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Kolumne der Redaktion

03.12.2014

Wie sich die Katholische Kirche auch in Luzern weiter entwickeln soll

Die Sitzung des Grossen Kirchenrates der Katholischen Kirchgemeinde Luzern vom heutigen Mittwoch (3. Dezember 2014) stand ganz im Zeichen der Gesamtplanung 2015 bis 2019. Diese beinhaltet den Voranschlag für das Jahr 2015 und macht konkrete Vorgaben für den weiteren Weg der Seelsorge in der Stadt Luzern.


Der 30-köpfige Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Luzern tagte heute Mittwoch im Pfarreisaal von St. Karl.

Kirchmeierin Susanna Bertschmann erläutert den Voranschlag 2015. In der Mitte: Kirchenrat Herbert Mäder und rechts Kirchenrat Martin Zurfluh.

Bilder: Urban Schwegler

Das Kirchenparlament der Katholischen Kirchgemeinde Luzern befasste sich mit der Gesamtplanung 2015 bis 2019. Die 30 im Pfarreisaal von St. Karl tagenden Rätinnen und Räte stimmten dem Voranschlag ohne Gegenstimme zu. Dieser sieht einen Aufwand von 23 935 293 Franken sowie einen Gesamtertrag von 23 000 600 Franken vor.
 
Markanter Rückgang bei den Steuern

Die Gründe für den budgetierten Aufwandüberschuss von 934 693 Franken liegen in erster Linie bei tieferen zu erwartenden Steuererträgen: «Bei gleich bleibendem Aufwand liegen die prognostizierten Steuererträge um 1,2 Millionen Franken unter dem Vorjahresbudget», erklärte Kirchmeierin Susanne Bertschmann. Zwar basiere der budgetierte Steuerertrag der Kirchgemeinde auf den Berechnungen der Stadt Luzern. «Die optimistischen Prognosen der Stadt aber können nicht eins zu eins auf die Kirche übertragen werden», so Bertschmann. 

Bei den juristischen Personen sei der Rückgang zum einen auf die Revision des Unternehmenssteuergesetzes zurückzuführen. Dazu kommt, dass nur Unternehmen mit Sitz auf dem «alten» Stadtgebiet ihre Steuern an die Kirchgemeinde Luzern entrichten. Die Stadtteile Littau und Reussbühl haben je eigene Kirchgemeinden, die ihre Steuereinkünfte von den dort angesiedelten Unternehmen beziehen. 

Bei den natürlichen Personen gehen die Steuern unter anderem aufgrund der negativen Mitgliederentwicklung weiter zurück. Mit Blick auf die Zukunft hofft die Kirchmeierin: «Betrachten wir die Situation verhalten optimistisch, dürfen wir davon ausgehen, dass ein Teil des von der Stadt prognostizierten Zuwachses auch bei uns greifen wird und wir mit Mehreinnahmen rechnen dürfen.»
 
Kirchensteuer trotz Budgetdefizit unverändert

Ein Teil der Steuerausfälle soll mit Erträgen aus dem Finanzvermögen kompensiert werden. Dazu gehören beispielsweise Erträge aus eigenen Immobilien. Susanna Bertschmann betonte, dass diese keinem spekulativen Zweck dienten, sondern vor allem dazu, kirchliche Aufgaben wie das soziale Engagement oder die Jugendarbeit weiter finanzieren zu können.

Der Finanzplan geht von Defiziten bis zum Jahr 2018 aus; ab 2019 wird wieder ein positives Ergebnis erwartet. Aufgrund dieser Aussichten wurde der Steuerfuss unverändert bei 0.25 Einheiten belassen.

Mit dem Voranschlag der Investitionsrechnung beschloss der Grosse Kirchenrat Investitionen von insgesamt rund 3,2 Millionen Franken, darunter 910 000 Franken für die Sanierung des Pfarreisaals St. Anton. Weiter voran schreiten die Planungen für den «Wäsmeli Träff», einem Zentrum mit Begegnungsräumen, Läden und Alterswohnungen im Luzerner Wesemlin-Quartier sowie für die Erneuerung der Peterskapelle. Für beide Projekte werden gemäss Kirchenrat Herbert Mäder anfangs 2015 Architekturwettbewerbe ausgeschrieben.
 
Kontinuität in der pastoralen Planung

In engem Zusammenhang mit der Finanzplanung steht die zukünftige Ausgestaltung der Seelsorge in der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Bereits im Mai 2013 hat das Kirchenparlament im Sinne einer Bündelung der Kräfte vier Schwerpunkte für die Jahre 2014 bis 2020 zur Kenntnis genommen: Präsenz der Kirche in Quartieren und Zentrum, Aufbau einer Citykirche, Fokus auf Kinder und Jugendliche sowie soziales Engagement. Nach entsprechenden Vorarbeiten im vergangenen Jahr wird dieser Weg nun weitergeführt und konkretisiert. So sieht das Jahresprogramm 2015 vor, dass Hauptprojekte zu den Schwerpunkten «Quartier/Zentrum», «City-Pastoral», «Familienpastoral» und «Junge Erwachsene» in Angriff genommen werden.

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Hören auf die Zeichen der Zeit

Zum Einstieg in den geschäftlichen Teil der Sitzung befassten sich die Mitglieder des Grossen Kirchenrates mit der Zukunft der Kirche in einem sich wandelnden Umfeld. Der Pastoraltheologe Manfred Belok lieferte dazu ein Inputreferat mit dem bezeichnenden Titel: «Warum und in welche Richtung eine Stadtkirche wie Luzern sich ändern muss, wenn sie auf die Zeichen der Zeit hört.»

Belok ist Professor an der Theologischen Fakultät Chur. Er formulierte eine zentrale Voraussetzung für eine zukunfts- und handlungsfähige Kirche: «Kirche soll sich auf die Wirklichkeit der Menschen einlassen. Und diese sind sehr unterschiedlich.» Darunter sei kein Anbiedern an einen flüchtigen Zeitgeist zu verstehen, sondern die notwendige Auseinandersetzung mit einem veränderten Umfeld: Religion wird wahrgenommen als gesellschaftlicher Teilbereich neben anderen. Die heutigen Menschen sind religiös selbstbestimmt und bewegen sich in einer pluralistischen und multikulturellen Gesellschaft. Gleichzeitig schwinden die Mitgliederzahlen der grossen Landeskirchen, während bei den Mitgliedern die Zahl der Kirchennahen, die regelmässig kirchliche Angebote nutzen, seit Jahrzehnten rückläufig ist. Zu beobachten sind zunehmend «Pendel-Existenzen», die sich in verschiedenen Lebenswelten bewegen.

«Einladend und beweglich»

Damit es der Kirche gelingt, sowohl die «Zeichen der Zeit» zu beachten als auch ihrem Auftrag treu zu bleiben, muss sie gemäss Manfred Belok ihr Handeln an Jesus und seiner Frohen Botschaft ausrichten und den Menschen dienen. Gleichzeitig soll sie die aktuelle Situation in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ernst nehmen.

Unter Beachtung dieser Kriterien könne die Kirche glaubwürdig «einladend und beweglich» in die Zukunft gehen. Belok erwartet von einer Stadtkirche, dass sie sich an Lebensräumen und Milieus orientiert und sich auf die Gesellschaft, in der sie sich bewegt, einlässt. Wichtig sei zudem, dass sie Partnerschaften eingeht, auch mit Organisationen und Gruppen von ausserhalb der Kirche.

Urban Schwegler, Kommunikationsbeauftrager der Katholischen Kirche Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/