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29.04.2016

Ruedi Mumenthaler: «Wir dürfen die Stadt nicht kaputt sparen»

Warum der Sozialdemokrat für den Grossen Stadtrat kandidiert, was seine Anliegen sind und wie er die Folgen der Fusion der Stadt mit Littau beurteilt.


An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur befasst sich Ruedi Mumenthaler mit neuen Technologien in Bibliotheken.

Bild: HTW Chur

Beim Wandern in der stillen Natur – hier im Val Bever.

Bild: Agi Hirschi

Mit dem Vorstand des Quartiervereins beim Quartierfest auf der Hüpfburg.

Bild: Martin Wüthrich

Es ist schon ein Weile her, dass Ruedi Mumenthaler den Lucerne Marathon gelaufen ist - heute wandert er lieber.

Bild: Lucerne Marathon

Selfie von der Standaktion im «Ruopigen» letzten Samstag mit Joel Mayo und Maria Pilotto, die ebenfalls für die SP für den Grossen Stadtrat kandidieren.

Theres Vinatzer: Du kandidierst für die SP am 1. Mai als Grossstadtrat, bist aber noch nicht lange Mitglied der SP. Warum eigentlich?

Ruedi Mumenthaler: Als Sympathisant bin ich schon lange dabei, aber ich bin erst letztes Jahr offiziell Mitglied geworden. Ich war lange im Hintergrund tätig, unter anderem als  Webmaster, Fotograf und Protokollschreiber. Auch für die sozialen Medien der Stadtpartei war ich zuständig, als meine frühere Ehefrau deren Präsidentin war. Die aktive Politik war ihr Ding – und ich habe sie dabei unterstützt.

Jetzt aber willst Du «es wissen»: Warum?

Als man mich wegen einer Kandidatur für den Grossen Stadtrat anfragte, überlegte ich, weshalb ich das tun sollte. Mir ist ja nicht gerade langweilig. Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich etwas zu sagen habe, dass ich mich für eine solidarische Gesellschaft engagieren will und gegen die von Angst, Hass und Egoismus geprägte Politik der Rechten antreten will. Zudem finde ich, dass die SP-Fraktion eine gute Mischung von Power und Engagement der jüngeren Generation und von Lebenserfahrung braucht.

Mit dem Rücktritt von René Meier und Dir, Theres Vinatzer, entsteht hier eine Lücke – auch bei der Vertretung von Littau-Reussbühl. Mein erstes Ziel ist, der SP diese Stimmen wieder zu sichern.

Ich muss hier allerdings schon festhalten: auch wenn ich selber lange nicht in einer Partei mitgemacht habe, so bin ich doch schon längst politisch aktiv. Wenn ich mich richtig erinnere, war meine erste politische Aktion etwa 1976, als ich an einer Demo gegen das (geplante) AKW Inwil teilnahm und bei einer Resolution mitstimmen durfte.

Welches sind heute Deine Kernanliegen?

Das umweltpolitische Engagement ist mir auch heute noch sehr wichtig. Mir ist es persönlich auch ein Anliegen, dass ich nicht nur entsprechend abstimme und wähle, sondern auch selber nach diesen Grundsätzen lebe. Mein Schwerpunkt in der städtischen Politik ist die Bildung.

Es waren die Sparmassnahmen in der Bildung, die schliesslich den Ausschlag für meine Kandidatur gegeben haben. Meine jüngere Tochter Jana arbeitet im «Steinhof» als Lehrerin der Basisstufe, da erfahre ich aus erster Hand, was die Kürzung bei der Integrativen Förderung bedeutet.

Als Vater von vier Kindern habe ich auch miterlebt, wie die Steuern gesenkt und die Gebühren (zum Beispiel für den Musikunterricht oder für Schulmaterial) ständig erhöht wurden. Das ist eine Fehlentwicklung, die uns langfristig schadet. Ich höre die Bürgerlichen sagen, man müsste den Kuchen erst backen, bevor er verteilt werden könne. Das ist richtig, aber ihre Politik sorgt dafür, dass der Kuchen kleiner wird. Als Unternehmer würde ich auch eher dafür sorgen, dass in die Zukunft – also neue Technologien, neue Produkte, die Weiterbildung der Mitarbeitenden  – investiert wird, statt den Betrieb kaputt zu sparen. Wir dürfen unsere Stadt nicht kaputt sparen!

