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Kolumne der Redaktion

11.06.2012

Der Abschied von Otto Ineichen (2): Die Rede von Sursees Stadtpräsident Ruedi Amrein

1500 Personen haben heute Montag (11. Juni 2012) Otto Ineichen die letzte Ehre erwiesen. Höchste RepräsentantInnen aus allen Ebenen der Politik, aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport sind nach Sursee zur Trauerfeier in der St. Georg Kirche gekommen. Freunde und Weggefährten würdigten den am Mittwoch einem Herzversagen erlegenen FDP-Nationalrat und Unternehmer als herausragende Persönlichkeit mit grossen Herzen, enormer Schaffens- und Überzeugungskraft.


Der Surseer CVP-Stadtpräsident Ruedi Amrein (hier mit Gattin Käthi) kannte den Verstorbenen lange und gut und zeichnete ein vielfältiges Bild dieser aussergewöhn-lichen Persönlichkeit. Vor der Grossleinwand im Freien: CVP-Nationalrätin Ida Glanz-mann; auf dem dritten Bild: CVP-Präsident Christophe Darbellay.

Bilder: Herbert Fischer

lu-wahlen.ch war vor Ort und zeigt Bilder, die vor und nach dem Gottesdienst vor der Kirche St. Georg entstanden sind. Zudem werden die Manuskripte der Reden von Bundesrat Johann Schneider Ammann und von Sursees Stadtpräsident Ruedi Amrein aufgeschaltet. 

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Die Rede des Surseer Stadtpräsidenten Ruedi Amrein:

 

Liebe Hilde                                                                                                     

Liebe Söhne Mark, Jörg, Urs und Rolf 

Liebe Trauerfamilie 

Liebe Trauergemeinde 

 

Mit dem unerwarteten Hinschied von Otto Ineichen haben wir einen fröh-lichen und hilfsbereiten Mitbürger, einen erfolgreichen Unternehmer und einen innovativen Politiker verloren. Wir sind traurig und sprechen der Trauerfamilie unser herzliches Beileid aus. 

Als Sohn eines Metzgermeisters und einer tüchtigen Geschäftsfrau hat Otto mitten in unserer Altstadt eine schöne und erlebnisreiche Jugend erlebt. Er hat nach der Primarschule in Sursee das Gymnasium in Fribourg besucht und ist in dieser Zeit dem Schweizerischen Studentenverein beigetreten. Er bekam das Vulgo „Pantli“. An der Hochschule St.Gallen studierte Otto Betriebswirtschaftslehre und schloss sein Studium mit dem Lizenziat ab. Eine gute Ausbildung war ihm auch für seine Söhne sehr wichtig. Er konnte sich mit grossem Eifer ins Zeug legen und die Verantwortlichen herausfordern, wenn etwas nicht rund zu laufen schien. Er wusste es dann zu schätzen, wenn er sah, dass die Schule sich voll für das Wohl und die Förderung der Schülerinnen und Schüler einsetzte und keine Benachteili-gungen zuliess. 

Otto lag es viel daran, ein eigenes Unternehmen zu führen und seine ganze Schaffenskraft für die Umsetzung der eigenen Ideen und Projekte zum Tragen zu bringen. Was ihm in Geuensee mit der Firma Viaca nicht gelang, glückte ihm mit der Gründung des Unternehmens Otto’s Schadenposten in Sursee. 

