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Publireportage (Reklame)30.09.2015 Warum sich Martin Schwegler für den sozialen Wohnungsbau und für das «Rössli» in Ruswil engagiertIm zweiten Interview auf lu-wahlen.ch berichtet CVP-Nationalratskandidat Martin Schwegler (Menznau) über seine Engagements in der KAB, bei der Hotelfachschule Luzern und beim Restaurant Rössli in Ruswil. Und er sagt, was er vom Arbeitsrecht hält, das den Einen zu liberal, Anderen hingegen zu arbeitnehmerfreundlich ist.Du engagierst Dich bei der KAB Wohnraumgenossenschaft, die von der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung (KAB) gegründet wurde. Warum? Martin Schwegler: Wie so oft im Leben hat auch da ein Zufall mitgespielt. Weil meine Eltern in der lokalen Sektion der KAB Mitglied waren, bin ich früh auch Mitglied geworden. Mit 21 – vielleicht mit 22 Jahren, ich weiss es nicht mehr so genau – kam ich in den Vorstand. Deshalb kannten mich die Verantwortlichen der KAB Wohnraumgenossenschaft und kamen auf mich zu, als ein neuer Präsident gesucht wurde. Also wurde ich mit 30 Präsident einer sozialen Wohnbaugenossenschaft. Diese Genossenschaft ist übrigens erst anfangs 90-er-Jahre des letzten Jahrhunderts gegründet worden, um dem Mangel an günstigem Wohnraum entgegenzuwirken; ein Anliegen, das ich noch so gerne unterstützte, zumal unsere Familie selber in der Wohnung einer Genossenschaft gelebt hatte, wenn auch in einer anderen. Als ich 1997 das Präsidium übernahm, war unsere Wohnraumgenossenschaft noch relativ klein. Wir hatten Mühe, Anteilscheinkapital zusammenzubringen. Die ersten Häuser konnte die Genossenschaft nur dank privatem finanziellem Engagement des damaligen Verwalters Karl Faller gekauft werden. Bei meinem Amtsantritt besass die Genossenschaft zwei Liegenschaften und um die 300 000 Franken Anteilsscheinkapital. Über all die Jahre ist die Genossenschaft dann gewachsen. Wir konnten immer wieder Häuser kaufen und heute haben wir ein bilanziertes Anlagevermögen von über 25 Millionen Franken, 4,6 Millionen Anteilsscheinkapital und jährlich 1,8 Millionen Franken Mietzinserträge. Wir haben inzwischen 17 Liegenschaften mit 132 Wohnungen in Luzern, Kriens, Hochdorf, Oberkirch, Schüpfheim und Menzberg. Also eine Erfolgsgeschichte? Eigentlich ja, kann man so sagen. Und welches sind die Gründe? Wenn eine Genossenschaft wie unsere nicht ortsgebunden ist, hat sie die Möglichkeit, überall Liegenschaften zu kaufen. Wir getrauen uns, auch ältere Häuser zu kaufen, das machen nicht alle Wohnbaugenossenschaften. Einer der Gründe für unseren Erfolg ist, dass wir grosszügige Schenkungen erhalten haben. Wohnbaugenossenschaften sind zudem nicht dazu da, eine möglichst hohe Rendite für die Genossenschafter zu erzielen. Dadurch haben wir genügend Substanz, um immer wieder Erneuerungen zu finanzieren. Aber es geht definitiv um ein soziales Anliegen? Ja sicher. Auch mir ist es wichtig, dass alle Menschen anständig wohnen und leben können. Die Gesellschaft kann kein Interesse daran haben, dass das Wohnen immer teurer und teurer wird. Den Wohnungsmarkt kann man nicht alleine dem freien Markt überlassen. Der Staat bezahlt schon heute indirekt sehr viele Mietzinsen, nämlich über die Ergänzungsleistungen, welche zudem Jahr für Jahr steigen. Je höher die Mieten, umso höher die Ergänzungsleistungen. Eines ist mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Ich fühle mich im Kreis der Wohnraumgenossenschafter der KAB wohl, da spielt also auch Zwischenmenschliches mit. Zudem vermieten wir nicht nur günstig, sondern wir zahlen auf das einbezahlte Geld, welches nicht von reichen Spekulanten kommt, sondern von Arbeitern und Kleingewerblern, einen guten Zins. 3,5 Prozent – das zahlt heute keine Bank! Daraus folgt, dass sich der Staat selber im sozialen Wohnungsbau engagieren sollte? Der Staat muss nicht das gleiche machen, was andere erwiesenermassen schon heute gut machen. Er soll aber dafür sorgen, dass der soziale Wohnungsbau gute Rahmenbedingungen hat. Er kann Land im Baurecht zur Verfügung stellen. Und er sollte nur moderate Vorschriften erlassen. Du engagierst Dich einerseits im sozialen Wohnungsbau. Zum anderen bist Du Rechtsanwalt, der auch an Firmen beteiligt ist, bist also auch eine Art Wirtschaftsanwalt? Ich betreibe zusammen mit sechs Mitarbeitenden eine Advokatur, wie sie auf dem Land typisch ist: also mit einer breiten Palette von Rechtsgebieten, in denen wir aktiv sind. Meine persönlichen Fachgebiete sind das Arbeitsrecht, vorab in der Gastronomie und im öffentlichen Personalrecht. Letzteres geht darauf zurück, dass ich Präsident des Luzerner Staatspersonalverbands und des Luzerner Polizeibeamtenverbands war. Was sind es eigentlich für Firmen, die Du teils ja mitgegründet hast? Zunächst dies: ich bin ein Unternehmertyp, will