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Kolumne von Jeremy Müller

07.03.2012

Selber politisieren, statt politisiert werden

«Was: Du kandidierst für das Parlament?»; oder: «Ich habe gar nicht gewusst, dass Du Dich für Politik interessierst»; oder: «Und was machst denn, wenn Du gewählt wirst?». So und ähnlich tönten die ersten Reaktionen, als mein Umfeld erfuhr, dass ich auf der JUSO-Liste für den Grossen Stadtrat bin.


Das gefällt mir. Und es macht mich auch nachdenklich.

Es gefällt mir, weil wahrgenommen wird, dass ich mich politisch engagieren will, dass ich mich zu einer bestimmten politischen Richtung bekenne, dass es überhaupt eine JUSO-Liste gibt, die junge Leute vereint, welche sich zu gleichen Idealen und Zielen bekennen.

So ganz selbstverständlich ist das nämlich nicht. Denn wenn von Jugend und Politik die Rede ist, könnte man mitunter meinen, dies werde nur zum Thema in den Medien und der Öffentlichkeit, wenn damit irgendwelche «Lämpen» verbunden sind. Klar fliegen ab und zu die Fetzen, wenn junge Leute «politisch Gas geben». Dafür interessieren sich die Medien nun halt einmal mehr, als wenn harte Knochenarbeit geleistet wird. Genau das aber machen die JungsozialistInnen immer wieder. Beispielsweise, indem sie tatkräftig mithelfen, Referenden und Initiativen zustande zu bringen, was ohne ihre Hilfe gar nicht überall so einfach wäre. Oder indem sie selber diese direktdemokratischen Mittel ergreifen und so Themen zur öffentlichen Diskussion verhelfen, die ansonsten gar nie wirklich aufs Tapet kämen. 

Und es macht mich nachdenklich, weil offenbar nur als «politischer Mensch» gilt, wer sich dazu auch öffentlich bekennt, also beispielweise kandidiert. Wie wenn nicht jeder Mensch politisch wäre.

Politisch verhält sich nämlich sogar bereits, wer nicht wählt und nicht abstimmt. Er hilft so mit, politische Zustände zu zementieren, die er gar nicht will. Darum irritiert es mich jeweils, wenn ich lese, dass «die grösste Partei» jene alle der Leute ist, die sich als Demokratinnen und Demokraten verweigern, sprich: ihre demokratischen Recht nicht wahrnehmen. 

Oder um es mit Bertolt Brecht zu sagen: «Wer nicht politisiert, mit dem wird politisiert».

Oder um es mit dem JUSO-Slogan zu sagen: «Ändern, was Dich stört».

Ich will also politisieren, zumindest mit-politisieren, damit nicht mit mir politisiert wird.

Jeremy Müller, Luzern

 


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Über Jeremy Müller:

Jeremy Müller (*1990) ist in Malters aufgewachsen. Er absolvierte bei Musik Hug in Luzern eine Lehre als Detailhandelsfachmann und arbeitet teilzeitlich in der Gastronomie. Er tritt als Sänger unter dem Namen Jerry Miller auf. Sein künstlerisches Interesse gilt Theater- und Musikbühnen ebenso wie dem Komponieren und Aufführen eigener Songs.

Im Frühling 2012 trat er in der «Hochziitsfahrt i de Zwibacki» in Malters auf. Und im Sommer 2012 war er als Tänzer an den Thunersee-Festspielen im Musical Titanic engagiert. Im April und Mai 2013 spielte er mit im Musical The American in Baden, im September 2013 trat er bei «Rent» als «Steve» und als «Cover Angel» in Basel auf. Seit 2014 leitet er zusammen mit Damian Meier in Solothurn die Jugendmusical-Gruppe YDMC, mit der er die Musicals «Grease» und «Mamma Mia» auf die Bühne brachte. Ab Oktober 2015 tritt er in der Hauptrolle des Giuliano im Winterthurer Tournee-Musical «Zeit der Schwalben» auf. 

http://www.youtube.com/watch?v=317FwveUZYE