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Kolumne der Redaktion

12.10.2013

Plakatfestival (3): Wie Luzerns Ruf als «Plakat-Stadt» entstand

Erich Brechbühl ist einer der Köpfe hinter dem Plakatfestival. lu-wahlen.ch sagt er, was ihn selber am Plakat fasziniert, warum Luzern eine «Plakat-Stadt» ist und was Niklaus Troxlers Schaffen von den Plakaten der Fünfziger Jahre unterscheidet.


Auch bei der Vernissage des Plakatfestivals erweist sich das einstige Schwimmbecken im früheren Hallenbad als multifunktionaler Raum: Sowohl als eine Art Tribüne für Zuschauer...

... wie zugleich auch als eine Art Bühne: Erich Brechbühl begrüsst die BesucherInnen als Präsident des Vereins Weltformat.

Tania Prill präsidiert die Jury des Studentenwettbewerbs, der heuer unter dem Thema Neugier steht.

Melk Imboden vom Vorstand des Vereins 100 beste Plakate.

Bruno Niederberger von der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG, links) mit Filippo Baraccani von der Hochschule für Künste in Bremen, der den Studentenwettbewerb gewann und von der APG einen Check erhielt.

Bilder Herbert Fischer

Herbert Fischer: Wird Luzern dank «Weltformat 13» zu einer «Plakat-Stadt»?

Erich Brechbühl: Ich denke, Luzern hat diesen Ruf bereits. Er sollte jedoch mehr inszeniert und zelebriert werden, denn es sind hier immerhin mehrere Gestalter mit nationaler und internationaler Ausstrahlung am Werk, teils seit Jahrzehnten sogar. Es geht darum, diesen Ruf zu festigen und weiter zu profilieren.

Welche Namen meinst Du?

Erich Brechbühl: Am bekanntesten sind sicher Niklaus Troxler und Melk Imboden, die sich beide für unser Plakatfestival hier in Luzern engagieren. Aber ich nenne auch Megi Zumstein & Claudio Barandun, Felix Pfäffli, Fabienne Burri & Cybu Richli, Märt Imboden und ich zähle mich auch dazu.

Wie ist dieser Ruf entstanden?

Erich Brechbühl: Die hiesige Hochschule hat stets grossen Wert auf das Plakatschaffen gelegt, ihre Studierenden haben immer wieder nationale und internationale Auszeichnungen gewonnen. Einer, der dieses animierende und inspirierende Klima gefördert und geprägt hat, ist der Leiter der Grafikfachklasse Urs Strähl, der jetzt pensioniert ist. Er war es auch, der die Ausstellung «100 beste Plakate», die zuerst nur in Berlin gezeigt worden war, 2002 erstmals nach Luzern gebracht hat. Ihm und Niklaus Troxler ist es gelungen, daraus eine Plattform zu machen, die in Luzern das Plakatschaffen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammenführt und dass sie sich gegenseitig befruchten. Auch die Initiative zur Gründung unseres Plakatfestivals Weltformat, das wir in Luzern seit 2009 durchführen, geht darauf zurück.

Somit lässt sich sagen: Die «Plakat-Stadt Luzern» entstand und entwickelt sich weiter dank unterschiedlichen Faktoren, die sich gegenseitig positiv auswirken.

Erich Brechbühl: So kann man das sicher sagen. Ich durfte selber mithelfen bei dieser Entwicklung, seit ich im Verein, welcher die «100 besten Plakate» jeweils hier in Luzern zeigte und zeigt, im Vorstand mitmache. Daraus ist die Trägerschaft des heutigen Plakatfestivals entstanden. Dieses Festival lebt davon, dass es immer auch Themen setzt, die mit Luzern zusammenhängen. Die Agentur Velvet beispielsweise zeigte einst ihre Theaterplakate, ich steuerte eine Ausstellung über politische Plakate bei. Wir fokussieren also jeweils nicht allein auf gerade aktuelles Plakatschaffen, sondern pflegen auch solche Themen. 

Es fällt auf, dass nicht allein ein Fachpublikum angesprochen wird

Erich Brechbühl: Das ist so etwas wie unsere Philosophie! Das Fachpublikum ist uns national sehr wichtig. Aber die breite Bevölkerung, die ja auch das eigentliche Zielpublikum des Plakats ist, wollen wir sensibilisieren für dieses faszinierende Medium.

Es gibt wohl kaum ein Medium, das eine breitere Wirkung hat, zumal es im öffentlichen Raum aufscheint und sich ihm kaum jemand entziehen kann. Wichtig ist uns auch, dass alle Veranstaltungen kostenfrei zugänglich sind. 

Was fasziniert dich selber an diesem Medium, dass du selber Plakate gestaltest und dich für die «Plakat-Stadt Luzern» derart engagierst?

Erich Brechbühl: Ich habe die Entwicklung des Schweizer Plakatschaffens zurückverfolgt und mich damit auseinandergesetzt. In den Fünfziger Jahren, in denen der erstklassige, internationale Ruf des Schweizer Plakatschaffens zu entstehen begann, unterschieden sich die Werke der einzelnen Künstler im Stil selten oder nur wenig. Sie schienen dem seinerzeitigen Stil, gewissermassen «dem Ganzen», eben dem Ruf des Schweizer Grafikdesigns, verpflichtet zu sein. Das finde ich spannend. Seither hat sich das stark verändert, ein Werk von Niklaus Troxler hat seine eigene Handschrift; das gilt auch für andere Gestalter von Plakaten.

Zur Faszination des Plakats gehört für mich, dass alle Gestalter von einer bestimmten Fläche ausgehen müssen; dass das Plakat im öffentlichen Raum zu sehen ist und sich ihm eben deshalb niemand entziehen kann; dass der Zwang zu einer möglichst kurzen Botschaft besteht.

Das alles sind Herausforderungen, die das Plakatschaffen so spannend machen. Das Plakat war, ist und bleibt ein ganz eigenes Medium. 

Stichwort Niklaus Troxler: Er war dein Lehrmeister?

Erich Brechbühl: Tatsächlich hatte ich dieses Glück. Er hat mich nicht allein sehr vieles gelehrt, er hat mich auch mit dem «Plakatvirus» angesteckt. Durch ihn konnte ich auch meine eigene Haltung im Grafikdesign entwickeln. 

Interview: Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern

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Interviewer und Interviewter duzen sich, weil sie sich auch persönlich kennen. 

Siehe auch unter «In Verbindung stehende Artikel».


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/