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Kolumne der Redaktion

30.05.2013

Diese BZO zerstört in Luzern unzählige Familiengärten



Tausende Personen, hunderte Familien, werden ihr Hobby, ihre Selbstversorgung und ihr Naherholungsgebiet verlieren, falls diese BZO Vorlage angenommen wird. Dumm nur, dass sie das noch nicht wissen. 
Die Abstimmungsbroschüre erwähnt mit keinem Wort, dass ein Drittel der Familiengärten überbaut werden soll.


Cyrill Burch (*1988) ist gelernter Maurer und absolviert zurzeit ein Ingenieurstudium an der Fachhochschule in Horw. Zusammen mit seiner Familie bewirtschaftet er im Areal Urnerhof eine Parzelle.

Ein weiterer negativer Punkt ist, dass die restlichen Gärten nur einen Vertrag für zehn Jahre bekommen. Womit angenommen werden muss, dass bereits in einem Jahrzehnt mehr Land an Investoren verkauft werden wird. Obwohl dies eine wichtige Information für die entscheidenden StimmbürgerInnen wäre, wird darüber nicht diskutiert. Weder in den Medien, noch auf offizieller Seite. Mit Erfolg. Viele Gärtner schaffen sich quasi selber ab, indem sie Ja stimmen. 

Das Unterschätzen der Gärten 

Die Familiengärten der Stadt Luzern haben verschiedene nachhaltige Funktionen für eine gesunde und grüne Stadt. Die parkähnlichen Gebiete zwischen Agglomeration und Zentrum sind Naherholungsgebiete und Naturreservate in einem. Tausende seltengewordene Kleintiere finden hier ihren immer kleiner werdenden Lebensraum. Gleichzeitig bilden diese nicht überbauten Gebiete eine wichtige Versickerungsfläche für Niederschläge. Gerade das Areal Urnerhof bildet einen Puffer zwischen lärmbelasteter Sedelstrasse und dem Friedhof sowie dem Spital. 

Viele hundert Menschen leben zwar im urbanen Zentrum, sind aber trotzdem im Sommer quasi Selbstversorger auf ihrem eigenen Stück Erde. Durch die Jahre haben sich in den Arealen dörfliche Sozialstrukturen gebildet und in den letzten Jahrzehnten wurde der  Familienverein immer wieder für die erfolgreiche Integration tausender von Ausländern gelobt. Mit der Schliessung von solchen Gärten verlieren viele Menschen für immer den Grossteil ihres sozialen Umfelds und viele Stadtbewohner ein wichtiges Naherholungsgebiet. Dies betrifft jedoch nicht wohlhabende Einfamilienhausbesitzer am Rande der Stadt, sondern junge Familien und ältere Menschen, welche in den verdichteten urbanen Gebieten wohnen.  

Die Vision der Gärten 

Für die gesunde Weiterentwicklung der Stadt, werden die heutigen Gartenareale zu wenig in die Nachhaltigkeitsplanung einbezogen. Die Vorlage der BZO ist weder visionär noch innovativ in Bezug auf die Familiengärten und deren Zukunft. In der ganzen Welt werden neue Ideen verwirklicht, um die Natur auch in der Stadt ihren Platz zu lassen. Neue Projekte wie «urban farming» oder «Garten-Boxen» werden unterstützt, verwirklicht und die Gartenareale als besonders schützenswert erkannt. Neue Visionen könnten die Gärten als Spiel- und Erlebnisräume zugänglicher machen und mit Wäldern, Friedhöfen und Sportparks integrieren. Gut überlegte Konzepte würde eine Win-Win Situation schaffen für die Stadt, deren Bevölkerung und den Gärtnern. 

Das Sterben der Gärten 

Trotz dem bestehenden und wachsenden Bedürfnis der Bevölkerung nach grünen Reserveflächen geraten die Familiengärten in vielen Gebieten der Schweiz unter Druck. Die Areale werden als unnötige städtische Grünfläche wahrgenommen und für kurzfristige Einnahmen an Investoren verscherbelt oder an Grossprojekte geopfert.

Diese Umzonungen erfolgen praktisch immer, ohne Ersatzflächen bereitzustellen. Die Verantwortlichen in den einzelnen Stadtverwaltungen sind oft nur kurz im Amt und es wurden wiederholt Versprechen gemacht, dass die restlichen Areale längerfristig erhalten bleiben sollten. Dies stelle sich bis jetzt als falsche Hoffnung heraus, denn es  bleibt selten bei einzelnen Schliessungen, sondern es werden jedes Jahr auslaufende Verträge nicht mehr erneuert, um über das Land verfügen zu können. Während zum Beispiel die Stadt München um die 50 000 Gärtner zählt, ist die Zahl der schweizweit aktiven Gärtner auf unter 25 000 geschrumpft. Bei der aktuellen Rate der Umzonungen der übriggeblieben Gärtenflächen werden in wenigen Jahrzehnten die letzten Familiengärten für immer aus Luzern verschwunden sein. 

Gründung der «Gruppe gegen die Gartenzerstörung»
 

Aus all diesen Gründen hat sich eine Gruppe gebildet, welche die Gärtner und die Öffentlichkeit darüber informiert, dass es ein grosser Verlust ist, wenn die Gärten zerstört werden. Die Gruppe gegen die Gartenzerstörung hat zum Ziel: 

Erstens: Zu kommunizieren, dass die Gärten wichtig und nachhaltig für eine gesunde Stadtentwicklung sind.

Zweitens: Verhindern, dass auslaufende Verträge mit den Familiengärten zum Anlass genommen werden, Land an Investoren zu verscherbeln. 

Drittens: Neue innovative Konzepte und Visionen zu unterstützen, um langfristig Stadtgärten zu schützen. 

Cyrill Burch, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/