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Kolumne der Redaktion

11.06.2015

Integer, unbeugsam, überragend: Die Luzerner SP trauert um Franz Zimmermann

Der langjährige Stadtluzerner SP-Grossrat Franz Zimmermann ist tot. Er starb im 96. Altersjahr. Franz Zimmermann war eine starke, respektierte Persönlichkeit von ausserordentlichem Profil und Format, welche die Sozialdemokratische Partei der Stadt Luzern während Jahrzehnten mitprägte.


1. Mai 2013: Franz Zimmermann am Umzug zum Tag der Arbeit durch die Luzerner Innenstadt. Rechts: Hugo Fessler, früherer SP-Grossrat und Präsident des Luzerner Stadtparlaments.

Anfangs Oktober 2013: Franz Zimmermann bei sich zuhause in der ABL-Wohnung am Böshüsliweg 6 in Luzern.

Bilder: Herbert Fischer

Die Nachricht von seinem Tod ist den amtlichen Mitteilungen in der heutigen «NLZ» zu entnehmen.

«Zimmermannfranz», wie er überall hiess, ist in den letzten Monaten auffällig schwächer geworden und auch seine Diskussionfreudigkeit liess unverkennbar und unaufhaltsam nach; das waren keine guten Zeichen. 

Der gelernte Metzger hatte in jungen Jahren zu den SBB gewechselt, wo er bis zu seiner Pensionierung als Zugführer arbeitete. 1942 trat er in den SEV (den Schweizerischen Eisenbahnerverband) ein, in dem er verschiedene führende Funktionen innehatte; 1945 erfolgte sein Beitritt zur SP. Auch bei den «Naturfreunden» - einer Organisation, die in der einst stolzen Arbeiterkultur- und -Sportbewegung wurzelt und während Jahrzehnten eine ihrer starken Säulen war - spielte er eine wichtige Rolle. Während mehrerer Legislaturperioden war er Mitglied des Grossen Rates.

Franz Zimmermann verstand sich immer als Linker, was in der SP so nicht alle waren und sind, und weswegen er in der Grossratsfraktion manchen Strauss austrug. Doch er war in der Partei fest verankert und wenn er sprach, wurde es mäuschenstill. Vor allem die JungsozialistInnen verehrten ihn.

Unglaublich belesen, messerscharf in seinen Analysen und brillant und präzis in seinen Worten gehörten seine Auftritte zu den Rosinen jener SP-Versammlungen, an denen er teilnahm. In den letzten Jahren ärgerte er sich zunehmend darüber, dass dort aus seiner Sicht zuwenig über Grundsätzliches diskutiert wurde. 

Er sprach druckreif. Das zeigte sich auch bei mehreren Interviews, die ich mit ihm führen durfte, beim Abschreiben seiner Aussagen. Sie brauchten bloss ins Hochdeutsche übersetzt, aber niemals umformuliert zu werden. Man hätte meinen können, er habe ein Leben lang nur Reden gehalten und Interviews gegeben, so perfekt waren seine Auftritte.

Geradezu verletzt hat ihn, dass die Volkshausgenossenschaft, in der die SP und die Gewerkschaften eine zentrale Rolle spielen, ihr Haus am Pilatusplatz in Luzern verlottern liess und schliesslich verkaufen musste.

Unerbittlich und gnadenlos waren seine Urteile, als die realsozialistischen Staaten implodierten und Fakten zuhauf bekannt wurden, die er nie für möglich gehalten hätte. Er sah sich um seine Vision geprellt: «Mit dem Sozialismus, den ich immer gemeint habe, hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun», sagte er mehr als einmal.

Franz Zimmermann hat vor wenigen Jahren seine geliebte Gattin Gritly verloren; der Ehe waren drei Töchter und ein Sohn entsprossen. Ihnen und ihren Familien sind jetzt alle, die diese integre, unbeugsame und überragende Persönlichkeit geschätzt und gerne gehabt haben, herzlich verbunden. Die Werte, die er vermittelt und verkörpert hat, werden über seinen Tod hinaus währen. 

Die Trauerfeier findet statt am Freitag, 19. Juni um 9.30h in der Abdankungshalle des Friedentals Luzern. Es wird der Corale Pro Ticino auftreten, in dem der Verstorbene mitgesungen hatte. 

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Schüler und Weggefährte von Franz Zimmermann, Luzern

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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/