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Kolumne von Hasan Candan27.12.2011 Luzern nicht bereit für längere LadenöffnungszeitenMehr Flexibilität durch längere Ladenöffnungszeiten: «Esch doch en Super Sach» und «bringt Vorteile für alle». Die Konsument könnten länger einkaufen, die Detaillisten generierten höhere Umsätze und die Arbeitnehmer könnten mehr arbeiten und hätten höhere Einkommen. So und ähnlich tönen die Argumentation der Befürworter für eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten.Doch leider muss ich diese enttäuschen. Denn die Welt ist leider nicht so perfekt und weitaus komplexer als man sie sich oft wünscht. Von so einer schönen Vorstellung, gar von einer Win-Win-Situation für alle ist der Kanton Luzern leider noch weit entfernt. Dessen ist sich auch die Mehrheit der Luzerner Bürgerinnen und Bürger bewusst, denn diese sprachen sich bei den vergangenen Abstimmungen immer gegen längere Ladenöffnungszeiten aus. Weshalb sich nun eine Minderheit (der Kantonsrat) gegen die Meinung der Mehrheit entscheidet ist nicht nachvollziehbar. Den Luzerner Bürgerinnen und Bürgern sollte wenigstens das Recht zugesprochen werden, selber darüber zu entscheiden, ob sie nun finden, es herrsche eine neue Situation oder es brauche eine Änderung. Jeder freiheitsliebende Bürger sollte deshalb das Referendum unterschreiben, damit er seine Meinung zu diesem Thema kundtun kann. Willkommen in der Realität Eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bedeutet für die Mehrheit der Beschäftigten im Luzerner Detailhandel Mehrbelastungen sowie variablere Arbeitszeiten. Für die Angestellten heisst das höherer Aufwand bei der Arbeitskoordination, höhere Reibungsverluste und mehr Stress mit negativen Auswirkungen auf das Privatleben. Dies ist leider die Realität, denn positive Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in Form von Gesamtarbeitsverträgen im Detailhandel sind in Luzern nicht gegeben. Das Problem ergibt sich daraus, dass durch längere Ladenöffnungszeiten ein Teil der Bevölkerung, nämlich die MitarbeiterInnen, auf ihre Flexibilität verzichten sollten, damit ein anderer Teil der Bevölkerung mehr Flexibilität erhält. Dieser Umstand sollte eigentlich nach sich ziehen, dass die Kosten, welche für diesen Zusatznutzen für mehr Flexibilität entstehen, von den Konsumenten zu tragen sind und die Angestellten für ihren Verzicht vergütet würden. Dies ist aber leider nicht der Fall, der Konsument zahlt nicht mehr für diesen Zusatznutzen, er bezahlt genau so viel wie vorher, folglich sinkt die Rendite beim Produzenten. Der marginale Zusatznutzen des Käufers ist höher als die entsprechenden marginalen Kosten, die durch die Inanspruchnahme der Leistung entstehen, folglich sind die Grenzkosten des Produzenten negativ. Dies ist deshalb der Fall, da nicht so viel mehr verkauft wird durch längere Öffnungszeiten wie es einbringen müsste, damit es sich für den Produzenten lohnt, länger offen zu haben. Zwei Alternativen, beide Erwartungswerte sind negativ Der Geschäftsinhaber hat jetzt zwei Möglichkeiten, falls er sein Geschäft trotzdem länger geöffnet haben möchte: Er zahlt den Mitarbeitenden die ihnen zustehende Vergütung und macht Verlust oder er macht keinen Gewinn und keinen Verlust, aber die Angestellten werden nicht vollumfänglich kompensiert. Entweder der Arbeitgeber ist ein «Masochist» und nimmt dies halt in Kauf oder er ist ein «Sadist» und spart bei den Mitarbeitenden ein. Der Mensch ist leider nicht per se ein soziales Wesen und deshalb ist eher Zweites in der Mehrheit der Fälle zutreffend. Die wirtschaftlich logische Schlussfolgerung wäre aber, dass der Geschäftsinhaber die Öffnungszeiten gar nicht ausweitet, da sie für ihn unter dem Strich gar nicht rentieren. Wieso nimmt dann der Arbeitgeber diese unwirtschaftliche Situation in Kauf? Ganz einfach, es liegt ein imperfekter Markt vor, da nicht alle Marktteilnehmer (Konsumenten, Produzenten, Zwischenhändler, etc.) über dieselben Voraussetzungen verfügen. Einige Teilnehmer haben dadurch einen Vorteil und andere einen Nachteil. Der Arbeitgeber beim Beispiel, das ich hier mache, hat einen Nachtteil und versucht diesen so zu umgehen. In den meisten Fällen tut er dies auf Kosten der Arbeitnehmer. Nur für grosse Detaillisten wie Coop und Migros sind längere Öffnungszeiten interessant, da sie im Gegensatz zu kleinen und mittleren Unternehmen tiefere Grenzkosten und somit einen positiven Grenznutzen ausweisen können. Es müssen zuerst Voraussetzungen geschaffen werden, die es Unternehmen mit negativem Grenznutzen verbieten, die Kosten auf die Mitarbeitenden umzuwälzen, bevor man die Ladenöffnungszeiten ausweitet. So mancher Unternehmer hat nämlich die Vorstellung, er müsse jetzt nachziehen und auch länger offen haben, dies vor allem aus Imagegründen, obwohl es nicht rentabel ist. Konsumenten müssen sich an den Ohren nehmen Leider sind sich die meisten Konsumenten nicht bewusst, was das nun heisst, wenn sie «noch flexibler» einkaufen könnten. Sie sind deshalb auch nicht bereit, für diesen Zusatznutzen vollumfänglich zu bezahlen und nutzen (unbewusst) die Situation aus, dass nicht alle Anbieter über dieselben Voraussetzungen verfügen. Hier aber asoziales Verhalten zu unterstellen ist, glaube ich, aber nicht ganz richtig, denn sie wissen oft nicht, was sie tun. Aber dass ich nun am Samstag um halb 5 Uhr noch ein Brot vor meinem Haus einkaufen gehen kann, weil ich es versifft habe (neudeutsch für verhängt oder vertändelt), ist eigentlich eine Frechheit, wenn man dabei besdenkt, dass die Mitarbeiterin nur von 12-13 Uhr eine Zimmerstunde hat. Sozial gehandelt wäre aber, dass ich meinen Einkauf besser plane oder halt in Gottes Namen an den Bahnhof oder an die Tankstelle gehe und mir das Brot dort kaufen gehe. Die heute bestehenden Einkaufsmöglichkeiten reichen also vollends aus. Hasan Candan, Betriebswirtschafter, JUSO-Kantonsrat, Luzern
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Thomas Jurt aus Luzern
Sonntag, 01.04.2012, 14:58 ·
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Wäre wirklich eine supper Sach! Kommentar verfassen:Letzte Beiträge von Hasan Candan: |