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Kolumne von Herbert Widmer

24.03.2011

Erfolgreicher FDP-Vorstoss gegen Bioethanol aus Nahrungsmitteln

Die Energiediskussion wird schon lange geführt. Durch die tragischen Ereignisse in Japan ist sie aber intensiver und wohl auch etwas «militanter» als zuvor.


Dass die Diskussion überhaupt geführt wird ist richtig und wichtig. Der Ausstieg aus der Atomenergie zeichnet sich ab, er muss so erfolgen, dass eine vernünftige Ablösung dieser Energieform möglich ist. Kraftwerke mit hohem CO2-Ausstoss sind auf die Länge keine Alternative. Energiesparen ist wichtig, aber quantitativ begrenzt und in den Köpfen der Bevölkerung nur schwer zu verankern.

200 Kilo Mais für 50 Liter Benzin

Die Suche nach neuen Energiequellen führt aber auch zu seltsamen und abzulehnenden «Blüten». Seit einigen Jahren werden Biotreibstoffe (Ethanol) produziert, eine technische Möglichkeit, welche zu begrüssen ist – solange dies nicht auf Kosten anderer geschieht. Wenn Abfälle aus Wald, Landwirtschaft, etcetera dazu verwendet werden, ist dies eine begrüssenswerte Verwertung. Die entsprechende Industrie, vor allem in den USA, teils aber auch in Europa, ist aber dazu übergegangen, Biotreibstoff aus Grundnahrungsmitteln herzustellen. Die massive Verteuerung des Erdölpreises durch die Ereignisse in Japan und Libyen hat dazu geführt, dass die Tendenz zur Umwandlung der für die Bevölkerung wichtigen Grundnahrungsmittel in Tankfüllungen noch angestiegen ist. 

So wird gemäss Bundesamt für Landwirtschaft in den USA ein Drittel der Maisernte für die Ethanolproduktion verwendet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für die Produktion von einem Liter Ethanol 4000 Liter Wasser gebraucht werden. Aus 200 Kilo Mais können entweder 50 Liter Benzin produziert oder ein Mensch ein Jahr lang ausreichend ernährt werden. Agrodiesel für eine 10 000 km lange Autofahrt benötigt den Raps von 5000 m². Riesige Agraflächen und Regenwaldbereiche werden zu Palmölplantagen «umgewandelt». 

Unethisch und zu verurteilen

Dieses Vorgehen – der massive Verbrauch an Wasser und Grundnahrungsmitteln – ist unethisch und zu verurteilen. Aus diesem Grunde haben wir vor drei Jahren einen Vorstoss für eine «Standesinitiative gegen Bioethanol aus Nahrungsmitteln» eingereicht; dies im Wissen, dass dies nur einen kleinen, aber wichtigen Schritt bedeuten kann. Der Kantonsrat überwies den Vorstoss mit 53 : 47 Stimmen, fünf Mitglieder der beiden ablehnenden Fraktionen verhalfen uns zur Mehrheit. Die von der Regierung in der Folge vorgelegte Botschaft wurde dann klar überwiesen. Dass diese klare Überweisung von einigen wenigen kritischen Bemerkungen begleitet wurde, unsere Botschaft sei ein Deckmäntelchen, haben wir gerne akzeptiert. Weniger Verständnis hatten wir für die Bemerkung eines Ingenieurs, Nahrungsmittel würden immer billiger und wertloser und die Abgabe von Kondomen würde mehr nützen als die Abgabe von Nahrungsmitteln. 

Es stünde unserem kleinen, aber nicht unbedeutenden Land gut an, sich im Sinne unseres Vorstosses einzusetzen. Ob jedoch das Problem unsere Parlamentarier genügend interessiert – zu holen ist ja materiell nichts, ethisch aber viel – muss sich erst noch weisen. Energie können wir sparen, wir können aber nicht ganz darauf verzichten. 

Die Diskussion geht weiter, wichtig ist dabei auch die Ethik.

Dr. med. Herbert Widmer; Kantonsrat FDP, Luzern


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Über Herbert Widmer:

Dr. med. Herbert Widmer (*1946) führt in Luzern eine Praxis für Innere Medizin und ist FDP-Kantonsrat.

http://www.herbert-widmer.ch