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Kolumne der Redaktion

18.04.2012

Zwischenruf (14): Gregor Gysi bei den JungsozialistInnen

Zusammen mit Oskar Lafontaine ist Gregor Gysi gewiss die attraktivste Figur von «Die Linke». Er tritt morgen Donnerstag in Luzern auf. Und das gerade zweimal. Einmal an der Uni und einmal bei den JungsozialistInnen.


Analytisch glasklar, argumentativ präzise, brillant und witzig und würzig in der Rhetorik; der Mann ist gradlinig und unbeugsam. Doch mehr als politische Unterhaltung, wenn auch fraglos vom Feinsten, sind seine Auftritte kaum je. Seine Partei macht Wahlkampf mit Parolen und Programmen, die ausgelutschter, purer Populismus sind, jenseits jeglicher Machbarkeit; geeignet fast nur, um politische Gegner zu erzürnen. Und das eigene Lager bei klassenkämpferischer Laune zu halten. 

Nach 21 Jahren BRD in ihrer heutigen Form erblasst der Glanz der mehrmals gewendeten Partei als einzigem und letztem Kontrast zum Kapitalismus, der neckischerweise die DDR vor dem Staatsbankrott gerettet hat. Die Partei Die Linke krebst, taumelt von einer Krise zur nächsten, hinter ihren Kulissen befehden sich die Flügel, fliegen die Fetzen auch auf den persönlichen Ebenen. 

«Auf zum letzten Gefecht»: Wann, wo, mit wem? «Zur Sonne, zur Freiheit»: Pustekuchen! Tobende Massen unterdrückter Werktätiger, die sich der Partei Die Linke anschliessen und unablässig den Klassenfeind das Fürchten lehren? Von wegen. 

Die Linke und die SPD geben sich, wenn auch nicht überall mit gleicher Giftklasse und in gleicher Dosis, Saures. Wer aus den Kreisen der Sozialdemokraten Gysi allzu offiziell den Hof macht, muss wissen, wie das wirken, was dies im eigenen Lager auslösen kann. Und erst recht, dass sich politische Gegner die Finger lecken werden ob eines solchen Steilpasses. Vor allem in einem engen zeitlichen und thematischen Umfeld von Wahlen. 

In Luzern hält selbiger Gregor Gysi morgen Donnerstag an der Uni ein Referat (siehe dazu weiter unten auf dieser Seite). Das wird gewiss ein spannender Auftritt. Die Uni vermittelt also, völlig zurecht, zu einem bestimmten Thema unterschiedliche Sichtweisen. 

Um 17 Uhr allerdings tritt er im Kantonsratssaal auf und zwar, man höre und staune, auf Einladung der JungsozialistInnen, wie sie seit heute Mittwoch auf facebook stolz verbreiten; wie sie auf ihrer Homepage aber merkwürdigerweise verschweigen.

Man fragt sich: Was bezweckt der SP-Nachwuchs damit? «Farbe in den ansonsten so faden Wahlkampf bringen», wie es mitunter in vergleichbaren Situationen so schön heisst? Wohl kaum, denn Genosse Gysi wird sich weder zum Budget 2012 der Stadt, noch zum Strassenstrich im Ibach, noch zur Stadtratswahl äussern?

Eher geht es - wie schon so oft - darum, dass ein bestimmtes Gesicht aus den Reihen der JUSO nicht von der Seite Gysis weichen wird, um ja keinen Augenblick zu verpassen, wenn er fotografiert wird; um garantiert anderntags zusammen mit ihm im «20 Minuten» gezeigt zu werden. 

So einfach funktioniert Politik heute. Nicht immer - aber oft genug: Auffallen um jeden Preis, Hauptsache, «man ist in den Medien». Peinlich.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch

 

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Gregor Gysi tritt um 15.30h im Uni-Hauptgebäude (Hörsaal 10) auf. Er hält einen Vortrag über Steuerstrafrecht.

Um 17h erwarten ihn die JUSO im Kantonsratssaal zu einem Referat über die Zukunftsperspektiven der europäischen Linken. 


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/