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Kolumne der Redaktion

30.08.2012

Warum die Luzerner Originale und ihre Zunft längst amtlich geadelt gehören

Es ist höchste Zeit, der «Güggali Zunft» öffentlich und höchst offiziell Respekt zu zollen. Vor allem aber ist es höchste Zeit, ihr den Kultur- und Kunstpreis der Stadt Luzern zu verleihen.


Das sind sie, die Luzerner Originale, hier bei der Weihnachtsfeier 2004 in der Bocciabahn von Pro Ticino beim Luzerner Eichwald: Nicht alle von ihnen sind noch am Leben.

Bilder: Herbert Fischer

Das sind sie, zwei der Exponenten der «Güüggali Zunft» Luzern: Links Zunftmeister Portmannadolf, rechts Zunftpräsident Pfisterhans im Luzerner Friedental auf dem Weg zum Grab von «Radio Müüsli».

Das war er, wie ihn Luzern kannte: Marcel Schöngarth alias «Radio Müüsli».

Was die «Güüggali Zunft» in den 34 Jahren ihres Bestehens an Einfühlsamkeit, Mitmenschlichkeit und Solidarität gegenüber - scheinbar - Randständigen geleistet hat, ist Ausdruck eines Verständnisses von sozialem Engagement, das grosse Dankbarkeit verdient.

Eine Dankbarkeit verdient, die sich nicht nur in spontanen Komplimenten erschöpfen sollte, wie sie uns so oft und mitunter auch so ehrlich über unsere lockeren Lippen gleiten, wenn wir im Weichbild der Stadt Pfisterhans, Baumannhans, Schweglerhans und all die anderen dieser unzähligen -hansen kreuzen – samt und sonders Exponenten eben jener «Güüggali Zunft». 

Erst recht gelten derlei Respektbezeugungen auch Portmannadolf, der am letzten Freitag bei der Trauerfeier für «Radio Müüsli» in der Lukaskirche seines Amtes als Zunftmeister mit einer Souplesse gewaltet hat, die allermindestens das Prädikat «bühnenreif» verdient.

Weiss Gott nichts gegen die bisherigen TrägerInnen des Luzerner Kulturpreises.

Weiss Gott nichts gegen die weitverbreitete Meinung, eine amtliche Adelung fördere die Vielfalt des kulturellen Schaffens und damit seine Befruchtung für gesellschaftliche Diskurse und Prozesse; erst recht fördere dies die fortwährende Selbstverwirklichung solchermassen öffentlich gekennzeichneter Lichtgestalten, auf dass sie uns den Weg ins vereinte Glück weisen. 

Weiss Gott nichts gegen all die transdisziplinären Gross-, Vor-, Quer-, Weit-, Scharf- und Spezialdenker, die uns unermüdlich zur Schnecke machen, indem sie uns mit der Benotung demütigen, wir würden Zeit unseres Lebens nicht herausfinden, warum das Waschpulver nicht «chlöpft»; wir hätten allenfalls den IQ eines Glases Wasser - egal, ob halbvoll oder halbleer - und dürften bestenfalls um Gnade winseln, dass sie sich, falls überhaupt, auch fortan dazu herablassen, sich unserer Einfachheiten zu erbarmen.

Das ist - man kennt «die Liesel am Geläut» - böser geschrieben, als gemeint. Aber fest steht: Wir brauchen beides, wir brauchen beide. 

Wir brauchen jene, die mit empirischer Verbissenheit das soziale Verhalten des Individuums, vor allem jenes im Rudel ergründen. 

Wir brauchen freilich ebenso jene, die sich selbst treu bleiben. Und zwar selbst dann treu bleiben, wenn sie diese Rolle zuerst finden müssen, die ihnen wirklich entspricht; die sie also nicht als Ergebnis eines kreativen Selbsterkennungsprozesses als die ihre und endgültige erkannt haben; sondern in der sie vielleicht, warum auch immer, in ihrer ganzen öffentlich demonstrierten Auffälligkeit allenfalls dank irgendwelcher Fremdeinwirkungen gestrandet sind. 

Wir brauchen vor allem auch jene, die es ihnen ermöglichen, ihre Rolle eben zunächst überhaupt zu finden, andererseits aber auch, sie nachher nachhaltig zu leben.

Wir brauchen also beispielweise die «Güüggali Zunft», die mithilft jenes gesellschaftliche Klima zu schaffen, das den Originalen die erforderlichen Freiräume ermöglicht.

Wenn hier nicht alles täuscht, heisst der nächste Träger des Luzerner Kulturpreises Otti Gmür – eine begeisternde Persönlichkeit, ein Vorbild an Gradlinigkeit und Glaubwürdigkeit; Architekt, Lehrer, Stadtplaner, Gesellschaftsbeobachter und Gesellschaftskritiker, zutiefst verwurzelt im realen Leben; konkret, kompetent, konsequent. Es war überfällig, ihm den Preis zuzusprechen.

Wenn hier nicht alles täuscht, ist allerdings der übernächste Preis, jener also im Jahre 2013 noch frei.

Man wird ja wohl noch Preisträger vorschlagen dürfen.

Herbert Fischer, Redaktor www.lu-wahlen.ch


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Kommentare:
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Alois Amrein aus Rottenschwil

Freitag, 31.08.2012, 22:21 · Mail

Herbert, Du bist ein waschechter, engagierter Journi, der sich von niemandem vereinnahmen lässt und was zustande bringt.

Meine Hochachtung.

Alois Amrein, Rottenschwil

 
 
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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/