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Kolumne von Stefan Sägesser

21.03.2011

Kanton Luzern bezieht unglaubliche 69 Prozent Kernenergie

Die Welt dreht sich nicht mehr in demselben Rhythmus um die eigene Achse. Das Erdbeben hat Rhythmus und Achse nicht nur effektiv verschoben, sondern auch ihre Wahrnehmung verändert. In Japan, der Welt und hoffentlich auch in der Schweiz.


Noch vor wenigen Wochen war die Kernenergie beinahe salonfähig. Ständig hiess es, Andernfalls drohe eine Versorgungslücke und als Alternative galten nur die als CO2-Schleudern bekannten Gas-Kombi-Kraftwerke. Wer will schon die KKW abschalten und dafür 16% mehr CO2-Emissionen in Kauf nehmen (1)? Und dann auch noch das so befürchtete Resultat der Abstimmung vom 13. Februar 2011 im Kanton Bern, bei welchem die Rahmenbewilligung für den Ersatz des KKW Mühleberg angenommen wurde. 

Mehr Wasserkraft allein reicht nicht

Dann aber war das Erdbeben vom 11. März mit seinen katastrophalen Auswirkungen. Hüben wie drüben lichteten sich die Reihen der Kernkraft-Befürworter, drehten sich Politiker der FDP und der SVP im emotionalen Gegenwind. Gutachten, welche Risse in der Hülle des KKW Mühleberg feststellen, tauchen plötzlich auf und in der «Sonntagszeitung» vom 20. März fordert der VR-Präsident der Bernischen Kraftwerke (BKW) – Besitzerin des KKW Mühleberg – den Ausstieg aus der Atomenergie. Als Alternative sehen Urs Gasche und seine BDP vor allem die Wasserkraft. Dafür «müssen die Linken und Grünen ihren Widerstand aufgeben» so Gasche in der «Sonntagszeitung» weiter.

Ist dem wirklich so? Müssen die «Linken und Grünen» ihren Widerstand wirklich aufgeben? Und zu welchem Preis? Die Alpen als Réduit, allerdings nicht für die Bevölkerung, sondern als Wasserspeicher? 

Was mich an der Aussage wirklich stört, ist die stille Drohung in der Aussage von Urs Gasche, das «Vogel-friss-oder stirb-Prinzip». Genau auf derselben Ebene diskutierte vor kurzem der Luzerner Kantonsrat und die Mehrheit aus CVP, FDP und SVP brachte so schlussendlich das neu zu bauende Wasserkraftwerk in der Lamm-Schlucht durch den Rat. Weder dieses Wasser-Kraftwerk, noch die Aufstockung der Grimselstaumauer für Herrn Gasche, noch Wasserkraft überhaupt werden die Stromversorgung ohne KKW sicherstellen können. 

Ausstieg braucht sehr viel Zeit

Nebst Investitionen in alternative Energieträger wie Solaranlagen oder Windkraftwerke sowie in die Förderung von energieeffizienten Um- und Neubauten braucht es vor allem Anreize zum Stromsparen für Industrie und Private. Gemäss Ulrike Saul von WWF Schweiz kann mit einer Modernisierung der Geräteparks rund ein Drittel des heutigen Stromverbrauchs gespart werden – und dies ohne Einschränkungen in der Nutzung. 

Wir alle müssen uns an der eigenen Nase nehmen, um aus der Abhängigkeit vom Atomstrom heraus zu kommen. Die Schweiz bezieht knapp 40 Prozent ihres Strombedarfs aus KKW. Das ist deutlich mehr als vergleichbare Industrienationen. Im Kanton Luzern sind es sogar unglaubliche 69 Prozent (!!!) bei der CKW. Und bei Energie Wasser Luzern (EWL), welche vorab Stadt und Agglomeration Luzern bedient, sind es immer noch über 55 Prozent. Angesichts dieser erschreckend hohen Abhängigkeit bleibt zu hoffen, dass wir den letzten Atommeiler in 30 Jahren vom Netz nehmen können.

1) gemäss Stefan Hirschberg, Paul-Scherrer-Institut PSI


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Über Stefan Sägesser:

 

Stefan Sägesser (1964) ist Vorstandsmitglied der glp des Kantons Luzern. Bis Juni 2012 war er Co-Präsident der glp der Stadt Luzern. Er kandidierte 2012 für den Grossen Stadtrat und erreichte den ersten Ersatzplatz. Sägesser hat Religionswissenschaften und Soziologie studiert. Beruflich ist er bei der Reformierten Kirche des Kantons Luzern in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Zudem präsidiert er die kantonale Kulturförderungskommission.