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Kolumne von Pablo Haller

14.08.2012

Wollt ihr das totale Rauchverbot? Der neue Faschismus ist ein Gesundheitsfanatismus


Es ist weder neu, noch sonderlich originell. Dennoch kann es nicht oft genug geschrieben werden: Die Lungen-Liga agiert mit ihrer an jeglichem Realismus vorbeiwütenden Radikalität wie eine Sekte. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Heilsversprechen der Lungen-Liga von dieser Welt sind.
 



Seit Mai 2010 ist das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen in Kraft. Es lässt den Kantonen Spielraum in der Umsetzung. Im Kanton Luzern beispielsweise dürfen Lokale mit einer für Gäste zugänglichen Fläche von bis zu 80 Quadratmetern weiterhin Raucherbeizen sein. Mit der Volksinitiative «Schutz vor dem Passivrauchen» will die Lungen-Liga diese Wahlfreiheit aufheben, sie strebt ein flächendeckendes Rauchverbot an. 

Im Zuge der grassierenden Gesundheitshysterie wurden nicht nur die Zigarettenpreise von knapp über drei Franken (1990) bis Fr. 7.60 (2012) mehr als verdoppelt – und dies, obschon viele Raucher früher sterben und so keine AHV-Leistungen kassieren, für die auch sie Prämien einbezahlt haben. Obschon im Durchschnitt jeder Mensch in seinen letzten zwei Lebensjahren hohe Gesundheitskosten verursacht – und zwar, ob er mit 60 an Lungenkrebs oder mit 90 am Altsein dahinscheidet. Sterben, so viel ist klar, müssen wir sowieso. Die Frage bleibt, ob wir vorher noch leben dürfen. 

Wenn man sieht, was man in anderen Ländern – beispielsweise in Kosovo EUR 1.70 – für ein Pack Zigaretten bezahlt, ist es ein Wunder, dass dieser Preiswahn nicht schon längst noch mehr Zigarettenschmuggel bewirkt hat. Man geht zu weit und immer gegen die Raucher.

Interessant auch, dass die Mehrheit der Abstimmenden, die selten in Beizen verkehrt, denen, die oft da sind, vorschreiben, ob sie rauchen dürfen oder nicht. 

Die Gesellschaft, die kontinuierlich leistungsorientierter und genussfeindlicher wird, will keine Menschen mehr. Sie will Arbeitnehmer, die sich ansonsten ruhig verhalten. Sie will Konsumenten, die sich fit halten. Nach dem verschärften Rauchverbot wird’s wohl bald dem Alkohol an den Kragen gehen, nachher den Übergewichtigen. 

Als Begründung müssen die Kosten herhalten. Der Mensch ist nur so lange gut, wie er nicht zur Last fällt. Wie sagte die deutsche Schriftstellerin Juli Zeh im «Tagesanzeiger»-Interview mit Ulrike Hark und Bettina Weber? «Der Gedanke der Solidarität und Loyalität ist komplett verloren gegangen. Wenn wir schon vom Geld reden wollen: Es gibt nichts Teureres als ein langes Leben. Das Schlimmste wäre, wenn der Mensch 105 Jahre alt würde und 40 Jahre Rente bezöge. Finanziell gedacht, müsste man alle zum Bungee-Jumping schicken.»

Es ist ein ungutes Gefühl, in einer Gesellschaft zu leben, die mehr und mehr uniform wird und die jene, die dies nicht sind, sanktioniert und reglementiert.

Pablo Haller, Luzern


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Über Pablo Haller:

Pablo Haller (*1989) ist Redaktor bei «041 - Das Kulturmagazin», kulturteil.ch sowie freier Journalist. Er betreibt die Literaturwebsites pulppoetry.wordpress.com und gasolinconnection.wordpress.com und tritt immer mal wieder als Beiträger für verschiedene Literaturzeitschriften (u.a. «das heft das seinen langen namen ändern wollte», «Drecksack», «das Narr») oder als Poetry-Performer in Erscheinung.

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