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Kolumne von Pablo Haller

12.03.2014

Die Bundesbahnen zerstören im Luzerner Bahnhof einen Traditionsbetrieb

Am 25. April 2014 schliessen das Au Premier, die Trenino Bar und das Bahnhofsbuffet ihre Türen. Sie weichen Umbau-Plänen der SBB. Dort redet man von veränderten Kundenbedürfnissen und meint damit «Mehreinnahmen generieren».


Der Restaurationsbetrieb im ersten Stock des Luzerner Bahnhofs weicht den SBB-Verkaufsschaltern, die bis anhin im Untergeschoss standen. Dort sollen neben Billett- und Geldautomaten neue Läden entstehen. Die Telefonkabinen und Postomaten unterhalb der Rolltreppen verschwinden, an dieser Stelle entstehen ein Sushi-Restaurant sowie ein zusätzlicher Kiosk. Der gesamte Umbau dauert von Mai 2014 bis März 2015 und kostet acht Millionen Franken. Die Bodega im Untergeschoss – die ebenfalls seit 1990 von der Bahnhof Restauration Luzern AG betrieben wird – bleibt. Vorerst. Der Kiosk im Erdgeschoss zieht zusammen mit dem Brezelkönig in einen neuen Pavillon, die mobilen Gleisstände werden entfernt. 

Nicht kunden-, sondern kommerzfreundlich

Mit der Frage konfrontiert, ob man hier nicht etwas Schützenswertes zerstöre, bloss um mehr Mieteinnahmen zu generieren, spricht SBB-Mediensprecherin Lea Meyer von veränderten Kundenbedürfnissen. Es werde auch in Zukunft ein Bahnhofsbuffet geben, in welcher Form sei aber noch unklar. Man liest oft  die Worte Kunden und Kundenfreundlichkeit, aber eine schlüssige Antwort, weshalb man einen florierenden Restaurationsbetrieb schliesst, steht aus. Auch Pro Bahn kritisierte in einer Medienmitteilung den Entscheid der SBB als «nicht kunden-, sondern allein kommerzfreundlich».

Schalter gehören ins Erdgeschoss

«Was die machen, ist eine Schande», findet ein Stammgast. Im Sommer ginge es ja noch, da könne man draussen sitzen und trotzdem rauchen, aber wo er im Winter künftig sein werde ... «keine Ahnung». Trenino-Barchefin Yolanda Arnold ergänzt: «Für unsere Stammgäste ist es ein viel besprochenes Thema, wo man sich nach der Schliessung treffen will.» Ein anderer Gast schaltet sich ein: «Ich weiss nicht, was sich die SBB dabei denkt. Wenn die Schalteranlage oben ist, steht sie wieder am falschen Ort. Die sollte auf der selben Etage wie die Gleise sein. Ich muss doch, wenn ich in den Coop gehe, nicht bis zur Decke sehen. Da könnte man doch einen Deckel drauf machen, die Anlagen hin stellen und es hätte erst noch mehr Platz im Erdgeschoss.» Ein weiterer ergänzt: «Die Millionen können sie ja dann verlochen,  wenn der Tiefbahnhof kommt. Weshalb schon jetzt? Die sollen warten und dann was Anständiges machen.»

Die Entwicklung ist bedenklich. Zumal die SBB eine der grössten Immoblienbesitzerinnen der Schweiz ist. Wenn bei der baulichen Entwicklung jener SBB-Flächen, die nicht bahnbetrieblich genützt werden, bloss marktwirtschaftliche und keine gesellschaftlichen Kriterien zählen, ist das bedauerlich und zudem verantwortungslos.  

Sind Bahnhöfe nicht Herzen und Seelen ihrer Städte? Treffpunkte verschiedener Gruppen und Menschen? Orte des Transits, aber auch des Verweilens? Sind Shoppen und Suhsi gegenüber dem persönlichen Austausch tatsächlich prioritär?

Die Antworten liegen auf der Hand.

Pablo Haller, Luzern


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Über Pablo Haller:

Pablo Haller (*1989) ist Redaktor bei «041 - Das Kulturmagazin», kulturteil.ch sowie freier Journalist. Er betreibt die Literaturwebsites pulppoetry.wordpress.com und gasolinconnection.wordpress.com und tritt immer mal wieder als Beiträger für verschiedene Literaturzeitschriften (u.a. «das heft das seinen langen namen ändern wollte», «Drecksack», «das Narr») oder als Poetry-Performer in Erscheinung.

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