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Kolumne der Redaktion

29.10.2015

Die Schliessung der Grafikklasse ist erst der Anfang

Die Grafikfachklasse der HSLU wird geschlossen. Das ist erst der Anfang einer kausalen Sparmanie der Extraklasse des mittlerweilen sogenannt «rein bürgerlichen» Regierungsrates zu Luzern. Politik kommt offenbar nun ganz ohne Bildung aus: Politik ist, was möglichst lautstark herausposaunt wird und dafür braucht es weder keine gute und solide Aus-Bildung.


Ein-Bildung und Überheblichkeit reicht allemal und ist heutzutage allgegenwärtig und darf kaum mit Widerspruch rechnen. Buchhalterische Politik und die Exponenten der Bürgerverwaltung – früher Bürokratie – genannt, helfen willfährig mit und überbieten sich mit immer neuen, haarsträubenderen Sparmassnahmen.  

Weshalb? 

Duckmäusertum ist gefragt, denn wer hinter-fragt oder gar Widerstand zu leisten gewillt ist, wird kurzerhand kaltgestellt. Karrierendenken ist gefragt und wird belohnt, gefördert und als gesellschafts- und zukunftsfähiges Model angepriesen. 

Haben Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, es nicht noch in den Ohren, wie seitens der Politik die Schweiz als rohstoffarmes Land, die gute Aus-Bildung, quasi ein lebenslängliches «must», als das zukunftschaffende und überlebensnotwendige Kapital den Bürgerinnen und Bürgern mantraartig verlautbart wurde? 

Alles Schall und Rauch oder ein politisches Täuschungsmanöver per se? Die tertiäre Aus- und Weiterbildung – ein hochprofitables und wachstumsstarkes Gebiet – und ein beinahe schon industrieller Sektor, soll nun auf die billigste und übelste Weise teilliquidiert werden? Noch braucht es weder ein nachweisliches Zertifikat noch einen Master, um Politikerin/Politiker oder Funktionär zu werden, Krawatte und Massanzug genügen, um Teile der von der UNESCO unter den ISCED-Level aufgeführten Institutionen auszuhöhlen und wegzusparen: Explizit werden die Hochschulen für Musik und Kunst ebendort aufgelistet. 

Das haben Sie nicht gewusst? Ja, wie sollen es denn die Kader, Eliten und Verantwortungsträger wissen oder kennen? 

Schliessen wir einfach mal die Fachklasse Grafik an der HSLU, sparen Geld und gehen zur Tagesordnung über. Oh nein, so einfach geht das nicht, liebe Rotstiftfetischisten. 

Denn, Zitat:«Die Hochschule Luzern ist eine öffentlich-rechtliche Fachhochschule im schweizerischen Luzern. Sie wurde 1997 unter dem Namen “Fachhochschule Zentralschweiz” gegründet und ist die grösste Bildungsinstitution der Zentralschweiz.» So steht es in der Internet-Ezyklopädie «Wikipedia» zu lesen.  

Aha, könnte auch für politische Exponenten neu sein. Um es nochmals zu betonen: Es ist eine «öffentliche» Angelegenheit. Und Öffentlichkeit sind wir alle, Sie und ich. 

Wollte die Luzerner Öffentlichkeit je schon mal Parkbänke, Kinderspielplätze, Bibliotheken oder Ethikunterricht von sich aus weg- und einsparen? Wer ist denn nicht froh, über praktische und notwändige Fähigkeiten zu verfügen? Einen Kuchen zu backen, ein Fahrrad zu reparieren, eine attraktive Website zu kreieren? 

Alle, ausser den theoretisch, also ihr spärliches Wissen aus Büchern angeeigneten, agierenden Politikerinnen und Politiker. Teilen und Herrschen, ein schon im alten Rom angewandtes Prinzip: Steuergeschenke machen und weg mit dem Unnötigen, Störenden, Lästigen, Kreativen. Haben Sie etwas gegen Kreative? Wohl kaum, denn nur allzugerne wird vom enormen Potential der Kreativwirtschaft schwadroniert. 

Oha, wieder so ein managerialer Marketing-Begriff. Tönt doch gut «Kreativwirtschaft». Generiert Steuern, weist Wachstumsraten aus, generiert Mehrwert, ist wichtiger Standortfaktor, Win-Win undsoweiterundsofort. Der Markt regelts dann schon, wer weg- und eingespart wird und wer im Prekariat landet, ist selber schuld. 

Einfach mal die renommierte Fachklasse für Grafik schliessen: Die teuren Möblierungen und Umzugskosten nach Emmenbrücke einsparen und die hohen Lohnkosten der Dozenten gleich mit. Werkstätten für die Studierenden braucht es auch nicht mehr: Kann alles am Computer simuliert und notfalls mit 3-D-Druckern bewerkstelligt werden. 

Als nächstes werden wohl die Kulturförderung gestrichen, das KKL geschlossen, die Swisslos-Erträge für den Strassen-Aus- und Neubau transferiert. 

Was geht nur in den Köpfen der Verantwortlichen vor? Ich weiss es nicht, ahne aber nichts Gutes, erfreue mich aber weiterhin an der Existenz eines kreativen, praktischen Kultur-Schaffenden.  

Niklaus Lenherr, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/