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Kolumne von Regula Schärli Beck

04.03.2013

Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften

In Luzern entsteht zurzeit das Netzwerk Nachbarschaftshilfe KISS. Es realisiert eine ebenso einfache wie überzeugende Idee, die man auch als «vierte Säule« bezeichnen könnte.


Wie alt sind Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser? Wie viele Jahre dauert es noch, bis Sie auf Unterstützung angewiesen sind, weil Sie nicht mehr wagen auf eine Trittleiter zu steigen, um die Glühlampe in der Küche zu wechseln? Oder weil Ihnen die Kraft in den Händen fehlt, um die Wasserflasche zu öffnen? Sind dann erwachsene Kinder da, die Ihnen täglich die kleinen Dinge abnehmen, die Sie nicht mehr selber bewältigen? Oder sind Sie finanziell so gut gestellt, dass Sie Fachpersonal beschäftigen können? Nein? Aber mit der Frage, wie Sie im Alter leben werden, mögen Sie sich jetzt noch nicht beschäftigen?

Die Zeiten haben sich geändert – es ist meist keine Grossfamilie mehr da, die sich um ihre alt gewordenen Angehörigen kümmert. Heute sind die Kinder oft über den ganzen Erdball verstreut, sie verheiraten sich in Indien oder arbeiten in den USA. Wir werden immer älter und immer mehr von uns werden alt. Zwar sparen wir in den drei Säulen AHV/ BVG und private Vorsorge Kapital für diese Zeit an, aber wird das reichen, um uns die nötige Unterstützung finanzieren zu können? 

Es braucht eine vierte Säule – ohne Geld

Wir – das sind die acht Gründungsmitglieder der Genossenschaft KISS Luzern – sind überzeugt, dass wir eine vierte, nicht-monetäre Säule brauchen. Wir bauen ein Netzwerk von Nachbarschaftshilfe auf, in dem Menschen für jede geleistete Stunde Begleitung und Betreuung selber eine Stunde gutgeschrieben bekommen. Diese können sie später für die eigenen Betreuung einziehen oder sie können sie verschenken. Zeit bleibt wertvoll. Eine Stunde putzen hat den gleichen Wert wie die Stunde Steuererklärung ausfüllen. Ob der Franken stark ist oder die Zinsen steigen spielt in der vierten Säule keine Rolle. Zeitgutschriften bilden eine Ergänzung zur klassischen Freiwilligenarbeit und dienen als Anreiz, um Betreuungs- und Begleitungsaufgaben für Ältere, Kinder, kranke und behinderte Menschen zu übernehmen. Durch die punktuelle Unterstützung im Alltag können diese Menschen im eigenen Zuhause bleiben. Sie sind sozial integriert, ohne dass dafür Geld bezahlt werden muss.

KISS – keep it small and simple 

Damit die Nachbarschaftshilfe funktioniert, muss der administrative Aufwand in engen Grenzen gehalten werden. Der gesamtschweizerisch organisierte Verein KISS hat in Zusammenarbeit mit Fachleuten die Grundlagen für die Zeitgutschriften erarbeitet und betreibt das international bestehende EDV-System, das die Zeitgutschriften verwaltet und über Jahrzehnte sichert. Die Abrechnung erfolgt über die einfache Eingabe in Computer oder Handy. KISS Luzern übernimmt die Geschäftsführung für die Stadt Luzern, koordiniert die Einsätze, leitet die Mitglieder an und unterstützt sie durch Aus- und Weiterbildung. 

Basis schaffen und anschliessend öffentlich werden

Aktuell laufen die Vorbereitungsarbeiten auf Hochtouren. Bevor die ersten Freiwilligen Betreuungsaufgaben übernehmen können, müssen die nötigen finanziellen Mittel für den Aufbau beschafft werden. Gleichzeitig werden unzählige Gespräche mit Freiwilligen-Organisationen in Luzern terminiert, geführt und ausgewertet. Ziel ist es, KISS Luzern im Sommer 2013 einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Ab Juni können die Luzernerinnen und Luzerner der Genossenschaft beitreten und im Netzwerk Nachbarschaftshilfe tätig werden. Wir freuen uns auf viele Frauen und Männer die sich für ihre Nachbarn engagieren und damit für ihr eigenes Alter vorsorgen.

Regula Schärli Beck, Luzern


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Über Regula Schärli Beck:

Regula Schärli Beck (*1956 in Luzern) hat an der Universität Zürich angewandte Psychologie und Publizistik studiert (lic.phil.). Während des Studiums hat sie an der damaligen Kunstgewerbeschule unterrichtet und in diversen Gastrobetrieben gearbeitet.
. 1993-2000: Aufbau und Leitung «Projekt Arbeitsplatz» für die IG Arbeit in Luzern. Es folgten eine Kaderfunktion in Basel und die Leitung der Fachstelle für Freiwilligenarbeit Benevol in Luzern.
. 2004-2011: Geschäftsleitungsmitglied Overall Basel, verantwortlich für Betriebsführung, Qualitätsmanagement und Projektleitungen. In dieser Zeit auch berufsbegleitendes Studium Organisationsentwicklung an der Universität Linz (MAS).
. Seit 2013 freiberuflich tätige Organisationsentwicklerin (www.teamtopf.ch) in Luzern und Gründungsmitglied der Genossenschaft KISS Luzern.