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Publireportage (Reklame)15.09.2014 «Katzenstrecker als Wasserratten»: Buch zeichnet die wechselvolle Geschichte des Luzerner Hallenbads und die Entstehung des «Neubad» nachAn der Hochschule für Design und Kunst hat Raphael Leutenegger als Bachelorarbeit die Entstehung, den Bau, den Betrieb und das langsame Sterben des Luzerner Hallenbades recherchiert und in Buchform herausgegeben. Entstanden ist ein Zeitdokument, das gleich mehrere Kapitel der jüngeren Geschichte Luzerns der Nachwelt überliefert. Dazu ein Interview mit Autor Raphael Leutenegger und Zitate aus Luzerner Medien von 1955 bis 2004, welche die Höhen und Tiefen dieser Institution aussagekräftig rapportieren.lu-w-publi: Warum haben Sie die Geschichte des Luzerner Hallenbads recherchiert und darüber ein Buch herausgegeben? Raphael Leutenegger: Ich war auf der Suche nach einem Thema für meinen Bachelor-Abschluss in Graphic Design an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Ich wollte ein Thema mit Bezug zur Architektur, die mich seit Kindsbeinen interessiert und unter anderem dazu führte, dass ich Hochbauzeichner lernte. Da begegnete ich dem Thema Hallenbäder, beziehungsweise dem Hallenbad Biregg in Luzern. Für mich ist ein Hallenbad irgendwie ein eigensinniger Ort. Ich wollte zuerst über Hallenbäder im Allgemeinen recherchieren. Das wäre allerdings mit einem Aufwand verbunden gewesen, den ich in diesem Rahmen nicht hätte leisten können. So fokussierte ich auf das hiesige Hallenbad, das bereits nicht mehr in Betrieb war und für das sich eine Zwischennutzung abzeichnete. Ich kannte bereits damals Erich Brechbühl und weitere Aktive, die sich für dieses Projekt Neubad engagierten und mich «ansteckten». Nachdem im Keller des Hallenbads an der Bireggstrasse eine umfangreiche Dokumentation mit Zeitungsartikeln und Bildern über dessen Entstehung und Geschichte auftauchten, war mir schlagartig klar: das ist mein Thema! Diese Unterlagen waren derart systematisch erfasst und sauber geordnet vorhanden, dass ich sie so niemals hätte alleine beschaffen können. Das war für den Start meiner Recherchen Gold wert. Zudem packte mich als Grafiker die Herausforderung, historische Dokumente in einem Buch zu präsentieren und so der Öffentlichkeit neu zugänglich zu machen. Was ist denn «eigensinnig» am Hallenbad, wie Sie sagen? Zu Beginn wähnt man sich in einem Labyrinth. Alles ist sehr verwinkelt, es gibt unzählige Türen, Durchgänge, Wege und die Kabinen sind zu eng. Nach einer verwirrenden Trennung zwischen Trocken- und Nassbereich befindet man sich plötzlich in einer riesigen Halle. Einerseits nur minimalst bekleidet und doch öffentlich präsentiert. Der Duft unterstützt diese charakteristische Hallenbad-Atmosphäre. Welchen Bezug haben Sie selber zu Hallenbädern? Früher war ich oft, zusammen mit meinem Bruder und meinem Vater, am Wochenende, vor dem Morgenessen, im Hallenbad. Unterdessen schlief meine Mutter in Ruhe aus. Ich war selber jedoch nie in einem Sportverein, der dort trainiert hätte. Ihr Buch wirkt wie ein Zeitraffer. Wie sind Sie bei seiner Realisierung vorgegangen, wie haben Sie die einzelnen Ereignisse in der Geschichte dieser Institution gewichtet? Ein Zeitraffer im eigentlichen Sinn ist es ja nicht, weil es keine Chronik ist, wie dies eigentlich erwartet wird. Mich interessierte die ganze Geschichte, vor allem auch mit Blick auf die künftige Nutzung. Die Entstehung des Hallenbads an der Luzerner Bireggstrasse ist eine sehr spezielle Story. Als es 1969 öffnete, hatten alle vergleichbaren und erst recht alle grösseren Schweizer Städte längst Hallenbäder. Hier aber dauerte es unglaublich lange. Zwischen der Volksabstimmung über die Erbauung des Hallenbades 1956 und der Eröffnung lagen