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Kolumne von Manuel Saladin

23.03.2023

«Ein Extrem-Sommer 2023 zeigt die Fehler der bürgerlichen Politik»

Manuel Saladin ist 21, gelernter Kellner mit Berufsmatura und leistet zurzeit Zivildienst. Hier sagt er, warum er trotz geringer Wahlchancen für die Jungen Grünen im Wahlkreis Luzern-Stadt als Kantonsrat kandidiert, im Blumengeschäft seiner Mutter mithilft, und warum ihn die zurzeit schlechten Umfragewerte für die Grünen nicht beunruhigen.


Zusammen mit Mutter Ursi Saladin kehrt Manuel eben von der Blumenbörse Zürich zurück und lädt diese Pflanzen aus, um sie im Laden an der Obergrundstrasse 21 zum Verkauf auszustellen.

www.blumen-saladin.ch

Vorbildlich immer mit Helm unterwegs: Als Grüner setzt Manuel voll auf das Velo.

Bilder: Herbert Fischer

Als gelernter Restaurationsfachmann wirkt Manuel Saladin auch hinter der Bar.

Bild: Barnews

In der Leitung der Pfadi Reuss ist Manuel unter dem Pfadinamen Tintin dabei.

Bild: Patricia Käppeli

Herbert Fischer: Sie kandidieren für die Jungen Grünen als Kantonsrat. Warum?

Manuel Saladin: Weil ich finde, dass der Kantonsrat dringend frischen Wind benötigt – von grüner sowie junger Seite. Mir ist es wichtig, mich für ein lebenswertes Luzern und für die Chancengleichheit aller Menschen im Kanton einzusetzen – heute, morgen. immer.

Was hat sie politisiert?

Manuel Saladin: Meine politische Meinung konnte ich schon sehr früh bilden. Als ich noch klein war, haben meine Mutter und ich oft philosophiert und uns Gedanken über das Weltgeschehen gemacht. Dies hat mir eine Grundlage gegeben, Geschehnisse zu belichten und zu hinterfragen. Zudem konnte ich mir auf diese Weise bereits früh überlegen, welche Werte mir am Herzen liegen. Oft liege ich auch heute vor dem Einschlafen im Bett und studiere an Problemen herum, die es zu lösen gilt. Ich war in der Primar- und Sekundarschule mit meinen Meinungen oft in der Unterzahl. So lernte ich schon früh, meine Positionen in Worte zu fassen und zu verpacken und für eine faire Welt einzustehen.

Grüne Themen haben 2019 den Grünen grosse Sitzgewinne gebracht; in Luzern von 7 Sitzen auf 15 im 120-köpfigen Kantonsrat. Im Moment sind sie laut Umfragen allerdings nicht so gut aufgestellt. Was ist dran an diesen Umfrage-Ergebnissen?

Manuel Saladin: 2019 war ein großartiges Wahljahr für die Grünen. Jetzt gilt es, an diesen Leistungen anzuknüpfen und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Umfragen der letzten Tage lasse ich so stehen und konzentriere mich – zusammen mit den «Mit-Kandidierenden» – darauf, bis zum 2. April für Sitzgewinne zu kämpfen.

Abgesehen von diesen Umfragen: Wie sind die Grünen denn wirklich unterwegs?

Manuel Saladin: Wir sind in der Klima-, Energie- und Verkehrspolitik goldrichtig aufgestellt und unterwegs. Immer mehr Leute spüren und anerkennen die Arbeit unserer Partei auf allen Ebenen und im ganzen Land. Für und mit uns kämpfen hochkompetente Persönlichkeiten. Wenn wir 2019 schon derart «abkassiert» haben, wird es schon ein Erfolg sein, unsere Sitzzahl zu halten; um genau zu sein: im Kanton Luzern 15 von 120. Es deutet übrigens viel darauf hin, dass uns wieder ein extremer Sommer bevorsteht. Falls er tatsächlich eintritt, wird uns das bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober helfen, weil wir zeigen können, wohin die verfehlte bürgerliche Politik der letzten Jahre geführt hat.

In der Stadt haben die Grünen zusammen mit den Bürgerlichen den Gegenvorschlag zur «Airbnb-Initiative» der SP unterstützt. Gewonnen hat aber die Initiative der SP und zwar wuchtig mit 63 Prozent. Die Grünen gehören also zu den Verlierern. War das Ja zum Gegenvorschlag ein Fehler?

Manuel Saladin: Das Ja zum Gegenvorschlag war keinesfalls ein Fehler. Die Luzerner*innen haben abgestimmt und somit entschieden. Dies gilt es zu akzeptieren. Dank unserer Stimmfreigabe bei der Stichfrage haben sich ganz gewiss viele unserer Wähler*innen für die Initiative entschieden.

Sie leisten gegenwärtig Zivildienst?

Manuel Saladin: Genau, ich will mit meiner Entscheidung vor allem die Vorteile des Zivildienstes hervorheben: Dass die «Philosophie» hinter dem Militär und seine Strukturen veraltet und diskriminierend sind, muss ich wohl kaum weiter erläutern.

Wo wirken sie denn als «Zivi»?

