Theater – kommen zusammen, um in einer «Rolandiade» die sehr umstrittene, weil regional alternative Uraufführung szenisch wieder zu beleben. Es wirkten neben anderen mit: Vera Kaa, Heidi-Maria Glössner, Isabelle von Siebenthal.


Bühnenbildskizze von Rolf Engler für die «Rolandiade» am 17. Mai 2016 im Neubad. In der Mitte: Mondlandschaft mit Kratern. Auf dem ehemaligen 5-Meter-Sprungturm: die monumentale Figur des «Ritters Roland» von Cornelia Castelli. Oben: der weit entfernte Planet Erde.

Wie zurzeit in Syrien, der Ukraine und in Afghanistan: Machtgierige Machomänner liefern sich blutige Schlachten, hier mit mittelalterlichen Rüstungen auf Kampfrossen.

Schauspielerin/Tänzerin Isabelle von Siebenthal als «Mondhexe» Doralice. Sie klaut «Machoman» Roland den soeben auf dem Mond wiedergefundenen Verstand…

Roland (Franz Lindauer) mit seiner Tochter Elena (Vera Kaa) im Duett.

Die mit ihrem Mann Roland zerstrittene Ehefrau Angelica (Heidi-Maria Glössner) wird auf ihrer «Trennungsparty» von Freunden gelobt und gefeiert.

Bilder: Emanuel Ammon / AURA

Die Einladungskarte zur «Rolandiade» vom 17. Mai 2016 im «Neubad».

Die unheilvoll grossmannssüchtige Salle Modulable – wahrlich keine regionale, sondern nach kultureller «Weltgeltung» gierende Idee (übrigens finanziert durch der Allgemeinheit  dank verlockendem Steuerabkommen vorenthaltene Steuergelder!) erregt die Luzerner Gemüter. 

Aber letztlich geht es doch darum: Ist ein «so teures» Luzerner Dreispartentheater mit Oper, Schauspiel und Ballett in Zukunft überhaupt noch finanzierbar? Wird das altehrwürdige Stadttheater im Herzen der «Leuchtenstadt» – es steht ja nicht mal unter kantonalem Denkmalschutz – definitiv abgerissen? 

Die seit Jahrzehnten dauerhaft «viel zu hohen» Subventionen möchten sparwütige kantonale und städtische Politiker in absehbarer Zukunft nur allzu gerne einsparen. Da käme das von den Allermeisten vorausgesagte Scheitern des «viel zu teuren» Salle Modulable-Projekts gerade recht – so vermutlich der Geheimplan. Vordergründig geht es um Standorte wie das idyllische Inseli, das Werftgelände – in Wirklichkeit aber geht es um das Weiterbestehen des professionellen Luzerner Dreisparten-Theaters. 

Das Musical Roland hatte 1987 ein uraltes Menschheitsthema aufgegriffen: Aufstieg und tiefer Fall männlicher Machtfantasien!

Es handelt sich um die spannende Geschichte des «Rasenden Roland» («Orlando Furioso»), einen Grossen der italienischen Renaissanceliteratur, Ludovico Ariosto (1447 bis 1533). Das Musical entstand mitten aus der Luzerner Musik- und Theaterszene: Librettist/Regisseur Jean-Paul Anderhub, Komponist Paul Vonarburg, das Schauspiel-, Musik- und Ballettensemble sowie zehn junge MusikerInnen aus der «Sedel-Szene» hatten die Gemüter bewegende Aufführung am einheimischen Theater unter höchst widrigen Bedingungen auf die Bühne gestemmt. Auch die Ausstattung besorgten Luzerner: Bühnenarchitekt Rolf Engler die eindrückliche Szenerie; die höchst kreative Cornelia Castelli die broadway-tauglichen Kostüme. 

Die einheimische Rockröhre Vera Kaa spielte die aufmüpfige Tochter von Roland, ein über 20-köpfiger «halbprofessioneller» Tanzchor junger Luzernerinnen und Luzerner leistete unter Profichoreograf Freddy Zwaagstra Aussergewöhnliches. Sogar eine freche Gruppe von Luzerner Bodybuildern schnupperte Bühnenluft. Zusätzliche Sponsorengelder der Luzerner Theaterfreunde unter Präsident Hans Blättler, durch den Luzerner Theaterverein unter Dr. André Gottrau sowie unter anderen die Firma Schindler hatten dieses aussergewöhnlich ambitionierte Projekt überhaupt möglich gemacht!

Schlussrefrain des Musicals Roland

Zwei aufeinander eifersüchtige Männer liefern sich einen Krieg im Treppenhaus, übrig ein Schlachtfeld mit Opfern). Tochter Elena (Vera Kaa) singt:

Dieser Krieg ist nun vorbei

Sieger sind sie alle zwei
Beide haben auch verloren
Keiner blieb ganz ungeschoren
Tausend Jahre – immer wieder
Liegen Krieger tot darnieder
Kleine Ursach – grosse Wirkung
Mord und Totschlag und Verwirrung
Männer kommen gross in Fahrt
Streiten sie um Kaisers Bart!

Rolands Finale

Die Menschheit, die Menschheit beschafft viel Verstand
Vom Mond die Klugheit nimmt überhand
Bedient Euch doch bitte – es ist nicht riskant
Löst die Konflikte, solang es noch geht
Fangt damit an, eh‘ ein grössrer entsteht
Noch kreist unser Planet –
noch ist es nicht zu spät!

Jean-Paul Anderhub, Schauspielleiter von 1980 bis 1987 am damaligen Stadttheater Luzern, Luzern

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17. Mai, 18 Uhr: «Rolandiade» im Luzerner «Neubad»: Es gibt keinen Kartenverkauf - wenige Restplätze können bestellt werden unter: janderhub(a)bluewin(p)ch Eintritt frei, Topf-Kollekte.


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/