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Kolumne der Redaktion

25.05.2015

In Amerika habe ich erlebt, wie private Radio- und TV-Sender funktionieren

Es sind harte Zeiten für SRG-Supporter wie ich einer bin. Der Freundeskreis bevorzugt YouTube als neuen Informationskanal, Unternehmer scheinen blind der Propaganda des Schweizerischen Gewerbeverbandes zu folgen und unsere Sektionsmitglieder sind auch nicht mehr die Jüngsten.


Christian Macek ist Vorstandsmitglied der SRG-Sektion Luzern.

Wenn ich – zum Beispiel an der LUGA – die SRG-Trägerschaft an einem Stand vertrete, muss ich mir jeweils so Einiges anhören. Denn Jeder bezahlt ja Gebühren und fast Jeder sieht fern und hört Radio, also weiss Jeder wie «es» (besser) machen müsste. Kommt hinzu, dass niemand gerne Rechnungen bezahlt und dass das SRG-Bashing momentan gross in Mode ist. Und zwar bei den Politikerinnen und Politkern ebenso wie bei gewissen Medien.  

Ein undankbarer Job also, bei dem ich mich schon immer mal wieder frage, warum ich mir das eigentlich antue. Wenn ich mir diese Frage jeweils stelle, gibt es zwei Gedanken, welche mich wieder motivieren, für eine starke SRG zu kämpfen.  

Erstens glaube ich daran, das Informationen für Alle verfügbar sein sollte, und nicht nur für diejenigen, die es sich leisten können. Deshalb braucht es ein solidarisches System. 

Zweitens hat mir meine Zeit in den USA vor Augen geführt, wohin ein System führen kann, in welchem es kein gebührenfinanziertes TV und Radio gibt. Erst in den drei Jahren, die ich in Indiana, San Francisco und New York verbracht habe, habe ich gemerkt, wie wertvoll unser SRF doch ist. 

Sendungen wie «Echo der Zeit» und die «Rundschau» können Themen unabhängig behandeln, denn das SRF kann – dank den Gebühren – das Abspringen eines Werbekunden verkraften. Private Sender können das weniger, weshalb es zu meiner Zeit in den USA zu gewissen Themen einfach keine Informationen gab. Themen die gerne verschwiegen werden, sind zum Beispiel die Landwirtschaft und die Tierhaltung, die Gentechnik, die hohe Anzahl der Häftlinge in US-Gefängnissen und noch viele weitere politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich brisante Fragen.  

Der einzige Sender, welcher über diese Themen sachlich und fundiert recherchiert berichtet hatte, war das NPR, das öffentliche Radio (National Public Radio). Eine öffentliche TV-Anstalt gibt es längst nicht mehr.  

Ein gebührenfinanziertes System kennen die USA nicht. Wer also an bestimmte Informationen kommen will, welche die Privatstationen verschweigen – zum Beispiel aus Angst, Werbegelder zu verlieren –, muss NPR hören. Und ein «Müssen» ist es deswegen, weil auf 60 Minuten Sendezeit etwa 20 Minuten Spendenaufrufe kommen. Das ist zwar werbefrei, aber trotzdem kein Genuss. 

Dieses System hat dazu geführt, dass «Fox News» zu dem meistgesehenen Nachrichtensendern der USA geworden ist. «Fox News» gehört dem Medienmogul und Milliardär Rupert Murdoch und verfolgt eine extrem neo-liberale Politik. Das Verletzen journalistischer Grundsätze ist bei «Fox-News» an der Tagesordnung. 

Die Vorstellung, dass es auch in der Schweiz dereinst nur noch private Medien geben könnte, ist es also, die mich weiterhin für eine starke SRG kämpfen lässt.  

Oder möchten etwa Sie, dass Blocher-TV plötzlich die meistgesehene News-Sendung der Schweiz ist? Und zwar nicht etwa, weil Alle sie so gut finden, sondern weil es schlichtweg keine Alternativen gibt.

Christian Macek, Vorstandsmitglied der SRG-Sektion Luzern und Inhaber einer Online Marketing Agentur, Luzern

Dieser Text ist zuerst im «Link» (Ausgabe 3 / 2015) erschienen, dem sechsmal jährlich erscheinenden Bulletin für die Mitglieder der SRG-Trägerschaft in der Deutschschweiz.


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/