Manuel Saladin: Mein erstes halbes Jahr als «Zivi» habe ich in einer Luzerner Primarschule verbracht. Mit diesem Einsatz konnte ich – wie viele andere Zivildienstleistende – entscheidend dem Lehrpersonenmangel entgegenwirken. Wichtige Nahtstellen werden dank uns besetzt  und Kindern kann mehr Zeit gewidmet werden. Gäbe es diese Möglichkeit der Stellenbesetzung nicht, würde es in vielen Orten und Institutionen an wichtigen personellen Mitteln fehlen.

Sind sie Pazifist?

Manuel Saladin: Nein. Trotzdem bin ich der Meinung, dass viele Konflikte friedlich und ohne Einwirkung des Militärs gelöst werden können.

In Deutschland sind prominenteste Grüne wie Anton Hofreiter unter dem Eindruck von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine vom Pazifismus abgerückt. Was sagen sie dazu?

Manuel Saladin: Die Wandlung dieser Politiker*innen sind den Umständen geschuldet, in welchen wir uns befinden. Wichtig ist, dass man solche Grundhaltungen immer wieder hinterfragt und diese auch abzulegen wagt, falls man merkt, dass man in seinen Überlegungen auf andere Schlussfolgerungen stösst. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Mensch – und vor allem Politiker*innen – Entscheidungen immer wieder kritisch hinterfragen sollen und Lösungsansätze revidieren können.

Sie haben die Ausbildung als Restaurationsfachmann im renommierten «Schweizerhof» abgeschlossen. Das ist nicht eine ausgesprochen «grüne Adresse».

Manuel Saladin: Ich bin mit meiner Entscheidung, dieses Hotel als Lehrbetrieb auszusuchen, goldrichtig gelegen: Ein super Ausbildungsplan, viel Unterstützung in meinem Lernprozess und eine enorm grosse Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiter*innen, sorgten für drei wunderbare Ausbildungsjahre. Übrigens fällte ich die Entscheidung, meine Ausbildung zum Restaurationsfachmann im «Schweizerhof» zu machen, bereits mit zwölf Jahren. Zu erwähnen ist auch, dass ich zu dieser Zeit noch nicht alle meine Entscheidungen politisch hinterfragt habe. Der ideale Weg für «grüne Projekte» wurde mir mithilfe des «Schweizerhofs» geebnet und ich bin diesem Haus sehr dankbar dafür.

Geht’s dazu vielleicht etwas konkreter?

Manuel Saladin: Die Wandlung der Gastronomie ist in vollem Gange. Dass auch ich mich dabei einbringen werde, liegt bei meiner Leidenschaft für diese Branche auf der Hand. Jedoch werde ich mich zuerst auf meine Arbeit als «Zivi» konzentrieren, bevor ich selbst mit der Planung eines eigenen Projekts beginne.

Wie geht es momentan der Gastronomie?

Manuel Saladin: Die Gastronomie befindet sich in einem grossen Umbruch. Es müssen Lösungen her, um all die vielen die Menschen, die sich dieser Branche mit Hingabe engagieren, dazu zu bringen auch dort zu bleiben. Ich sehe in verschiedensten Projekten spannende Ansätze, die grosses Potenzial haben.

Wollen sie also in der Branche bleiben?

Manuel Saladin: Ich möchte mich weiterhin in dieser Branche betätigen und nicht davor zurückschrecken neue Wege zu gehen, falls alte nicht mehr begehbar sind. Warum ich in der Gastronomie bleiben möchte? Ich liebe diese Arbeit und werde sie sehr wahrscheinlich auch immer lieben. Für mich gibt es wenige andere Tätigkeiten, die so viel Abwechslung und Möglichkeiten bieten wie die Gastronomie.

Sie engagieren sich auch im Blumengeschäft ihrer Familie an der Obergrundstrasse 21. Warum?

Manuel Saladin: Mit dem SALADIN haben wir uns einen grossen Traum erfüllt. Das Geschäft soll sich weiterentwickeln und in naher Zukunft zu einem Blumencafé, beziehungsweise einer Blumenbar werden. Ich bin gespannt, wo es uns noch hintreiben wird. Ich engagiere mich in diesem Blumengeschäft, weil ich auch in dieser Branche ein grosses Potenzial sehe, sich weiter in Richtung Zukunft zu bewegen. Zudem ist mir meine Familie enorm wichtig und es gibt wenig Menschen, mit denen ich so gut arbeiten kann.  

Ihre Wahlchancen sind – realistisch gesehen – gering. Warum kandidieren sie trotzdem?

Manuel Saladin: Dass die Wahlchancen in einer Jungpartei klein sind, ist mir bewusst. Trotzdem muss der Einfluss junger Politiker*innen grösser werden. Wir sehen die Welt anders, befinden uns in ganz anderen Kreisen als die etablierte Politik und können in diversen politischen Bereichen, wie etwa dem Schulwesen, unmittelbare Inputs einbringen. Ausserdem hat in wichtigen zukunftsorientierten Debatten die «Gesellschaft von Morgen» einen wichtigen Platz verdient und sollte mehr in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden. Ich finde, in der Politik sollen alle Gesellschaftsschichten aktiv mitreden. Frischer Wind stösst Veränderung an.

Interview: Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern


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Über Manuel Saladin:

Manuel Saladin (*2002) hat im «Schweizerhof» die dreijährige Berufslehre als Restaurationsfachmann abgeschlossen. Nachhher erlangte er die Berufsmaturität. Er kandidiert am 2. Aptril 2023 für die Jungen Grünen im Wahlkreis Luzern-Stadt für den Kantonsrat.