Ich unterstütze auch die anderen Kernanliegen der SP, die für mich selbstverständlich sind: bezahlbarer Wohnraum, eine solidarische Gesellschaft, die sich für alle einsetzt, denen es nicht so gut geht, für eine vielfältige Kultur, für eine familienfreundliche und lebenswerte Stadt. Mehr dazu habe ich in meinem Blog geschrieben (siehe unter «Links»).

Warst du damals für die Fusion zwischen Littau und Luzern?

Ja, ich habe mich mit der SP Littau Reussbühl aktiv für die Fusion eingesetzt. Ich sah, dass wir viele Herausforderungen besser gemeinsam in einer grösseren Stadtgemeinde bewältigen können. Und dass wir als Littauer mitreden können bei städtischen Themen, die auch die Agglo betreffen. Ich bin also grundsätzlich dafür, dass auch andere Agglomerationsgemeinden diesen Schritt wagen.

Was hat die Fusion gebracht?

Sie hat dazu geführt, dass wir jetzt Teil der wunderschönen Stadt Luzern sind, dass wir mitreden und mitgestalten können. Viele Vereine haben von den professionellen Strukturen profitieren können. Und über den Quartierverein finden wir schnell offene Ohren für unsere Anliegen. Langsam klappt es auch mit dem ÖV, wo wir noch etwas Nachholbedarf haben im Vergleich zu innerstädtischen Quartieren.

Was hat sie nicht gebracht?

Die kurzen Wege zu den Behörden, den direkten persönlichen Draht gibt es so nicht mehr. Allerdings hatten den früher auch nicht alle. Gewisse lokale Organisationen haben ihre Bedeutung verloren, wobei die Fusion vermutlich Prozesse beschleunigt hat, die ohnehin schon liefen. 

Du engagierst Dich unter anderem im Quartierverein Reussbühl, der Dir wichtig zu sein scheint. Warum?

Quartiervereine sind wichtige Keimzellen gerade in einer Stadt, etwas urdemokratisches. Wir haben uns im Zuge der Fusion neu positioniert und sind nicht mehr nur ein geselliger Verein, sondern auch die erste Anlaufstelle für politische Anliegen unserer Bewohner (siehe unter «Links»).

Ich mache seit einigen Jahren im Vorstand mit, weil ich diese Aufgabe wichtig finde und weil wir ein super Team sind, das sich ausgezeichnet ergänzt. In solchen Konstellationen bin ich dann meist derjenige, welcher alles schreibt, der kommuniziert, die Website und die sozialen Medien betreut und bei strategischen Überlegungen mitmacht. Wir wollen im Quartierverein jetzt noch einen Akzent bei der Integration setzen. Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich (noch) wenig angesprochen. Und als Multikulti-Stadtteil sind wir geradezu dafür prädestiniert.

Wer Dich «googelt», staunt und fragt sich: Was ist ein Professor für Bibliothekswissenschaft?

Tatsächlich bin ich der einzige in der Deutschschweiz, denn das gibt es nur an der HTW Chur (siehe unter «Links»). Bibliothekswissenschaft versteht sich als Teil der Informationswissenschaft, die in anderen Ländern bekannter ist und eine grössere Tradition hat. Ganz praktisch gesehen geht es um die Ausbildung von Bibliotheksmitarbeitenden auf der Stufe Hochschule. Bei uns lernen die Studierenden die Methoden und Kenntnisse, die sie für die anspruchsvolle Arbeit in grösseren öffentlichen oder in wissenschaftlichen Bibliotheken benötigen. Sie sollen die neuen Entwicklungen kennen, die der digitale Wandel gerade im Bereich der Information und Kommunikation mit sich bringt. 

Neben der Lehre sind wir auch in der Forschung tätig. Auch dabei geht es primär darum, die aktuellen Veränderungen zu verstehen und Empfehlungen für die Praxis zu entwickeln. Dieser Tage erscheint gerade ein Buch von mir und einer Kollegin aus Kiel zum Thema Innovationsmanagement in Bibliotheken. Ich bin also nicht nur in der Schweiz aktiv. Aktuell habe ich eine offene Petition zur Erhaltung der Zentralbibliothek für Medizin in Köln gestartet, deren Trägerschaft ihr die finanzielle Unterstützung entziehen will (siehe unter «Links»). Ein sehr spannendes Projekt ist der Horizon Report Library Edition, ein Trendreport zu Bibliotheken. Hier befassen wir uns in einem internationalen Rahmen mit den aktuellen und künftigen Entwicklungen in Bibliotheken (siehe unter «Links»).

