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Kolumne von Pascal Merz

28.02.2011

Auch KantonsrätInnen ohne Doktortitel sind gefragt

Die letzten Tage waren die Zeitungen voll mit Artikeln zu den Plagiatsvorwürfen an Karl-Theodor zu Guttenberg. Mathias Binswangers Kommentar in der gestrigen Sonntagszeitung war bisher etwas vom besten, was ich dazu gelesen habe.


Er zielt weniger auf die Person zu Guttenberg, sondern stellt vielmehr die fragwürdige Jagd nach Abschlüssen und Titeln als allein seligmachende Erfolgsquote für das Bildungssystem in Frage. Und dies tut er absolut zu Recht.

Bewährte Berufsbildung

In den letzten Jahren ist es in der Schweiz tatsächlich zu einer Verakademisierung verschiedener Berufe gekommen. Es liegt mir fern, Berufslehren gegen akademische Karrieren auszuspielen. Letztlich brauchen wir in der Schweiz beide Wege und dieses Miteinander ist sicher dafür verantwortlich, dass unser Land in der wirtschaftlichen Entwicklung und in der Jugendarbeitslosigkeit – um zwei Bereich herauszunehmen – international sehr gut da steht.

Leider hat sich tatsächlich die Unart entwickelt, Menschen mehr und mehr an Titeln und Abschlüssen zu messen. Auch hier schicke ich voraus, dass wir in unserem Land wohl nicht darum herumkommen, uns das ganze Berufsleben lang weiterzubilden, um im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben. Doch ob wir damit erfolgreich sind oder nicht, hängt nicht von der Höhe der Maturitätsquote oder von der Anzahl Dissertationen pro 1 000 Einwohnern ab:  Neben Theoretikern brauchen wir auch praxisorientierte Menschen. 

Lebenserfahrung und Menschenverstand sind nicht messbar

Müssen LehrerInnen wirklich studieren, um die Schüler weiterzubringen? Und: Sind auch bald schon Krankenschwestern Akademikerinnen? Dieser Begriff ist im Übrigen auch schon veraltet. Ich spitze bewusst zu, aber es ist tatsächlich haarsträubend, was in diesen Ausbildungen teilweise verlangt wird, währenddessen der gesunde Menschenverstand und die Lebenserfahrung auf der Strecke bleiben. Beides ist halt schwieriger messbar als ein Uni-Diplom – aber trotzdem nicht weniger wichtig. Dazu passt, dass bei Bundesratswahlen immer wieder die Frage gestellt wird, ob Menschen ohne Studium überhaupt zu diesem Amt befähigt sind – sozusagen die Abqualifizierung der Berufslehrkarriere in einem Satz. 

Ich will den Begriff «elitäre Gesellschaft» eigentlich nicht in den Mund nehmen, die Schweiz ist glücklicherweise noch nicht dort angelangt: Aber es scheint mir, der Weg dahin sei schon länger gewesen. 

Es ist zu hoffen, dass auch in Zukunft Kantonsrätinnen und Kantonsräte ohne Studium und Doktortitel gewählt werden dürfen.


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Über Pascal Merz:

Pascal Merz (SP/Sursee) kandidierte am 10. April 2011 für den Kantonsrat, ist aber nicht gewählt worden.