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Kolumne von Daniel Gähwiler

22.03.2012

Ungenügende Verkehrssicherheit in der Stadt Luzern

Eine kürzlich publizierte und in den Medien diskutierte Studie des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) zeigt, dass Luzern für Leute zu Fuss und auf dem Fahrrad die gefährlichste Stadt der Schweiz ist. Die Hauptursache dafür liegt wohl in den verkehrspolitischen Versäumnissen der letzten Jahre.


In der besagten Studie untersuchte das ASTRA alle Unfälle mit Personenschäden in den zehn grössten Schweizer Städten und zwar von 2004 bis 2010. Die Resultate wurden zur besseren Vergleichbarkeit auf Anzahl Unfälle pro 50 000 Einwohnerinnen und Einwohner umgerechnet.

Zwischen den einzelnen Städten gibt es deutliche Unterschiede. In St. Gallen ereignen sich pro Jahr im Schnitt 112 Unfälle pro 50 000 Einwohnerinnen und Einwohner, während es in Luzern 218 sind. Luzern weist damit die höchste Anzahl von Unfällen auf, gefolgt von Biel mit 172 Unfällen pro Jahr. Luzern liegt dabei in jedem Jahr zuvorderst und weist als einzige Stadt keinen Abwärtstrend auf.

Besonders hoch ist dabei laut Studie die Unfallgefahr von Personen, die zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind. In Luzern geschehen so pro Jahr 55 Unfälle mit Velos. Dabei zeigt die Studie auch, dass Luzern keine Velostadt ist, das heisst, pro Kopf werden nur mittelmässig viele Velokilometer zurückgelegt (Rang 5 von 10).

Warum schneidet Luzern in dieser Studie so schlecht ab? Schweizweit gibt es seit vielen Jahren eine stetige Zunahme des Verkehrs. Mehr Personen legen mehr und längere Strecken zurück, hauptsächlich mit dem Auto. So nimmt der Platz auf der Strasse ab, mit den bekannten Folgen wie Staus oder Unfällen. Die Meldungen der Luzerner Polizei zeigen, dass die Unfälle mit Velos in Luzern häufig genau dort passieren, wo der Raum zwischen Velos und Autos knapp wird: Bei Spurwechseln, in Kreiseln oder bei Überholmanövern.

In verschiedenen Städten wurde diese Herausforderung unterschiedlich angegangen. Einige Städte bauten den Öffentlichen Verkehr deutlich aus, gerade auch in den Innenstädten und erreichten damit eine Verlagerung vom Auto zum platzsparenden ÖV. Beispielsweise Zürich mit der S-Bahn ab den 1990er Jahren oder, wie auch Bern, mit dem Bau neuer Tramlinien. Es wurde auch versucht, dem Verkehr mehr Platz zu geben, indem den verschiedenen Verkehrsarten ein separater Raum zugewiesen wird: Städtische Radschnellrouten in Winterthur, Basel oder Biel, Strassen und sogar Brücken (!) nur für den ÖV und den Veloverkehr, zum Beispiel in Oerlikon oder im Westen von Zürich.

Wie sah die Reaktion von Luzern auf diese verkehrspolitischen Herausforderungen aus? Man formulierte teure Utopien, für die man weder Raum schaffen, noch Finanzmittel bereitstellen will und die darum frühestens am St. Nimmerleinstag realisiert werden. So der Tiefbahnhof für mehr als eine Milliarde Franken, der vom Bund für den Zeitraum irgendwann nach 2030 geplant wird, oder das Autobahnprojekt eines Tunnels unter der Reuss, der Stadt und dem See hindurch mit Zufahrten am Schlossberg und im Tribschenquartier für 1.3 Milliarden Franken. 

Lässt man aber den Blick von den Traumschlössern der Verkehrsplaner und der Strassenlobby hin zur Realität auf der Strasse schweifen, so sieht es trotz Velodemos und Volksabstimmungen düster aus. Ein durchgehender, hindernisfreier Radweg die Haldenstrasse entlang bis zum Verkehrshaus – übrigens die Strecke, wo es zu den beiden letzten tödlichen Velounfällen in der Stadt kam – ist laut Stadt undurchführbar. Dafür sind ständige Spurwechsel auf den Hauptverkehrsachsen – beim Schweizerhofquai oder von der Baselstrasse zur Pfistergasse – zumutbar. Schliesslich gäbe es ja Ausweichrouten, beispielsweise die Bruchstrasse oder die Hirschmattstrasse. Nur haben das schon längst auch die Autofahrer bemerkt und so ist auch dort mit dem Velo ein Durchkommen ohne ständige Schreckmomente schon längst vorbei.

Klar ist: Wäre das ein Städtevergleich in Steuerfragen, wäre ob des schlechtesten Platzes für Luzern längst ein Aufschrei durch die Politik gegangen und Dutzende Massnahmen wären beschlossen worden. Aber die Mehrheit von CVP, FDP und SVP musste ja nicht erst in dieser Frage beweisen, dass ihr im Zweifelsfall ein paar Franken wichtiger sind!

Daniel Gähwiler, Vizepräsident SP Kanton Luzern, Grossstadtrats-Kandidat, Luzern 


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Über Daniel Gähwiler:

Daniel Gähwiler (1983) arbeitet als Gewerkschaftssekretär bei der Unia Zürich-Schaffhausen. Er ist aktives Mitglied der SP Stadt Luzern.