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Kolumne der Redaktion

30.05.2013

Die neue BZO ist ein unbefriedigendes Flickwerk und verdrängt Wohnraum aus der Innenstadt

Am 9. Juni werden wir über die neue BZO abstimmen. Obwohl verschiedene Seiten deren Vorteile hervorstreichen, schleckt keine Geiss weg, dass es sich um ein unbefriedigendes Flickwerk handelt. Ein Kapitalfehler ist, dass der Stadtteil Littau nicht einbezogen wurde.


Wäre dem so, so würde sich eine ganze andere Sicht auf die BZO geben: Man würde nicht die bereits hoch verdichtete Innenstadt in Zukunft noch weiter verdichten wollen, sondern geeignetere Gebiete wären ins Blickfeld geraten. Gebiete, die grosses Potenzial für atttraktive und ästhetisch ansprechend verdichtete Siedlungen bieten, wie zum Beispiel das Gelände der CKW in Reussbühl. 

Zudem führt die neue BZO zum Abbau von Wohnraum in der Innenstadt: In den Quartieren Neustadt, Hirschmatt und Bruch steigt der zulässige Anteil an Büroräumen von bisher einem Drittel auf 53 Prozent! Nun wissen wir alle: Aus Wohnraum wird, falls erlaubt, schnell mal Büroraum. 

Ist dieser mal da, wird hingegen aus Büroraum fast nie mehr Wohnraum. Weshalb hat die neue BZO nicht eine den Wohnraumanteil schützende Sonderbauzone für unsere lebendige und gemischte Innenstadt vorgesehen? Soll es hier in einigen Jahren aussehen wie bereits heute in der «Ausgehmeile» rund um den MacDonald beim Bahnhof? 

Die neue BZO sieht auch Hochhäuser vor. Hochhäuser sind heute in. Sie werden von vielen besorgten «Einsichtigen» propagiert, die zu Recht einfordern, dass die Schweiz  sparsam mit dem raren Gut Boden umgehen muss. Mit Leuchtturm-Hochhäusern soll sich Luzern als aufgeschlossene, urbane Stadt wirksam in Szene setzen. 

Hochhäuser können durchaus Sinn machen können, doch kommt es auf den Kontext an. Es gilt, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen auf das jeweilige Umfeld zu prüfen und dabei Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen. 

Unzählige Studien haben nachgewiesen, dass das Wohnen in Hochhäusern grundsätzlich teurer ist, dass sie als Gebäude energetisch schlechter abschneiden und dass das Nachbarschaftsleben in Hochhäusern beeinträchtigt wird. Bieten Hochhäuser vor allem Büroraum, so ziehen sie eine Menge zusätzlichen Verkehr an. In Luzern kommt dazu, dass wir über eine einmalige, sich in die Landschaft integrierende Stadt-Silhouette verfügen. Einzelhochhäuser – und so ist es geplant – zerstören unnötig unser noch weitgehend intaktes Stadtbild. 

Luzern ist keine Metropole, Luzern ist eine Mittelstadt mit einem einmaligen Profil. Unsere Hochhäuser sind die Museggtürme.

Es gibt also genug Gründe, die neue BZO abzulehnen. Was verlieren wir dabei? Wir haben im Moment eine funktionierende BZO. Viele mit der neuen BZO vorgebrachte Anliegen wie die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus lassen sich auch so realisieren. Der Preis für die vielbeschworene Vereinfachung und Vereinheitlichung ist zu hoch. Die neue BZO ist und bleibt ein Flickwerk, ohne wirkliche Vision und ohne die spezifischen Qualitäten der Stadt Luzern zu berücksichtigen und ohne die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen. 

Colette Peter, Luzern 


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/