etwas bewegen. Und ich will, dass es meinen Angehörigen und mir gut geht. Dafür gehe ich – wie es sich für einen Unternehmer gehört – auch Risiken ein. Ich bin an Firmen beteiligt, in die ich nicht einfach hineingeboren worden bin, wo ich ein «gemachtes Nest» beziehen konnte. Bei den Firmen, in denen ich mitmache, waren es zum Teil anfänglich Klienten, welche juristische Hilfe brauchten. Bei zwei Firmen habe ich mich mit eigenem Geld engagiert, weil ich in den jeweiligen Projekten Sinn sah und noch immer sehe. Was würdest Du nicht machen als Anwalt? Sicher nichts Illegales und Anrüchiges. Da besteht bei mir allerdings auch gar keine Gefahr. Ich bin allein aufgrund meiner bescheidenen Fremdsprachenkenntnisse für das internationale Business nicht geeignet. Aber wichtig ist diesbezüglich Folgendes: auch «wer Mist gebaut» hat, darf damit rechnen, dass er im Rechtsstaat korrekt behandelt wird. Dafür sind wir Anwälte da. Ich kann also nicht einfach so jetzt sagen: «Dieses oder jenes würde ich nie machen». Du dozierst an der Hotelfachschule in Luzern Arbeitsrecht, offensichtlich mit Begeisterung. Was hat Dich so gepackt? Die jungen Leute. Die üblichen Probleme, die Lehrer sonst manchmal haben, habe ich bei dieser Aufgabe nicht. Die Hotelfachschülerinnen und -schüler kommen alle freiwillig, müssen nicht motiviert und schon gar nicht diszipliniert werden. An ihren Feedbacks zu meinem Unterricht erkenne ich, dass ich das offenbar gut mache. Das stellt mich auf. Wie arbeitgeber-, beziehungsweise wie arbeitnehmerfreundlich ist eigentlich das Arbeitsrecht in der Schweiz aus Deiner Sicht? Wenn die Leute wüssten, wie streng das Arbeitsgesetz ist – bezüglich maximaler Arbeitszeiten pro Tag, bezüglich Nachtruhe, bezüglich Pause –, würden vermutlich viele von ihnen staunen. Der Staat macht zwar strenge Vorschriften, kontrolliert sie allerdings nicht besonders konsequent, darum ist die Strenge des Arbeitsgesetzes nicht so allgemein bekannt. Doch zur Frage: Aus meiner Sicht sollten die Gesetze nicht per se arbeitgeber- oder arbeitnehmerfreundlich sein. Sie müssen aber ausgestaltet so sein, dass es attraktiv ist für einen Arbeitgeber, überhaupt Arbeitnehmer zu beschäftigen. Etwas vereinfacht gesagt: der Ärger, den man sich möglicherweise auflädt, wenn man Leute einstellt und mit ihnen Konflikte entstehen könnten, muss sich bis zu einem gewissen Grad auch lohnen. In diesem Sinne habe ich keine Probleme mit einem relativ liberalen Arbeitsrecht. Für mich gibt es nicht einen prinzipiellen Gegensatz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer. Der Eine ist nicht einfach gut und der Andere schlecht. Es gibt genauso Arbeitnehmer wie Arbeitgeber mit Charakterschwächen. Wichtig für mich ist, dass keine Anreize geschaffen werden, Arbeitnehmer auszunützen, aber handkehrum auch, dass nicht dem Chef auf das Nase herumgetanzt wird. Wenn ein Arbeitsrecht, wie beispielsweise in Italien, vermeintlich arbeitnehmerfreundlich ist, fördert das die Arbeitslosigkeit. Bevor ich dort als Arbeitgeber nämlich jemanden einstelle, versuche ich zuerst alles andere. Bei Dir fällt eine Affinität zum Gastgewerbe auf: Du dozierst an der Hotelfachschule, engagierst Dich in Betrieben dieser Branche, bist beispielsweise Verwaltungsratspräsident des «Rössli» in Ruswil, für das Du – zusammen mit Anderen – 600 000 Franken Kapital aufgetrieben hast, um dieses Haus, die Geburtsstätte der CVP, zu kaufen. Warum ist das so? Zuerst zum Gastgewerbe: Mich fasziniert der Umgang mit Menschen, mit unterschiedlichen, überhaupt mit der Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt. Oft, meistens sogar, sind sie aufgestellt, wenn sie ein Restaurant besuchen, was gute Gespräche ermöglicht. Ganz generell mag ich die Menschen, bin gerne mit ihnen zusammen, weshalb ich mich für ihre Lebensqualität und auch für eine soziale, friedliche und tolerante Gesellschaft einsetze. Bezüglich des «Rössli» in Ruswil: ich bin ein Geschichtsfan und interessiere mich vor allem für die jüngere Geschichte der Schweiz. Der Übergang vom Patriziat zur Demokratie ist hochspannend. Das «Rössli» ist eine historische Stätte. In diesem Haus wurde Demokratie-Geschichte geschrieben. Die «Ruswiler Erklärung» – welche übrigens heuer 175 jährig wird – enthält neben vielem, das nur aus der damaligen Zeit zu erklären, auch echte demokratische Neuerungen wie beispielsweise das Vetorecht. Das ist so eine Art Referendum, wie wir es heute noch kennen. Wir sind alle sehr stolz auf unsere Demokratie. Statt Mythen nachzuhängen, will ich lieber einen Beitrag leisten, die historischen Abläufe, die zu dieser Demokratie geführt haben, bekannter zu machen. Und da kann ein Lokal wie das «Rössli» sehr gute Dienste leisten. Interview: Pascal Vogel---
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