Es ist also total spannend! Ich publiziere relativ viel zu solchen Themen, auch in meinem Blog (siehe unter «Links»).

Aber das Buch ist doch längst dem Tod geweiht! Wozu braucht es noch Bibliotheken?

Das höre ich ab und zu, neulich hat sogar ein Bibliotheksdirektor ähnliche Argumente publiziert. Da habe ich dann klar Stellung bezogen. Erstens ist das Buch noch lange nicht tot und zweitens sind Bibliotheken schon längst mehr als Bücherspeicher oder Medienausleihstellen. Bibliotheken haben wichtige Aufgaben bei der Leseförderung, als soziale Treffpunkte, bei der Integration, bei der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz und so weiter. Im Wissenschaftsbereich sind elektronische Zeitschriften schon seit einigen Jahren das wichtigste Medium – und trotzdem sind die Bibliotheken gut besucht. Die Nutzung verändert sich natürlich, auch die Funktion der Bibliothek als Ort.

Auch wenn sie noch den «klassischen Namen» tragen, also «Bibliotheken» heissen: sie erfüllen einen unabdingbaren Service public! 

Ist das mit ein Grund dafür, dass Du Dich seinerzeit dafür engagiert hast, dass die ZHB nicht abgerissen wird?

Auch, wobei ja nicht die Existenz der ZHB in Frage gestellt wurde. Es ging mir hier mehr um den skandalösen Zustand, dass man über 30 Jahre brauchte für ein spruchreifes Projekt und dieses dann Eigeninteressen gewisser Politiker geopfert wurde. Das Alternativprojekt war eine Schnapsidee, gerade auch an diesem Standort. Das Vögeligärtli kenne ich ich noch aus der Zeit, als wir mit unserer jungen Familie an der Hirschmattstrasse wohnten und der Park unsere nächste Grünzone war.

Du hast damals auch klar gesagt, dass eine Institution wie die ZHB auch fortan dorthin gehört, wo sie ist: also mitten ins Zentrum, nahe bei den Leuten. Warum?

Genau! Der Standort ist absolut entscheidend. Ein Kantonsgericht kann sehr gut am Seetalplatz stehen, eine ZHB sicher nicht. Dabei geht es nicht um die Mitarbeitenden, sondern um die Nutzerinnen und Nutzer, die einen möglichst direkten Zugang zu Information und den Angeboten der Bibliothek haben sollen.

Du hast Dich ja auch – um bei den Bibliotheken zu bleiben – für die Erhaltung der seinerzeit gefährdeten Bibliothek Ruopigen engagiert. Warum?

Das war gar keine Frage! Wir wurden sofort von vielen Bewohnern angefragt, was wir als Quartierverein unternehmen würden, parallel auch meine damalige Ehefrau als SP-Vertreterin. Die Bibliothek ist enorm wichtig fürs Quartier – in allererster Linie für Familien mit Kindern, aber auch für Senioren, die nicht so einfach den Weg in die Stadtbibliothek auf sich nehmen können. Ich schätze die Stadtbibliothek im «Bourbaki» sehr, auch die Arbeit die geleistet wird. Aber auch dort spürt man den Spardruck, so dass man die Öffnungszeiten reduzieren musste. Eine sehr «ungute» Entwicklung! Kürzere Öffnungszeiten bedeuten, dass der Zugang erschwert wird und die Nutzung abnimmt.

Eigentlich bist Du auf der SP-Liste so etwas wie ein Exot, ein etwas «abgehobener Professor». Wie sind aus Deiner Sicht Deine Wahlchancen?

Also abgehoben bin ich sicher nicht. Den Titel habe ich, aber ich hänge das nicht an die grosse Glocke. Das gehört zu meinem beruflichen Hintergrund. Dieser bringt es dafür mit sich, dass ich den Auftritt vor Menschen gewohnt bin und dass ich leicht und hoffentlich verständlich schreibe. 

Meine Wahlchancen? Wir haben eine riesige Liste mit vielen guten Kandidatinnen und Kandidaten. Ich rechne mit vielen Stimmen in Reussbühl, auch Panaschierstimmen. Mich werden auch einige Bürgerliche wählen. Man kennt mich vom Quartierverein und vom Turnverein, in dem ich seit Jahren als Trainer und als Vorstand bei den Leichtathleten tätig bin.

Hier engagiere ich mich für den Jugend- und Breitensport. Und da ich seit 30 Jahren in Luzern (oder Littau) lebe, in der Reformierten Kirche aktiv war und bin, früher auch im Kulturbereich (mit Band im «Sedel») tätig war, rechne ich mir schon gewisse Chancen aus.

