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Kolumne der Redaktion

28.03.2014

Paul Otte über HAS als AG: Sorgen und Skepsis sind fehl am Platz

Am 18. Mai 2014 stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Luzern über die Auslagerung ihrer Heime in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft ab. Dabei handelt es sich nicht um eine AG in privatem Besitze, sondern sie wird zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Luzern bleiben.


Paul Otte leitet das Pflegeheim Steinhof in Luzern.

Zugegeben, eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, und so ist es auch mit dieser Auslagerung. Ich vertrete den Grundsatz, die Führung eines Heimes hänge nicht von der rechtlichen Form der Trägerschaft ab. Ein Heim kann schlecht oder gut geführt sein sowohl unter einer privatwirtschaftlichen als auch unter einer öffentlich-rechtliche Trägerschaftt. Es kommt auf die Menschen an, die letztlich in der Verantwortung stehen. 

Ich wehre mich vehement gegen die Schlechtmacherei durch die SP gegenüber den privaten Heimen. Unser Personal ist weder schlechter gehalten, noch erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner eine mindere Pflege. Ein privat geführtes Heim, das nicht  Tag für Tag den Fokus auf das Wohl seiner Bewohnerinnen und Bewohner setzt, würde innert kürzester Zeit seinen Ruf schädigen, die Belegungsquote ginge zurück, und der finanzielle Ruin wäre vorprogrammiert. Nicht anders verhält es sich beim Personal. In einem derart ausgetrockneten Arbeitsmarkt, wie er beim Gesundheitspersonal herrscht, könnte ein Heim seine Kernaufgabe über kurz oder lang gar nicht mehr wahrnehmen, würden wir nicht zum Personal schauen. 

Die Pionierrolle von privaten Heimen

Die privaten Heime haben in der Stadt Luzern eine Pionierrolle. Die Trägerschaft der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf gründete 1898 die Spitex in Luzern. Seit diesem Datum ist der Steinhof gemeinnützig tätig. Übrigens heute noch, weil die Trägerschaft auf einen Teil der ihr zustehenden Miete verzichtet. Nicht nur der Steinhof, auch das Elisabethenheim (im Besitze der Spitalschwestern), das Unterlöchli (im Besitze der Gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt Luzern) und das St. Raphael (im Besitze der St. Anna Schwestern) sind heute noch gemeinnützig tätig. Vorbildlich sind sie auch in der Aufnahmepolitik. Der Steinhof beispielsweise nimmt seit Jahrzehnten auch jüngere, pflegebedürftige Menschen auf. Seit dem Um- und Neubau hat er sich vermehrt auf die Aufnahme von schwerstpflegebedürftigen Menschen konzentriert und sogar eine Pflegegruppe für teil- und vollbeatmete Bewohner und Patienten im Wachkoma geschaffen. So nebenbei: Noch heute wartet er vergeblich auf eine gerechte Finanzierung dieses Angebotes durch den Kanton!

Befreiung vom politischen Wasserkopf

All diese Heime werden durch einen Vorstand oder durch einen Verwaltungsrat normativ und strategisch geführt. Es ist wichtig, dass dieser Vorstand so zusammengesetzt ist, dass er über ein breites Wissen verfügt. Sei es in Unternehmensführung, Finanz- und Pflegepolitik, Medizin und in der Gesundheitspolitik. So zumindest ist es im Steinhof und wohl in den andern privaten Heimen der Fall. Wichtig ist auch, dass in operativen Belangen der Heimleitung ein grösstmöglicher Freiraum gewährt wird. Hier arbeiten die Fachleute Tag für Tag zum Wohl der Bewohner. Sie kennen die Umstände am besten, wissen darauf zur reagieren und beantragen die nötigen Mittel, falls es sie erfordert. Ein Heim muss rasch und flexibel reagieren können und nicht auf einen schwerfälligen, politischen Wasserkopf angewiesen sein, wo es leider hin und wieder mehr um Macht-  als um Sachpolitik geht. 

Heime der Stadt bleiben im Besitze der Stadt 

Was sich bei den privaten Heimen über die Jahre bewährt hat, will nun die Stadt Luzern mit einer kleinen organisatorischen Reform realisieren, ohne die Verantwortung zu verlieren. Die AG als neue Trägerschaft bleibt nämlich zu 100% im Besitz der Stadt Luzern. Wird nun alles besser, werden Sie sich fragen. Sicher nicht. Aber unter der Bedingung, dass der Verwaltungsrat seine Aufgaben normativ und strategisch wahrnimmt und den Heimen den Freiraum in operativer Hinsicht gewährt, den diese brauchen, um den Betrieb laufend optimal auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner ausrichten und sich besser entwickeln zu können. Die Kernaufgabe wird auch nach der Reform eine optimale Betreuung und Pflege der Menschen in der Stadt Luzern bleiben. Dafür gibt es heute schon bestens ausgebildete Heimleiter und Heimleiterinnen bei den städtischen Heimen, denen jedoch oft nicht die nötigen Kompetenzen zugestanden werden,  die sie für ein erfolgreiches Führen ihrer Heime bräuchten.

Ein Ja ist kein Freipass

Ich bin der Meinung, dass diese Reform zwingend nötig ist. Man muss den Heimen der Stadt Luzern zeitgemässe Voraussetzungen schaffen. Ich bin aber auch der Meinung, dass man die organisatorische Reform der städtischen Heime kritisch beobachten muss. Die heute gute Qualität in der Pflege und Betreuung darf sicher nicht schlechter werden, ganz im Gegenteil! Und die Trägerschaft muss weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Daran messen wir den Stadtrat von Luzern und die künftige Führungsmannschaft. Legen Sie demzufolge an der Urne am 18. Mai 2014 ein überzeugtes Ja ein und versäumen Sie nicht, den Prozess kritisch zu begleiten und die Politiker gegebenenfalls an ihre Versprechen zu erinnern.  

Politiker, schafft gute Rahmenbedingungen!

Der SP empfehle ich, sich dort einzusetzen, wo Gefahr tatsächlich droht, nämlich bei der Revision des Pflegefinanzierungsgesetzes. Es ist im Moment in Beratung im Kantonsrat. Hier geht es um Rahmenbedingungen, und da ist tatsächlich die Politik gefragt. Es gilt die Errungenschaften zu bewahren und zu verhindern, dass der Mittelstand bei einer Pflegebedürftigkeit wieder einem überproportionalen Vermögensverzehr ausgesetzt sein wird, wie dies vor 2011 der Fall war. Es darf keinen Rückschritt geben wie zur Zeit, als jene, die in Eigenverantwortung fürs Alter gespart haben, die Dummen waren! Warten wir mal ab, was im Moment in der Dunkelkammer der Politik ausgeheckt wird und wehren wir uns notfalls dagegen!

Paul Otte, Heimleiter Steinhof Pflegeheim, Luzern

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Dieser Beitrag von Paul Otte ist zuerst im «Steinhof-Blatt» erschienen, dem internen Bulletin des Heimes, das er leitet (siehe unter «Links»).


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/