Aus dem Schadenposten wurde der Warenposten. Die Firma blieb auf Erfolgskurs und schuf aus dem Warenposten das heutige schweizeri-sche Grossunternehmen Otto’s mit Hauptsitz in Sursee. Grosses Engage-ment, Tüchtigkeit und das geschickte Nutzen von Nischen haben die aus-gesprochen positive Entwicklung seines Unternehmens ermöglicht. Otto war ein sehr beliebter Patron, der immer auch bereit war, einer gestrandeten oder vom Pech verfolgten Arbeitskraft in seinem Betrieb eine neue Chance zu geben. Er liess damit Mitmenschen an seinem Erfolg teilnehmen. Als er mir eröffnete, er wolle die Führung des Betriebes bald seinen Söhnen über-geben, fand ich das mutig. Otto gab mir darauf zur Antwort, du musst wissen, Mark macht das viel besser als ich. Otto hatte die Grösse, weit-sichtig das Können und die Qualität seiner Söhne zu erkennen und zu schätzen. Er war bereit, ihnen schon früh das notwendige Vertrauen zu schenken. 

Er war auch bereit, der Stadt oder dem Kanton seine Dienste zur Verfügung zu stellen, wenn es galt, ein Problem zu lösen. Da war er sogar im Stande, unkonventionelle Wege zu beschreiten, wenn er sah, dass die Konditionen für die öffentliche Hand schlechter als für die privaten Kunden angesetzt wurden. Solches Verhalten kritisierte er offen und an die richtige Adresse. 

Schon in der lokalen Politik mahlten ihm die demokratischen Mühlen viel zu langsam und viel zu umständlich. Ungeduldig wurde er, wenn das Stimmvolk an Versammlungen gute Ideen oder visionäre Projekte nicht verstehen und umsetzen wollte. Da hat er schnell mal den Vorschlag gemacht, einen wichtigen Part selber zu übernehmen, um die vermeintlich gute Lösung doch noch zu ermöglichen. 

Er schätzte es, wenn wir ihn in wichtige Entscheidungsprozesse einbezogen und seinen Rat ernst nahmen. Otto hat auch uns grosses Vertrauen geschenkt, war aber enttäuscht, wenn der Stadtpräsident nicht wie ein Unternehmer an Ort und Stelle alleine Entscheide treffen und die notwendigen Mittel dafür sprechen konnte. 

Vielleicht haben gerade diese Enttäuschungen und die schwerfälligen poli-tischen Abläufe den quirligen Unternehmer herausgefordert, selber anzupacken, etwas in Bewegung zu setzen und die politischen Prozesse verständlicher und flexibler zu machen. Mit seinen vielen Ideen und seiner engagierten Art hat er sicher Unruhe in die gewohnten politischen Abläufe und Strukturen gebracht. Er wollte unbedingt verbessern oder helfen und bemühte sich immer wieder Verbündete für seine Anliegen zu gewinnen. Dazu verstand er es ausgezeichnet, die Medien für seine visionären Ziele mit auf den Weg zu nehmen. Mit ihnen zusammen wurde er stark, fand Gehör und konnte so auch in der Bevölkerung eine hohe Anerkennung für seine politische Arbeit und seine Projekte finden. 

Mit seiner gewinnenden Art, mit seinen grossen Erfolgen und mit seiner geschickten Präsenz in den Medien wurde er zu einem Leuchtturm für unsere Stadt. Viele Mitmenschen, die Stadt Sursee, der Kanton und die Schweiz haben seinem unermüdlichen Einsatz für eine bessere Schweiz viel zu verdanken. 

Wir sind mächtig stolz, eine derart grossartige und innovative Persönlichkeit als Mitbürger gehabt zu haben. Die Stadt und Region Sursee haben ihn sehr geschätzt und ihm mit gutem Recht und aus grosser Dankbarkeit den Preis «Mensch Sursee» verliehen. 

Mit dem Tod von Otto Ineichen am letzten Mittwoch haben wir eine liebenswürdige, grosszügige und engagierte Persönlichkeit verloren. 

Aus seinem reichen Leben wissen wir, dass er aus dem christlichen Glauben Kraft für seinen Alltag schöpfte. Lassen wir uns davon anstecken und Trost im Versprechen auf das Wiedersehen finden. 

Lieber Otto, wir danken dir herzlich für alles, nehmen Abschied und behalten dich in bester Erinnerung in unseren Herzen. 


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/