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Kolumne der Redaktion

01.03.2012

Verheerende Folgen für den englischen Buchhandel

Die Vorlage zur Regulierung der Buchpreise ist wichtig und sie verdient ein Ja. Was bei einem Nein in der Schweiz bevorstände, zeigt das Beispiel England. Dort fiel Mitte der neunziger Jahre das «Net Book Agreement», mit dem die Buchpreise reguliert wurden.


Grosse Buchhandelsfirmen und Supermarktketten witterten ein grosses Geschäft. Zuerst fielen die Preise im Durchschnitt leicht, dann ging es in die umgekehrte Richtung. Zwischen 1997 und 2010 stiegen die Buchpreise um rund 40 Prozent, die allgemeine Teuerung im gleichen Zeitraum aber nur um 31,5 Prozent. Die Behauptung des Referendumskomitees, mit freien Preisen würden die Bücher billiger, bewahrheitet sich nicht. In Deutschland, das die Preisbindung kennt, stiegen die Buchpreise gleichzeitig weniger als die allgemeine Teuerung!

Dazu kommt: Aberhunderte englische Buchhandlungen überlebten den Preiskampf nicht. Das Geschäft mit den Bestsellern ging fast ganz an Ladenketten und Discounter über. Seit 2005 verschwanden in Grossbritannien rund 1800 Buchläden. 580 englische Gemeinden und Städte haben heute keine Buchhandlung mehr. Das ist ein kapitaler Verlust an kulturellem Gehalt und kultureller Vielfalt.

Gegen die Supermärkte können sich auch die Grossbuchhändler kaum noch behaupten. Shoppingcenter verkaufen nur die gängigsten Bestseller – auch als Lockvogel unter dem Einstandspreis: Hauptsache der Kunde ist im Laden! Der Erfolgsautor John Le Carré sagt es so: «Die britische Buchindustrie hat sich den Massenvermarktern ausgesetzt und dem unabhängigen Buchhandel den Todesstoss versetzt.» Der mittlere und kleinere Buchhandel braucht die Erträge aus dem Bestsellerverkauf. Er ist in der Schweiz – wie in England – auf die Möglichkeit der Querfinanzierung angewiesen. Das ist auch im Interesse der Verlage, der Autoren und von uns Konsumentinnen. Regulierte Buchpreise helfen mit, die kulturelle Vielfalt zu sichern. Sonst steigen die Preise für die Mehrzahl der Bücher und viele Buchhandlungen gehen unter. Regulierte Buchpreise sorgen für eine hochstehende, vielfältige Bücherlandschaft.

Louis Schelbert, Nationalrat Grüne, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/