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Kolumne der Redaktion

22.05.2013

Als unter den Günstlingen noch Freude herrschte

Es war einmal ein Kunsthaus, das wurde von einem Konservator geführt, eine Sekretärin sass vor einer Schreibmaschine, ein Abwart trug eine Kittelschürze und alles ging den Lauf der Dinge. Die Kunst stand im Zentrum, sie wurde allseits geachtet und geschätzt und all die spärlichen Besucher freuten sich an eben dieser, der sperrigen.


Es gab eine Gesellschaft, die respektierte die Künstlerinnen und Künstler, setzte sich für die Rahmenbedingungen ein und einmal im Jahr trafen sich deren Mitglieder, wählten, stimmten ab und waren sich des hohen Stellenwertes der Kunst bewusst.

Dann gingen die Jahre ins Land und das Haus der Kunst wurde abgebrochen, die Kunst fortan in einem Provisorium gezeigt.  

Die Gesellschaft wuchs. Mannen und Frauen traten reihenweise ein und meinten, damit der Kunst und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung Reverenz und somit politische Achtung und/oder Bedeutung zu ermöglichen. 

Die Präsidenten kamen und gingen. Die Definitionshoheit der Kunst wurde von den Machern den Theoretikern überlassen, die KünstlerInnen wurden zu Günstlingen und die Gunstgesellschaft genügte sich und den unbedarft Einfältigen am Besten.  

Wer sich nicht mit plumpen Versprechungen und bürokratischen Ermahnungen seitens der Kulturverwaltung beeindrucken liess, wurde kaltgestellt, verunglimpft oder ganz einfach übergangen. 

Freude herrschte unter den Günstlingen, die Selbstgefälligen und Worthülsenfabrikanten freuten sich am warmen duschen und kaum jemandem war es wohl dabei. 

Dann, eines Tages, walzte eine alles platt, die kritischen Stimmen mehrten sich und die Bedenken- und VeranwortungsträgerInnen zogen sich in ihre Schneckenhäuschen zurück. Sogar das dornige Röschen mochte seine Zwerge je länger je weniger. 

Der Berufsverband döste vor sich hin und schwieg wie immer. Die Günstlinge wagten kaum mehr zu atmen, denn niemand wollte ein Preislein oder ein Ankäuflein mit gewagtem Mut sich verscherzen. Die Kunstunkundigen führten das Zepter bis zur Implosion. 

Ja, liebe Kinder, der Hölzige kratzt auf seiner Geige, die Tante hebt ihr Röckchen und die Günstler taumeln im Kreis, willens- und hilflos – Günstlinge halt. 

Und wer nicht mittanzt oder gar eine eigene Melodie pfeift, wird bestraft. So einfach ist das. 

Und in welcher Gunst stehen Sie? 

Niklaus Lenherr, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/