sage und schreibe 13 Jahre! Das machte mich neugierig. Ich wollte diese Geschichte nicht auf einer rein chronologischen Achse erzählen. So mischte ich die einzelnen Ereignisse, Fakten und Figuren durcheinander, wollte Altes und Neues miteinander verschmelzen und einander gegenüberstellen. Nachdem ich mehr als 400 Zeitungsartikel gelesen hatte, wies ich jedem einen Übertitel zu und ordnete diese alphabetisch. Dadurch entstand ein Lexikon. Das Hallenbad an der Bireggstrasse erscheint unter mehreren Aspekten interessant. Es ist Stadtgeschichte, das Resultat politischer Prozesse, was erst recht auch für das «Neubad» gilt; es ist Architekturgeschichte; es ist Sozialgeschichte; es ist auch Quartiergeschichte. Was hat Sie daran besonders gepackt? Das Zusammentreffen so gewichtiger Themenfelder, von denen jedes für sich allein interessante Ansätze für eine Arbeit bietet, hat mich interessiert. Spannend daran ist auch, wie sich die Erwartungen und Bedürfnisse verändert haben: Das Hallenbad wurde als reine Sportstätte errichtet. In den Siebziger Jahren wurde dann zum Beispiel das «Alpamare» in Pfäffikon am Zürichsee eröffnete, das völlig neue Angebote umfasste. Vergnügen für die ganze Familie war nun gefragt. Dadurch kam auch das Luzerner Hallenbad unter Druck, Neues zu bieten. Eine Kinderrutschbahn, einen aufblasbaren Riesentintenfisch, eine Sauna, undsoweiter. Dazu kommt, dass heutzutage weitaus mehr Leute ein Fitness- als ein Hallenbadabo haben. Schwimmen ist zwar weiterhin ein Teil des Bewegungs- und sportlichen Betätigungsdrangs, mithin der Volksgesundheit; aber längst nicht mehr der einzige. Die Bedürfnisse seitens der Nutzerinnen und Nutzer haben sich markant verändert. Damit konnten dieses Haus und seine Einrichtungen mit der Zeit nicht mehr Schritt halten, was sich auch in den Besucherfrequenzen zeigte und immer wieder zu Finanzierungsproblemen führte. Zwischenzeitlich weiss man, dass ein Hallenbad alleine nicht mehr gewinnbringend zu betreiben ist. Heute ist es immer Teil eines grösseren Angebots, so auch in der Luzerner Allmend mit dem Migros-Fitnesspark. Sie interessieren sich seit Kindsbeinen für Architektur, Ihr Vater ist Architekt, Sie haben Hochbauzeichner gelernt, sind heute Grafiker: Wie ist Ihnen die Architektur des alten Hallenbads «eingefahren»? Die Architektur ist äusserst funktional, hat riesige Fensterfronten und wirkt so noch heute modern. Ich erinnere nur an all diese fürchterlichen Plastikpalmen und dunklen Holzverkleidungen in anderen Hallenbädern aus den 60-er-Jahren. In Luzern ist alles sehr reduziert, es gibt viel Sichtbeton und –Bachsteine. Das gefällt mir sehr. Nach seiner Schliessung als Hallenbad dient das Haus seit letzten September einer Zwischennutzung, die voraussichtlich mindestens vier Jahre dauern wird. Hat diese Tatsache Ihre Einstellung gegenüber der ganzen Thematik beeinflusst? Im Gegensatz etwa dazu, dass es ja auch längst hätte abgerissen werden können, womit auch die Geschichte das Hauses begraben wäre. Auf jeden Fall hat das meinen Zugang zum Thema und dessen Umsetzung im Buch beeinflusst. Nur so nebenbei: Das Buch kann man im Neubad an der Bireggstrasse kaufen. Das Gebäude lebt weiter, weil auch das «Neubad» eine soziale Drehscheibe ist. Es lässt unterschiedlichste Nutzungen zu und lockt so Zielgruppen an, deren Interessen und Bedürfnisse weitaus breiter sind, als jene der schwimmenden und badenden Gäste im seinerzeitigen Hallenbad. Dass die Geschichte dieses Hauses mit dem Ende des Badebetriebes nicht abgeschlossen ist, sondern nun als «Neubad» weiter lebt, führte auch dazu, dass ich keinen Nekrolog geschrieben, sondern einen Teil der Geschichte des Hauses aufgezeigt habe; einer Geschichte, die noch nicht beendet ist. Sie verkaufen das Buch im alten Hallenbad. Nun