das gesamte meinungsspektrum lu-wahlen.ch - Die Internet-Plattform für Wahlen und Abstimmungen im Kanton Luzern

Spenden für Verein lu-wahlen.ch

Diese Website gefällt mir! Um weitere Beiträge darauf zu ermöglichen, unterstütze ich lu-wahlen.ch gerne mit einem Betrag ab CHF 10.-

 

 

Kolumne der Redaktion

10.05.2012

Richterämter sind verpolitisiert


Wie war es bloss möglich, dass das Justizsystem in Kanton Schwyz so ins Wanken geraten konnte? Unser Rechtsstaat funktioniert unabhängig von politischen Einflüssen, haben wir bis jetzt geglaubt. Jetzt aber zeigt sich, dass – zumindest im Kanton Schwyz – genau dies nicht der Fall ist.


Auch am Schweizerischen Bundesgericht in Lausanne bilden die Parteizugehörigkeiten der RichterInnen die Kräfteverhältnisse in der Bundesversammlung ab, ihrer Wahbehörde.<br><br>Bild: Herbert Fischer

Auch am Schweizerischen Bundesgericht in Lausanne bilden die Parteizugehörigkeiten der RichterInnen die Kräfteverhältnisse in der Bundesversammlung ab, ihrer Wahlbehörde.

Bild: Herbert Fischer

Wie war es bloss möglich, dass das Justizsystem in Kanton Schwyz so ins Wanken geraten konnte? Unser Rechtsstaat funktioniert unabhängig von politischen Einflüssen, haben wir bis jetzt geglaubt. Jetzt aber zeigt sich, dass – zumindest im Kanton Schwyz – genau dies nicht der Fall ist.

Unser demokratisches System kennt die Gewaltenteilung mit der Legislative (Parlament), der Exekutive (Regierungsrat) und der Judikative (dem Gericht). Diese drei Gewalten haben unter anderem die Aufgabe, sich gegenseitig zu kontrollieren und zu intervenieren, wenn eine von ihnen unser Rechtssystem nicht respektiert. 

Heute werden Richter und Staatsanwälte nach Parteistärken durch die Kantonsparlamente gewählt. Wer Mitglied einer Partei ist und sich über Mindestqualifikationen ausweist, kann durch den jeweiligen Ausschuss, der aus amtierenden Richtern besteht, zur Wahl vorgeschlagen werden.

Wohlverstanden: Die minimalen Anforderungen genügen bereits, es werden nicht etwa besondere Qualitäten verlangt. Als Gegenleistung fliesst in mehreren Kantonen nach erfolgter Wahl ein Teil des Richterlohns, was bekanntlich nicht wenig ist, in die Kasse jener Partei, die den Amtsinhaber vorgeschlagen hat. 

Richter sind also von ihren Parteien abhängig, denn sie wollen von ihnen ja wieder nominiert werden für die nächste Amtszeit. Und die Parteien ihrerseits sind von den Richtern abhängig, weil sie deren Geld brauchen.

Die Konsequenz: Nicht die fachliche Qualifikation entscheidet in erster Linie darüber, wer Richterin oder Richter wird, sondern entscheidend ist, wer im richtigen Zeitpunkt für die richtige Richterstelle in der richtigen Partei ist. Dieser Mechanismus, also diese gegenseitige Abhängigkeit der Parteien und Richter wurde bis zum Schwyzer Justizskandal öffentlich nie wirklich in Frage gestellt worden. Darum ist diese Debatte überfällig.

Lathan Suntharalingam, SP-Kantonsrat, Luzern


Teilen & empfehlen:
Share    
Kommentare:

Keine Einträge

Kommentar verfassen:

Ins Gästebuch eintragen
CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz  

Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


treten Sie mit lu-wahlen.ch in Kontakt

1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/