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Kolumne der JungsozialistInnen

04.11.2014

Warum es diese Wirtschafts-Fakultät nicht braucht

Nach dem Stipendiengesetz folgt mit dem Wunsch nach einer Wirtschaftsfakultät der nächste Streich in der Luzerner Bildungspolitik. Einmal mehr verdeutlicht sich hier, dass dieser bürgerlich dominierte Kanton nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert: dass er Spardruck aufbaut, um nachher den Abbau von bis anhin unumstrittenen staatlichen Leistungen zu erzwingen.


Dieses Bild präsentiert sich jeweils mittags in der Uni-Mensa.

Bild: Herbert Fischer

Eine Analyse der universitären Infrastruktur sowie anderer Bildungsangebote findet in der angestrebten Wachstumspolitik keinen Platz. Der Wunsch, an der Universität eine Wirtschaftsfakultät aufzubauen, erscheint da, salopp ausgedrückt, etwas gar kopflos.

Um sich ein Bild über die an der Universität Luzern herrschenden Platzverhältnisse zu machen, reicht im Grunde genommen ein Besuch über Mittag im Hauptgebäude beim KKL. Besucherinnen und Besucher wären überrascht über den Einfallsreichtum der Studierenden, an allen möglichen Orten und in allen denkbaren Körperhaltungen ihr Mittagessen einzunehmen, sind die dafür vorgesehenen Plätze in der Mensa doch längst belegt. 

Man mag dieses Bild eventuell auch als Ausdruck einer lebendigen, weil stark bevölkerten Uni werten – geläufiger, weil wahrheitsgetreuer, ist aber die Feststellung, dass die begrenzten räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft sind.

Wer sich in der Bibliothek auf seine Prüfungen vorbereiten möchte, dem ist dieses Bild auch ausserhalb der Mittagszeit geläufig und es ist nicht schwer zur Einsicht zu gelangen, dass sich diese unattraktiven Verhältnisse mit 600 bis 1000 zusätzlichen Studierenden der Wirtschaftswissenschaften nicht zum Besseren wenden werden.

600 bis 1000 zusätzliche Studierende an der Universität Luzern dürfen sich denn auch über «fantasievolle Lösungen» zu den knappen Platzverhältnissen freuen. So schlägt die Uni-Leitung allen Ernstes vor, in Zivilschutzanlagen liesse es sich einrichten, mittägliche Verpflegung anzubieten (siehe dazu unter «Dateien»: das Votum von Claudio Birnstiel an der Medienorientierung der Gegner der Wirtschafts-Fakultät am 20. Oktober). Welche Zivilschutzanlagen dies wären und wo sie sich befinden, war bisher seitens der Uni noch nicht zu erfahren. 

Oder ein anderer Vorschlag angesichts der herrschenden Platzverhältnisse: in den Kinosälen des «Bourbaki» liessen sich doch – wie vor der Inbetriebnahme des Hauptgebäudes – wieder Vorlesungen abhalten.

Die Zweifel sind berechtigt, ob Studierende anderer Universitäten angesichts solche Provisorien dazu motiviert werden können, Luzern als erstrebenswerte Adresse zu erachten. 

Aber genau das sollte die Universität Luzern im Endeffekt sein: Attraktiver als die übrigen Universitäten, die innerhalb einer Stunde von Luzern aus zu erreichen sind. Nach den bei den Bürgerlichen geläufigen Markttheorien hätte zumindest in diesem Punkt der Spardruck zu mehr Innovation führen sollen. Stattdessen versteift man sich auf eine Wirtschaftsfakultät, die bereits integraler Bestandteil der Universitäten Zürich, Bern und St. Gallen ist. Um wenigstens «ein bisschen Innovation» vorzutäuschen, konstruierte man dann die Idee einer Fakultät im Stil einer Unternehmerschule für künftige KMU-Leader. Genau damit aber konkurrenziert man just die in Luzern ansässige Hochschule für Wirtschaft (HSLU). Das kann keine befriedigende Lösung für den Bildungsstandort Luzern sein. 

Innovation hiesse, sich auf die Stärken der Universität Luzern zu besinnen und auf ihnen aufzubauen; also auf ein herausragendes Betreuungsangebot und integrierte Studiengänge, welche die Luzerner Universität schweizweit hervorheben. Ein solches Wachstum wäre attraktiv, es wäre nachhaltig und es konkurrenzierte in keiner Weise die HSLU.

Die Diskussion um die Wirtschaftsfakultät zeigt: Ihre Installation ist entweder eine Notlösung, so kostengünstig wie möglich zu erzwingen. 

Oder aber ihre Gründung ist nichts anderes als ein Prestigeobjekt für einzelne Personen, die sich so ein Denkmal setzen wollen.

Sicher ist, und zwar nicht allein für mich: ein Schritt nach vorne ist sie ganz sicher nicht.

Joël Mayo, JUSO-Kantonalpräsident, Luzern 


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