Was, wenn Du nicht gewählt wirst?

Dann hoffe ich, dass ich mein erstes Ziel erreicht und der SP viele Stimmen verschafft habe. Und dass wir zwei Sitze gewonnen haben – dann feiere ich mit! Meine Kandidatur verstehe ich als ein Angebot an die Wählerinnen und Wähler. Wenn es so nicht angenommen werden sollte, kann ich das gut akzeptieren. 

Du betreibst einen Blog, auf dem Du Vieles von Dir preisgibst. Wie kam es dazu?

Du sprichst den Blog «Männerherz» an (siehe unter «Links»). Hier möchte ich etwas von dem weitergeben, was ich erlebt habe und was mir wichtig ist. Es geht um bewusstes Leben und um Achtsamkeit. Und ich spreche gezielt Männer an, die sich leider noch allzu oft im Materiellen und in ihren Pflichten verlieren. 

Es ist offensichtlich: Dich beschäftigt der Sinn des Seins. Worin liegt er?

Es geht darum, dass wir uns selbst bewusst werden, dass wir unser wahres Ich erkennen, das oft von Rollen und einer nach aussen orientierten Identität überdeckt wird. Wir haben dieses Leben geschenkt erhalten und sollten es jeden Augenblick bewusst erleben. 

Wenn wir unser Glück bei uns selbst finden, werden wir frei und unabhängig. Viele brauchen eine Krankheit oder ein Burnout um das zu erkennen – oder zu sehen, dass sie sich auf dem Holzweg befinden. 

Man kann sich aber auch hier und jetzt dafür entscheiden – und dazu soll mein Blog einen Beitrag leisten. An meiner politischen Haltung hat sich durch diese persönliche Entwicklung wenig geändert: der Respekt vor den anderen Menschen, die Sorge für die Schwachen und die Wertschätzung der Natur sind dadurch eher noch verstärkt worden. Entsprechend stehe ich auch für einen alten SP-Slogan: für eine Politik mit Herz!

Du unterstreichst Deine Aussagen in Deinem Blog mit sehr beeindruckenden Bildern.

Ich illustriere meine Beiträge mit Fotos von Landschaften, die ich selber auf Wanderungen aufgenommen habe. Die Natur zu erleben ist mir sehr wichtig. Sie lässt uns ruhig und still werden und zeigt uns, was wirklich wichtig ist. Das sind auch die menschlichen Begegnungen.

Bitte beende folgende Sätze.

Die heutige politische Stimmung in diesem Land ist... 

... nach dem erfolgreichen Kampf gegen die «Durchsetzungs-Initiative» deutlich positiver als auch schon. Aber wir dürfen nicht nachlassen und müssen versuchen, in solchen Fragen öfters eine Koalition der Vernünftigen zu schmieden. Aber ich staune schon, wie es eine Bonzenpartei schafft, sich als Sprachrohr des einfachen Mannes zu verkaufen und wie eine Partei mit einer so konservativen Haltung unser politisches System radikal umpflügen will. Wir müssen versuchen differenzierte Haltungen verständlich zu kommunizieren, was im Fall der «Durchsetzungs-Initiative» gelingen ist.

Das Verhältnis zwischen der früheren Gemeinde Littau und der heutigen Stadt Luzern ist... 

...  unproblematisch. Wenn es Differenzen gibt, können wir die mit demokratischen Mitteln austragen.

Dass meine vier Kinder alle links politisieren ist... 

... nicht selbstverständlich und ihre eigene Entscheidung. Drei haben schon selbst kandidiert, mein jüngster Sohn Enea ist aktuell auf der JuSo-Liste.

Die SP gewinnt am 1. Mai im Grossen Stadtrat ...

... zwei Sitze, hoffentlich allerdings nicht auf Kosten der Grünen.

Und zwar, weil...

... wir es schaffen, unsere Basis zu mobilisieren und weil unsere Politik in der Stadt auf breite Zustimmung stösst.

Im ersten Wahlgang werden am 1. Mai als Stadträte gewählt... 

... Beat Züsli (natürlich auch von mir) und vermutlich auch die meisten Bisherigen (ohne meine Stimme, ausser Adrian Borgula). Manuela Jost muss wohl in einen zweiten Wahlgang.

Interview: Theres Vinatzer

Dieser Beitrag ist erstmals am 20. April online gestellt worden.


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