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Kolumne von René Regenass

30.11.2011

«Altern in Luzern» braucht eine Chance

Drei Voten aus der Sitzung des Luzerner Grossen Stadtrates vom 27. Oktober 2011 sagen Vieles aus; es ging um das Entwicklungskonzept «Altern in Luzern».


«Es gibt Frauen und Männer zwischen 60 und 80, die nicht auf das Abstellgeleise wollen»: Fachwissen aus Beruf, reiche und vielfältige Lebenserfahrungen und Sozialkompetenz sind Qualitäten, die SeniorInnen wie sonst kein anderes Bevölkerungssegment vereinen. Das prädestiniert sie geradezu, als «dritte Generation» in der Gesellschaften Aufgaben zu übernehmen und sie aktiv mitzugestalten.<br><br>Bild: Herbert Fischer

«Es gibt Frauen und Männer zwischen 60 und 80, die nicht auf das Abstellgeleise wollen»: Fachwissen aus Beruf, reiche und vielfältige Lebenserfahrungen und Sozialkompetenz sind Qualitäten, die SeniorInnen wie sonst kein anderes Bevölkerungssegment vereinen. Das prädestiniert sie geradezu, als «dritte Generation» in der Gesellschaft Aufgaben zu übernehmen und sie aktiv mitzugestalten.

Bild: Herbert Fischer

Jules Gut (37), grünliberal, Diplomingenieur: «Unser Fokus liegt eher bei der Förderung der Kinder. Ältere Menschen können sich meist auf ein bestehendes Beziehungsnetz stützen.»

Jörg Krähenbühl (54), SVP, Einschätzungsexperte: «Wir sind dagegen, dass Freizeitgestaltung über staatliche Stellen gelenkt wird.»

Agnes Keller-Bucher (48), CVP, Bäuerin, Hausfrau: «Wir stellen in Frage, dass für das Projekt eine befristete 60-Prozentstelle geschaffen werden soll. Viele dieser Aufgaben können die jungen Senioren in Eigenregie machen.»

Ganz knapp mit 21 Ja gegen 20 Nein stimmte das Stadtparlament der Vorlage schliesslich zu. SP, Grüne und FDP gaben den Ausschlag. 

Das Resultat und die Voten erstaunen. Jedes Bau- oder Sanierungsprojekt für Erneuerungen in der Luzern Heimlandschaft geht sozusagen diskussionslos über die Bühne. Und die Bevölkerung stimmt dann auch mit überwältigenden Mehrheiten zu. Siehe die «Dreilindenvorlage» vom 27. November 2011. 

Und jetzt versucht die Stadt, erstmals etwas für die jungen Alten auf die Beine zu stellen, für oder mit jenen, die noch nicht ins Heim wollen, die ihre Ressourcen einbringen könnten, die noch mitreden wollen, die sich im Kreis mit Gleichaltrigen für ihre Anliegen engagieren möchten. Denn nicht wahr: in der Stadtluzerner Alterspolitik spielte diese junge, dritte Altersgeneration bis anhin keine oder doch wohl eher eine sehr untergeordnete Rolle. 

In der Stadtverwaltung, und besonders in der Baudirektion, tut man sich heute noch schwer, dem Thema Wohnen im Alter den notwendigen Stellenwert zuzuordnen. Im Projekt Industriestrasse wäre dies beispielsweise möglich gewesen. Doch man überlässt dieses Thema gerne den Andern, den Privaten, den Baugenossenschaften und Pensionskassen. 

Das könnte sich bald einmal rächen, weil jene Menschen, die jetzt langsam alt werden, neue Vorstellungen von Wohnen und Betreuung haben und weil sie immer stärker aus den günstigen Wohnungen vertrieben werden. Jeder Neubau und jede bauliche Sanierung im Hirschmatt-, Neustadt- und Bruchquartier tragen dazu bei. Nur wenige der Alten können oder wollen sich solch teure Wohnungen leisten.

Zurück zum Entwicklungskonzept «Altern in Luzern». Sicher kann man dazu Fragen stellen, Vorbehalte anbringen. Aber eine Chance müsste man dieser Idee schon geben. Eine davon bildet die neue Internetplattform www.luzern60plus.ch. Sie informiert über Themen, welche diese Generation etwas angehen. Sie ermöglicht es, sich über den Stammtisch einzubringen, mitzureden. Klicken Sie die Adresse einmal an! Im «Forum» wird diskutiert zum Thema Sterbehilfe, über Verkehrsfragen, über die miese Situation in öffentlichen Toiletten in dieser Stadt (der Zugang ist vorläufig erst für Mitglieder möglich).

Es gibt Frauen und Männer dieser dritten Generation zwischen 60 und 80, die nicht auf das Abstellgeleise wollen. Es ist gut und richtig, wenn die Stadt jetzt versucht, diese Anliegen aufzunehmen, sie zu koodinieren, etwas dafür bereit zu stellen. 

Das ist ja eigentlich eine der wichtigsten Aufgaben eines Gemeinwesens, neue Entwicklungen zu sehen und in seine Politik aufzunehmen. Und es ist Aufgabe des Parlaments, Entwicklungen zu ermöglichen, Wege in die Zukunft aufzuzeigen. Verweigerung hat da wenig zu suchen. 

Von der SVP sind wir uns diese zwar gewohnt, vorläufig wenigstens. Und dass die Grünliberalen den Fokus auf die Kinder richten wollen und nicht auf die Alten, nun, das nehmen wir mal zur Kenntnis. Die Argumentation jedenfalls bringt mir diese seltsame Partei immer noch nicht näher. Mehr Mühe machen die Vorbehalte bei der CVP, bei der Familienpartei. Oder heisst das einfach: Die Alten ins Heim? Auch das wäre natürlich eine Politik, aber sicher nicht meine.

René Regenass, Luzern


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Über René Regenass:

René Regenass (Luzern) war während mehr als 30 Jahren Redaktor der «LNN» und nachher von «Luzern heute».