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Kolumne der Redaktion

17.09.2014

ZHB-Initiative: Kann irgendjemand dieses Nein-Komitee ernst nehmen?

Nur drei Wochen vor dem Abstimmungstermin hat sich ein Komitee gegen die grüne ZHB-Initiative gebildet. Es fragt sich allerdings, ob diese Gruppe ernst genommen werden kann.


Der Flyer des Nein-Komitees: Wie eine wuchtige Wand wirkt der ZHB-Neubau. Das Vögeligärtli bleibe auch so «vollumfänglich erhalten», behauptet diese Gruppe, die sich erst drei Wochen vor dem Abstimmungstermin formiert hat.

Es mag ja weiss Gott gute Gründe geben, gegen die Initiative der Grünen zu sein, die den Abbruch und den Neubau der ZHB verhindern will. Und vor allem: die das beliebte Vögeligärtli so belassen will, wie es ist. 

Das Vögeligärtli gehört nämlich zu Luzern wie das Inseli, die Uufschötti, der Richard Wagner-Park, das weitestgehend frei zugängliche Seeufer und andere solche öffentlichen Freiräume. Wer sie auch nur antasten will, verbrennt sich dabei garantiert die Finger

Ginge es diesem Nein-Komitee – gebildet aus Kreisen um die städtische CVP-Präsidentin Andrea Gmür-Schönenberger und um FDP-Präsident Daniel Wettstein, dessen Partei allerdings klar für die Initiative ist – wirklich darum, eine ernsthafte Diskussion über diese Fragen zu führen, so hätte es sich schon längst formiert und nicht erst so kurz vor dem 28. September. Zudem bedurfte seine Gründung zuvor eines merkwürdig zustandegekommenen Beschlusses der städtischen CVP, der Bevölkerung ein Nein zu empfehlen (siehe weiter unten: «In Verbindung stehende Artikel» vom 9. September 2014: Ganz klar für die ZHB-Initiative und vor allem: Hände weg vom Vögeligärtli). 

Dieses Nein-Komitee fand sich also erst zusammen, nachdem diese unerwartete Nein-Parole der CVP erfolgt war. Ein entschlossenes und damit glaubwürdiges Vorgehen ist das nicht. Es ist ein Mosaikstein, der ins irritierende Bild passt, das diese Gruppierung bietet. Allein das schwächt ihre Argumente.  

Das Nein-Komitee schreibt auf einem Flyer: «Wussten Sie, dass ein Neubau nicht höher zu stehen kommt als die Nachbarhäuser?» Das Vögeligärtli bleibe allerdings «vollumfänglich erhalten».

Sowas muss man zweimal lesen, um es zu glauben. Das Vögeligärtli lebt doch gerade davon, dass die heutige ZHB nicht so hoch ist wie die anderen Häuser rundherum. Es ist doch nicht dasselbe, ob im Vögeligärtli die heutige ZHB steht oder ein Klotz, dessen Volumen ein Vielfaches beträgt. Die «NLZ» hat das verdienstvollerweise in ihrer Ausgabe vom letzten Montag (15. September) thematisiert und mittels eines Vergleichs gut gezeigt (siehe unter «Dateien»). 

Selbst also, falls das Vögeligärtli auch nach einem Neubau in seinem Grundriss die gleichen Dimensionen hätte, wäre seine räumliche Wirkung wegen eines sechsgeschossigen Neubaus eine ganz andere, weitaus weniger offene, was seine Qualität erheblich schmälert.

Der Clou aber, den dieses Komitee bietet: es verwendet in seinem Flyer selber eine Fotomontage, die genau diese wuchtige Wand des Neubaus aufzeigt (siehe Bild rechts). Es zerstört also seine eigene «Argumentation», wonach das Vögeligärtli «vollumfänglich erhalten bleibt». Es fragt sich somit, für wie blöd dieses Komitee die LuzernerInnen hält.

Weiter schreibt das Komitee in diesem Flyer, es sage Nein zur ZHB-Initiative, «weil wir in einer Demokratie keine Maulkörbe oder Boykottaufrufe dulden». Was das Komitee da meint ist der Aufruf diverser Architekten- und anderer Berufsverbände an ihre Mitglieder, sich nicht am Wettbewerb für einen Neubau zu beteiligen, wie ihn Kantonsrätin Gmür mit ihrer Motion und eine hauchdünne Mehrheit des Kantonsrates (mit 56:55 Stimmen, beschlossen am 6. November 2012) wollen. 

Dieser Aufruf war absolut nachvollziehbar begründet und private Organisationen werden doch wohl ihren Mitgliedern mitteilen dürfen, was sie vom unsäglichen ZHB-Drama halten. 

Mit der grünen Initiative, über die wir am 28. September abstimmen, hat der Aufruf der Fachorganisationen absolut nichts zu tun und reihum fragt man sich auch, warum dieses Komitee so haarsträubende «Zusammenhänge» zu konstruieren versucht.

Es ist allerdings gut zu wissen, dass diese Initiative auf bestem Weg ist, ein sehr gutes Resultat zu erreichen. Pessimisten gehen von 60 Prozent Zustimmung aus, andere von mehr oder gar viel mehr Ja-Stimmen. Es beruhigt auch die Gewissheit, dass die Nein-Parole der städtischen CVP in ihrer Parteibasis gar nicht gut ankommt. 

Und unter Freisinnigen wird inzwischen offenbar die Frage diskutiert, ob ihr Grossstadtrat Daniel Wettstein als städtischer Parteipräsident die richtige Besetzung ist. Dies, nachdem seine FDP die Ja-Parole beschlossen hat, er aber bei der ZHB-Abstimmung im Nein-Komitee mitmacht. 

Herbert Fischer, Gründer und Redaktor www.lu-wahlen.ch, Mitglied des Unterstützungskomitees für die ZHB-Initiative, Luzern    


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/