24.03.2015

Wir haben eindeutig zuviel Bürokratie

Es gibt immer weniger Leute , die etwas tun und immer mehr, die dieses Wenige kontrollieren»: So lautet die provokative Aussage des Ökonomen Mathias Binswanger, welcher durch sein Buch «Der sinnlose Wettbewerb» viel Beachtung fand. Provokativ oder zutreffend?

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Verschiedene Berufszweige – so auch meiner als Arzt – ertrinken in der Administration. Das Pflegepersonal berichtet, dass immer weniger Zeit für die Patienten zur Verfügung steht, dafür immer mehr administriert wird. Anlässlich der letzten Session des Kantonsrates vor wenigen Tagen wurde mit knapper Mehrheit entschieden, das System des Individuellen Betreuungsbedarfs (IBB) in den Sozialeinrichtungen vorläufig zu sistieren und die dadurch frei werdenden finanziellen Mittel lieber für die zu Betreuenden zu verwenden. 

Der ärztliche Vizedirektor einer grossen medizinischen Institution berichtete mir, dass er immer weniger Ärzte für die Behandlung der Patienten zur Verfügung habe, dafür aber in der Klinik 10 Behandlungspfadplanerinnen arbeiten und 20 Controller deren Arbeit kontrollieren würden. Es mag dies überzeichnet sein, zeigt aber ein grosses Problem unseres Staatswesens. Also ist die Bemerkung von Professor Binswanger nicht provokativ, sondern zutreffend.

Ich schätze statistische Zahlen und das statistische Jahrbuch des Kantons Luzern und setze mich für dessen Erhalt ein. Seine Aussagen sind für unsere politische Arbeit sehr wichtig. Das Parlament hat aber auch die Aufgabe, ausufernde Administration zu bekämpfen und zu verhindern. Die «Absicherungspolitik» mit Papierstössen hat keinen Sinn, es muss wieder mehr Leute geben, die Zeit haben, etwas zu tun!

Herbert Widmer, Kantonsrat FDP.Die Liberalen, Luzern

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