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Kolumne von Verena Sollberger

28.03.2013

An Ostern sollte viel und herzhaft gelacht werden

Das Osterlachen ist ein alter und bewährter Brauch. Beleben wir ihn auf!


«Risus paschalis»: Osterlachen. So hiess der liturgische Osterbrauch, der bis ins 19. Jahrhundert  hinein in vielen Kirchen verbreitet war. «Risus» meinte dabei nicht nur einfach ein freundliches Lächeln, sondern durchaus ein «Lachen von Herzen».

Offenes, lautes Lachen in der Kirche? 

Ist das nicht etwas unangebracht? 

Wird dadurch die ruhige Atmosphäre des kirchlichen Raumes nicht in unangemessener Weise gestört? 

Offensichtlich nicht, war doch das Osterlachen über viele Jahrhunderte fester Bestandteil des österlichen Brauchtums!

Die Prediger liessen sich dafür jeweils einiges einfallen, um die Gemeinde im Ostergottesdienst zum Lachen zu bringen und sie in fröhliche, heitere Stimmung zu versetzen. Sie entwarfen ganze Theaterszenen, die dann am Ostersonntag aufgeführt wurden. 

Diese Osterspiele trugen Titel wie «Christus überlistet und besiegt Tod und Teufel» oder ähnlich. Dabei ging es meist ziemlich temperamentvoll zu und her. Die gute Stimmung war garantiert!

Doch nicht allen Predigern war die Gabe gegeben, solche Osterspiele zu erfinden und zu schreiben. So versuchten sie, die Gemeinde während des Ostergottesdienstes mit mehr oder zumeist weniger gelungenen Witzen zum Lachen zu bringen.

Die Reformatoren, allen voran Martin Luther, lehnten das Osterlachen kategorisch ab. «Närrisch lächerliches Geschwät» nannte er den Brauch. Auch Johannes Ökolampad verwahrte sich in einem Brief an Wolfgang Capito gegen das Osterlachen. Dessen Antwort fiel jedoch weniger theologisch als pragmatisch aus: Immerhin hindere das Osterlachen die Leute in der Kirche am Einschlafen. Und es sei besser, vor lachenden Menschen zu predigen als vor schlafenden.

Was gibt es denn aber an Ostern eigentlich zu lachen? Warum dieses Lachen gerade an Ostern?

Nun: Es liegt auf der Hand. An Ostern steht die Freude über die Auferstehung Christi im Mittelpunkt. Der Sieg des Lebens über den Tod. Ostern erinnert uns immer wieder daran, dass das Leben stärker ist als der Tod. Ruft uns in Erinnerung, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern eben das Leben. 

Der Auferstandene. Christus. 

Wenn das für uns kein Grund zum Lachen, zur Fröhlichkeit, zum Unbeschwertsein ist!

Doch: Ist es nicht etwas zynisch, an Ostern in herzhaftes Lachen auszubrechen und so den Sieg des Lebens über den Tod zu feiern? Und gleichzeitig erleben wir in unserem Alltag, dass eben gerade nicht das Leben, sondern die Todeskräfte das letzte Wort haben? 

Es gibt doch so viel Trauriges, Schwieriges, Belastendes auf dieser Welt: Da werden unschuldige Menschen zu Opfern eines Amokläufers. Ungelöste Konflikte belasten das Zusammenleben. Hunger und wirtschaftliche Not zwingen Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Viele werden von Sorgen und Zukunftsängsten umgetrieben. Menschen trauern um den Verlust von Angehörigen, fühlen sich allein, trostlos, ohne Lebensfreude…

Todeskräfte sind überall am Werk. Wie können wir da unbeschwert lachen? Das heisst doch, das Traurige, Schwierige, die Not nicht ernst zu nehmen, es so quasi zu verlachen, auszulachen…

Das Osterlachen ist kein Auslachen. Und auch mit dem kräftigsten Lachen am Ostermorgen können wir die Todeskräfte in dieser Welt nicht zum Verschwinden bringen. Doch wer lacht, spürt Lebensfreude, Lebenslust in sich und ist dadurch empfänglicher für die Osterbotschaft, die den Sieg des Lebens über den Tod  verheisst. 

Durch das Osterlachen öffnet sich eine Tür zu unserem Innern. Die Botschaft dringt nicht nur bis zu unseren Ohren, nein, sie kann uns ganz und gar erfüllen, so dass wir als neue, als erneuerte Menschen leben können. 

Als Menschen, die aus der Kraft von Ostern leben und erfüllt sind vom Glauben und der Hoffnung, dass auch heute das Leben trotz allem stärker ist als der Tod.

Als Menschen, die sich nicht lähmen lassen von den Todeskräften in dieser Welt, nicht ausweichen, sondern ihnen mutig entgegentreten.

Pfarrerin Verena Sollberger, Luzern


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Über Verena Sollberger:

Verena Sollberger ist evangelisch-reformierte Pfarrerin in Luzern. 

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