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Kolumne von Mario Stübi

09.06.2014

Wo bleiben die Karikaturen in Luzern?

Ich liebe Karikaturen. Diese wunderbare, traditionelle Alternative zur sonst üblichen fotografischen Bebilderung eines Presseartikels hat zwar in letzter Zeit in den meisten Print-Titeln an Verbreitung verloren, wird aber da und dort nach wie vor hochgehalten. Nahezu sämtliche Striche und Streiche von Felix Schaad («Tagesanzeiger») beispielsweise bringen mich zum Lachen. Gekonnt werden hier tagesaktuelle Sachverhalte auf amüsante Weise illustriert und miteinander in Verbindung gebracht.


Oder die reduzierten Werke Ruedi Widmers in der «WoZ», in seinem Fall konsequent aus linker Perspektive, dafür umso bissiger. Doch in Luzern komme ich seit Jahren nicht mehr auf meine Kosten, was Karikaturen mit lokalpolitischem Kolorit anbelangt. Vielmehr tritt an ihre Stelle immer öfter das klassische Symbolbild ohne Aussage von einer der internationalen Bildagenturen. 

Bis vor einigen Jahren beschäftigte immerhin die «Neue Luzerner Zeitung» mit dem freischaffenden Künstler Jals Smolinski einen Hauskarikaturisten. Doch seine Arbeiten befriedigten mich leider keineswegs, denn den Karikaturen fehlte es an zwei essentiellen Zutaten, nämlich an Witz sowie einer gekonnten zeichnerischen Umsetzung. Einen dargestellten Gag kann man lustig finden oder nicht, wenn aber die dargestellten Protagonisten (beispielsweise der damalige Luzerner Stadtpräsident Urs W. Studer) nur erkennbar sind, wenn deren Namen in der Bildlegende erwähnt werden, erfüllt der Strip sein Ziel nicht, nämlich kurz und einleuchtend ein aktuelles Gesprächsthema illustrativ auf humorvolle Weise darzustellen.

Dabei wäre Luzern prädestiniert für lebendiges Karikaturistentum. Die Illustration im weiteren Sinne hat hier nämlich seit Jahren Tradition und auch eine solide personelle Basis. Ich denke an die Hochschule, die «Kunsti», welche Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Illustration generiert.

Dieser wird schweizweit einzig hier angeboten. Weiter haben wir mit dem Comix-Festival Fumetto jährlich während zehn Tagen eines der Szenentreffen überhaupt in der Stadt. Und dass diese Szene lebt, zeigt sich zudem an privaten Initiativen wie der Panini-Alternative «Tschuttiheftli», dem «Ampel-Magazin» oder dem «Blutt Magazin».

Jetzt bräuchte es nur noch Leute, die ihre zeichnerischen Fähigkeiten mit den politischen Gegebenheiten Luzerns in Verbindung bringen – und im Idealfall Publikationen, welche als Auftraggeber fungieren.

Denn wenn ich an Stadtgespräche denke wie das fehlende Geld für «Bänkli», öffentliche Toiletten und Spielplätze, das morsche KKL-Dach oder ganz aktuell eine «Badi», die ohne Schwimmbecken in die Sommersaison startet (die Zimmeregg-Badi), schreit es für mich förmlich nach einer illustratorischen Umsetzung des Kontextes mit satirischem Unterton, in Printmedien ebenso wie online im Übrigen. Wer wagt sich also ins Terrain der politischen Karikatur in Luzern? Und wenn es nicht in Personalunion geht: welche zwei finden sich und ergänzen sich gegenseitig? Die eine Hälfte zeichnet, die andere textet?

Ich wünschte es mir sehr und bin dankbar für jede Initiative.

Mario Stübi, Luzern


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Über Mario Stübi:

 

Mario Stübi (*1984) ist freischaffender Redaktor. Er hat Kulturwissenschaften an der Universität Luzern studiert und vertritt die SP im Grossen Stadtrat von Luzern. Mario Stübi engagiert sich aktiv im kulturellen Leben Luzerns, unter anderem im Vorstand der SRG Luzern und der IG Kultur Luzern.

http://www.mariostuebi.ch/