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Kolumne der Redaktion

02.10.2014

ZHB-Initiative: So reagieren schlechte Verlierer

Da reibt man sich ja schon die Augen: die Stadtbevölkerung stimmt mit 75,66 Prozent der Initiative zur Rettung der ZHB zu. Viel deutlicher könnte die Abfuhr für die Neubaupläne bürgerlicher Kantonsräte nicht ausfallen. Doch statt dieses Resultat zu akzeptieren und die schon einmal vom Kantonsrat beschlossene Sanierung endlich umzusetzen, drehen die Sprecher der bürgerlichen Parteien weiter an der Schraube.


Nur die Gebäudehülle sei unter Schutz gestellt, zum Inhalt sei nichts gesagt. Das ist reine Zwängerei von schlechten Verlierern. Der Kanton Luzern hat als einer von wenigen Kantonen ein Bibliotheksgesetz, ein etwas weitsichtigerer Kantonsrat als der heutige hat dieses einmal verabschiedet. 

Dieses Gesetz schreibt vor, dass der Kanton eine Zentral- und Hochschulbibliothek betreibt. Natürlich schreibt das Gesetz nicht vor, wie und wo diese Kantonsbibliothek betrieben werden soll. 

Um ihren Auftrag im Bereich der Bewahrung und Vermittlung des kulturellen Erbes des Kantons und im Bereich der Versorgung der Bevölkerung sowie der Hochschulangehörigen mit wissenschaftlicher Information erfüllen zu können, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. 

Man kann durchaus darüber diskutieren, wie diese Bedingungen ausgestaltet werden, aber einige Aspekte sind evident: die Kantonsbibliothek steht in allen Kantonen im Kantonshauptort; die Zentralbibliothek befindet sich an zentraler Lage; die Universitätsbibliothek liegt in unmittelbarer Nähe der Uni. Die Bibliothek bietet Raum für Medien, wobei das in Luzern vorgesehene Konzept mit der Auslagerung von selten genutzten Beständen in ein kooperativ betriebenes Aussenmagazin (Speicherbibliothek) ausgesprochen fortschrittlich und zukunftsgerichtet ist. 

Dadurch werden im Zentrum dringend benötigte Flächen frei, die für neue Aufgaben der Bibliothek benötigt werden. Diese neuen Aufgaben sind die Antwort auf die Frage, ob es denn künftig noch Bibliotheken brauche. Ja, es braucht sie weiterhin.

Hochschulbibliotheken sorgen dafür, dass die Hochschulangehörigen die für Lehre und Forschung benötigten wissenschaftlichen Informationen erhalten. Wer denkt, dass ja alles im Internet vorhanden sei und Google alles liefere, verkennt, dass die kommerziellen Suchmaschinen nur einen kleinen Teil des (sichtbaren) Internet absuchen und dass die angezeigte Information auf intransparente Weise gefiltert wird. 

Bibliotheken sorgen nicht nur für vertrauenswürdige und qualitätsgeprüfte Inhalte, sondern sie vermitteln heute auch die Fähigkeiten und das Wissen, damit Studierende und die Öffentlichkeit die für sie relevanten Informationen finden und bewerten können, welche Informationen von hoher Qualität sind. 

Eine zunehmend wichtige Aufgabe besteht darin, den an die didaktischen Konzepte des Hochschulunterrichts angepassten Lernraum zur Verfügung zu stellen. Da immer öfter Selbststudium und Gruppenarbeiten gefordert werden, bieten Hochschulbibliotheken heute auch entsprechende Räume mit der benötigten Infrastruktur an. Hinzu kommen die Aufgaben einer öffentlichen Kantonsbibliothek, die vorwiegend im Bereich der Bewahrung des kulturellen Erbes und dessen Vermittlung besteht. 

Dies alles ist im Konzept für die Sanierung, das 2010 vom Kantonsrat zunächst gutgeheissen worden war, mit berücksichtigt gewesen. Man hätte diese Sanierung, die von den Bibliotheksverantwortlichen seit 35 Jahren gefordert wird, für rund 18 Mio. Franken realisieren können. 

Der Kantonsrat hat mit dem Stopp und der nicht durchdachten Idee einer Zusammenlegung mit dem Kantonsgericht für unnötige zusätzliche Kosten gesorgt. Dass die bürgerlichen Exponenten dies nicht einsehen und nach verlorener Abstimmung nun die Grundsatzfrage stellen, ist reine Zwängerei und entlarvt sie als schlechte Verlierer.

Rudolf Mumenthaler, Luzern / Chur


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/