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Kolumne von Olivier Dolder

18.08.2015

Alles verbindet sich im Kanton Luzern – ausser die SVP, sie gewinnt alleine

Die Grünliberalen wollen sich mit den Linken verbinden. Die CVP und die FDP wollen ebenfalls eine Listenverbindung eingehen und dazu noch die BDP und die EVP ins Boot holen. Beide Verbindungen wären ein Novum im Kanton Luzern. Einzig die SVP dürfte ohne Partnerin zu den Nationalratswahlen antreten. Doch werden die Listenverbindungen die Sitzverteilung am 18. Oktober überhaupt beeinflussen?


Diese Frage wird man erst am Wahltag, dem 18. Oktober, definitiv beantworten können. Denn bis dahin basieren alle Berechnungen zu Listeneffekten auf Prognosen. Daher werfen wir zunächst einen Blick zurück: Bei den letzten Nationalratswahlen Jahr 2011 gelang es der GLP, einen Nationalratssitz zu erobern. Dies auf Kosten der SVP, die einen ihrer drei Sitze abgeben musste. Der GLP-Sitzgewinn kam nur dank der Listenverbindung mit den Kleinparteien BDP und EVP zustande. 

Doch wäre der GLP-Sitzgewinn auch zustande gekommen, wenn CVP und FDP schon damals eine Listenverbindung eingegangen wären? Die Antwort ist Ja. 

Hätte die GLP ihren Sitz auch gewonnen, wenn Sie zusammen mit Links angetreten wäre, so wie dies in diesem Herbst der Fall sein könnte? Ja, und zwar unabhängig davon, ob CVP und FDP eine Listenverbindung eingegangen wären oder nicht.

Einzig eine Allianz von CVP, FDP und SVP hätte den Sitzgewinn der «verbundenen» GLP und somit den Sitzverlust der SVP verhindert. Oder dann eine fehlende linke Allianz. In diesem Fall hätte die SVP ihren Sitz auf Kosten der Grünen halten können. 

Für die Nationalratswahlen vom 18. Oktober gibt es momentan zwei Prognosen für den Kanton Luzern.

. Das Modell von Daniel Bochsler vom Zentrum für Demokratie in Aarau  (siehe unter «Dateien») prognostiziert Gewinne für FDP (1.7–2.7%), SVP (1.0–1.8%), und SP (0.4–0.9%), sowie Verluste für die anderen Parteien (GPS 1.6–2.2%; GLP 1.3–1.8%; BDP 0.7–1.0%; CVP 0.3–0.6%; EVP 0.0–0.4%).

. Das Modell von Stefan Trachsel (unter «Links») sieht die SVP als «Verliererin», falls die Mitteparteien sowie GLP und Linke je eine Listenverbindung eingehen. Denn mit den Listenverbindungen von 2011 (SP/Grüne und GLP/BDP/EVP) hätte die SVP bessere Aussichten gehabt, ihren 2011 verlorenen Sitz zurückzuholen. Dennoch liegt ein Sitzgewinn der SVP im Bereich des Möglichen. Das Modell prognostiziert aber ein offenes Rennen im Kanton Luzern: Neben der SVP hat auch die SP gewisse Chancen auf einen Sitzgewinn. Und neben dem GLP-Sitz, der stark wackelt, wackelt auch der Grüne Sitz ein wenig. Einzig bei der CVP und FDP scheint die Sache klar: weder Sitzgewinn, noch Sitzverlust. 

Und wem nützen jetzt welche Listenverbindungen im Herbst? Allenfalls gar niemanden. 

Berechnet man nämlich die Sitzverteilung auf Basis der Resultate der letzten Nationalratswahlen, angepasst mit den Veränderungen der Parteienstärken bei den Kantonsratswahlen, so ergibt sich folgendes Bild: Unabhängig von möglichen Listenverbindungen gewinnt die SVP ihren Sitz zurück und Nationalrat Roland Fischer von den Grünliberalen wird nicht mehr wiedergewählt. Das heisst, die SVP gewinnt den GLP-Sitz zurück – wenn man mit den erwähnten Werten rechnet – mit und ohne Listenverbindung von CVP und FDP und mit und ohne Listenverbindung von GLP, SP und Grünen.

Bei den verwendeten Werten würde sich das Wahlresultat auch nicht verändern, wenn sich die Mitteparteien mit der SVP verbänden oder wenn SVP und FDP gemeinsame Sache machten. Einzig den Grünen nützt die Listenverbindung wirklich. Denn ohne Hilfe der SP würde der grüne Sitz der FDP zufallen. 

Dieselben Resultate ergeben sich auch, wenn man als Grundlage die Resultate der letzten Nationalratswahlen verwendet, ergänzt mit den Mittelwerten der prognostizierten Veränderungen der Parteienstärken von Bochsler (siehe oben). Es gilt in diesem Zusammenhang aber festzuhalten, dass diese Berechnungen dem Aufzeigen von Listenverbindungseffekten dienen, nicht aber der Prognose von Wahlresultaten. Denn Punkteschätzungen, wie hier verwendet, sind zum Danebenliegen verurteilt. 

Deshalb verwendet Bochsler Bandbreiten und Trachsel operiert mit Wahrscheinlichkeiten.

Dennoch, möchte man eine klare Aussage wagen, so lautete die Formel: Der GLP-Sitz wackelt und die SVP könnte ihn zurückholen. Alleine.

Olivier Dolder, Luzern


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Über Olivier Dolder:

Olivier Dolder (1985) aus Luzern ist promovierter Politikwissenschafter.

Bis zu den eidgenössischen Wahlen 2019 analysierte er für verschiedene Medien das regionale und nationale Politikgeschehen. Er war mehrere Jahre als Projektleiter bei Interface Politikstudien in Luzern tätig.

Seit September 2019 arbeitet Dr. Olivier Dolder als Projektleiter Neue Regionalpolitik (NRP) beim Amt für Wirtschaft des Kantons Schwyz.

www.olivierdolder.ch