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Kolumne der Redaktion

22.10.2014

Die Nomination Damian Müllers als FDP-Ständeratskandidat ist eventuell ein Betriebsunfall

Überraschend haben die Freisinnigen am Montagabend (20. Oktober) an ihrer DV in Menznau den Hitzkircher Kantonsrat Damian Müller - mit 30 Lenzen für einen Ständerat etwas gar jung - und nicht wie erwartet ihren Kantonalpräsidenten und bisherigen Nationalrat Peter Schilliger als Ständerat nominiert. Was hat Peter Schilliger falsch gemacht? Was wollen uns die Freisinnigen mit diesem Entscheid genau sagen?


Der Hitzkircher Kantonsrat Damian Müller erhielt an der Delegiertenversammlung der FDP.die Liberalen in Menznau als Ständeratskandidat 222 Stimmen.

Nationalrat Peter Schilliger (Udligenswil, rechts) erhielt überraschenderweise nur 127 Stimmen.

Bild: Herbert Fischer

Dass eine junge Politikerin oder ein junger Politiker nicht die gleiche Erfahrung und das gleiche kantige Profil haben können wie ältere KollegInnen, versteht sich von selbst. Das trübt die Freude darüber nicht, dass FDP.die Liberalen einer jungen Kraft «eine Chance geben» will, wie es nun da und dort so schön heisst.

Die Frage ist hier allerdings eine andere, nämlich eine hintergründige: Ist die Nomination Damian Müllers nicht primär eine Nicht-Nomination Peter Schilligers? Vieles deutet darauf hin.

Ihm wird unter anderem vorgeworfen, er habe nach der Ankündigung von Georges Theiler, 2015 als Ständerat nicht mehr anzutreten, etwas gar rasch sein Interesse für dieses Amt angemeldet. Mit offensichtlich üppigen finanziellen Mitteln im Rücken habe er seine parteiinterne Kandidatur zudem von der PR-Agentur apimedia in Adligenswil tüchtig pushen lassen. Das ist jene Agentur, welche die ziemlich missglückte Kampagne gegen die ZHB-Initiative der Grünen in der Stadt Luzern verantwortet und die sich bereits von Otto Ineichen hatte vergolden lassen, den Schilliger seit dessen Tod im Nationalrat ersetzt. 

Szenenwechsel: Selbiges spielt sich derzeit in der SP des Kantons Luzern ab, wo die frühere Krienser Gemeindepräsidentin ihren Auftritt an der Nominationsversammlung ihrer Partei am 22. November in Adligenswil offensichtlich ebenfalls mit erheblichen Geldern und professionellen HelferInnen mit beeindruckender Zielstrebigkeit vorspurt.

Wie bei den Freisinnigen am Beispiel Schilligers wird auch in den sozialdemokratischen Reihen kritisch beäugt, dass Helene Meyer-Jenni - im buchstäblichen Sinne: «koste es, was wolle» - auf Teufel komm raus als Regierungsrätin aufgestellt werden will. Auch das könnte also gründlich misslingen.

Zurück zur FDP. Für eine Ferndiagnose eignet sich die DV der Partei am Montagabend in Menznau nicht; zumal ebenso unklar ist, welche Stimmungen in deren Vorfeld warum genau entstanden sind und welche Rolle sie am Schluss gespielt haben. Hingegen ist das Resultat eindeutig. Müller erhielt als Ständerat 222, Schilliger 127 Stimmen. Das macht Schilligers Niederlage noch schmerzlicher. Umso eindrücklicher waren nachher seine souveränen und grundehrlichen Reaktionen gegenüber «Tele1» und dem «Regionaljournal».

Bereits ist aus FDP-Kreisen zu hören, «so» seien die Stimmen für Müller «allerdings auch wieder nicht gemeint gewesen». Vielmehr hätte «bloss» erreicht werden sollen, dass Schilliger zwar nominiert, allerdings an der DV nicht einfach «durchgewinkt» werde; dass also Müller ein beachtenswertes Resultat erreichen sollte, womit der Unmut gegenüber Schilliger demonstriert gewesen wäre. Kam dazu, dass Schilligers Wahlchancen klar höher eingestuft wurden, als diejenigen von Damian Müller, was fraglos zutrifft. Zumindest die SVP und die SP lachen sich ob dieser Nomination nun ins Fäustchen.

FDP-Ständeratskandidat Damian Müller hat nun ein ganzes Jahr Zeit, sich zu profilieren und zu positionieren. Mehr jedenfalls als in einem heutigen «Interview» in der «NLZ» (siehe unter «Dateien»), das auch aus einem anderen Grund wohl kaum in die Hitparade der Meisterwerke zeitgenössischer Publizistik eingehen wird. Es zeigt die offensichtliche Überforderung der Redaktion der «Neuen Luzerner Zeitung», ein überraschendes Ereignis wie die FDP-DV vom Montagabend in Menznau so zu referieren und zu verorten, dass die LeserInnen Hilfestellung in ihrem Willen spüren, sich eine eigene Meinung zu bilden. Aber das in dieser Redaktion weitgehend fehlende politische Sensorium und ihre ganz offensichtlichen handwerklichen Defizite sind bekanntlich ein anderes Thema.

In diesem einen Jahr bis zum Wahltag 18. Oktober 2015 wird sich Damian Müller da und dort gewiss auch einer Frage immer wieder stellen müssen: wie kann er in einer Debatte über einen Vorstoss von ihm genau das Gegenteil des Vorstosses vertreten, den er eingereicht hatte? Siehe dazu unter «Links»: Müllers Vorstösse im Kantonsrat mit den entsprechenden Ratsprotokollen.

Zumindest für Unterhaltung scheint mit dieser Nomination gesorgt zu sein.

Herbert Fischer, Redaktor www.lu-wahlen.ch - das ganze meinungsspektrum, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/