sind ja die «Neubad»-BesucherInnen zumeist junge Leute, welche das alte Hallenbad nicht oder nur oberflächlich kennen. Demgegenüber besuchen das neue Hallenbad auf der Allmend gewiss viele Leute, die zuvor hier, also im heutigen «Neubad» schwammen und badeten. Müssten Sie das Buch nicht logischerweise also auch – und vor allem - im neuen Hallenbad verkaufen? Unbedingt! Nur wollen die zuständigen Leute dort genau dies nicht. Ihre Begründung war, dass sie die Möglichkeit zu schwimmen und zu baden verkaufen und nicht Geschichtsbücher. Schade, denn es gibt im neuen Hallenbad sicher viele Leute, die bereits das alte jahrzehntelang benutzten, womöglich sogar täglich. Wenn ich ihnen das Buch zugänglich machen könnte, könnte ich sie vielleicht sogar dazu ermuntern, sich mit der neuen Nutzung an der Bireggstrasse auseinanderzusetzen und das «Neubad» zu besuchen. Warum eigentlich haben Sie Ihre Bachelor-Arbeit, Ihre Recherchen in Buchform herausgegeben? Tatsächlich hätte ich diese Geschichte auch anders umsetzen können. Aber ich bin nun mal ein Freund des Buches, an dessen Zukunft ich trotz allen skeptischen Einwänden fest glaube. Zudem war mir klar, dass ich zu Beginn meiner Selbständigkeit, als unbekannter Grafiker, nicht gleich in absehbarer Zeit ein Buch werde gestalten können. Ich wollte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Abgesehen davon hatte ich zuvor noch nie eine Buch gestaltet. Warum glauben Sie «fest» an das Buch als Medium? Weil ich an das «handfeste Erlebnis» glaube, das ein Buch nach wie vor bietet. Es ist nicht dasselbe, ob ich ein iPad mit beliebigem Inhalt in der Hand halte oder ein Buch, das ein spezifisches Thema beinhaltet. Ein Buch, das man über mehrere Wochen liest und beispielsweise auf Reisen mitführt, erlebt viel. Es erfährt seine eigene Geschichte. Diese Erlebnisse sind auch Jahre später noch sichtbar und vermögen Erinnerungen hervorzurufen. Ausserdem ist ein Buch in den Gestaltungsmöglichkeiten, die es bietet, einzigartig. Es gibt so viele Bücher, die schlichtweg fantastisch sind! Sie engagieren sich selber auch im «Neubad», der Zwischennutzung des alten Hallenbads? Ja, denn ich habe inzwischen einen persönlichen Bezug zu diesem Haus. Ich kenne mehrere Leute, die diese Zwischennutzung aufgegleist haben und nun umsetzen. Das Projekt überzeugt mich, es ist erfrischend für Luzern. Kommt dazu, dass günstige Ateliers vermietet werden und ich weiss, wie wichtig dies für Leute ist, die eine eigene berufliche Zukunft starten. Ein Aufsteller ist übrigens, wie gut das «Neubad» gestartet ist. Es entwickelt sich zu einem sozialen Treffpunkt, wie es das ehemalige Hallenbad war. Wenn ich mithelfen kann, dieses Haus mit neuem Leben zu füllen, bin ich gerne dabei. In seinen Recherchen hat Buchautor Raphael Leutenegger unzählige Zeitungsberichte gefunden, von denen er einzelne in seinem Buch zitiert. Sie zeichnen - alle aus der Optik und mit dem Wissensstand ihrer Zeit - die Hochs und Tiefs des Hallenbads als Projekt und nachher in seinem Betrieb nach und zeigen so, welche Erwartungen und zugleich Befürchtungen das für Luzern ambitionierte Vorhaben aufbaute und begründete. Hier folgt eine Auswahl solcher Zeitungsberichte. Wo ihre Quelle und ihr Erscheinungsdatum bekannt sind, sind sie aufgeführt. Neuer Standort Tribschen Sanierung für 20 bis 30 Millionen Neue Angebote erforderlich Anfänglich Betriebsgewinne Wer hätte das gedacht? Defizite voraussehbar Zum Wohle der Wasserratten Das Buch «Katzenstrecker als Wasserratten» kann im Bistro im «Neubad» für 25 Franken bezogen oder per E-Mail bestellt werden: post@raphaelleutenegger.ch Teilen & empfehlen:Kommentare:Keine EinträgeKommentar verfassen:Letzte Publireportagen (Reklame):
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