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Gastbeitrag von Hans Widmer

Über den Autor:

Dr. phil. Hans Widmer
(9. September 1941) unterrichtete an der Kanti Alpenquai während 36 Jahren Spanisch, Religionswissenschaften und Philosophie. Er war während zweier Jahre Präsident der Philosophischen Gesellschaft der Schweiz. Von 1996 bis 2010 vertrat er die Gewerkschaften und die SP im Nationalrat. Zuvor war er auch Grossrat und Grossstadtrat.

Bild: Herbert Fischer

04.12.2019

Resultate der PISA-Studie als Spiegel der Gesellschaft

Man kann über die Ergebnisse der neuesten Pisa Studie denken, was man will. Wie auch immer: Sie widerspiegeln Werte, die in unserer Gesellschaft zutiefst verwurzelt sind und somit Alltag, Wirtschaft und Politik beeinflussen.

Über Generationen haben sie eine Mentalität geschaffen, welche bereits Jeremias Gotthelf in einem seiner Buchtitel mit zwei Worten auf den Punkt gebracht hat: Geld und Geist.  

Wirtschafts- und Kulturgeschichte zeigen deutlich, dass in jeder Epoche auf je verschiedene Art und Weise Geld verdient werden kann und dass, was man als Leben des Geistes bezeichnen möchte, von verschiedenen ideellen Vorstellungen geprägt wird.

Wie das Salz nicht nur einzelne Teile der Teigmasse durchwirkt, so entfalten die mit Geld und Geist in Zusammenhang stehenden Werte in der Gesellschaft als Ganzem ihre Wirkung.

Wenn jetzt da und dort mehr oder weniger deutlich mit dem Finger auf ein Teilsystem unserer Gesellschaft, nämlich auf die Schule gezeigt wird, um ihr Vorwürfe zu machen, sie habe versagt, es sei ihr nicht gelungen bei gleichzeitiger erfolgreicher Performance in Naturwissenschaft und Mathematik auch noch im Bereich der Lesekompetenzen zu brillieren, dann sollten sich weder die Schule noch anderen Systeme der Gesellschaft das bieten lassen.

Es ist eben nicht so, wie gewisse Idealisten der 68-er-Generation geglaubt haben, dass die Schule die Gesellschaft tiefgreifend verändern könnte. Die Tatsachen reden eine andere Sprache. Die Schule lässt sich immer wieder von der Werteskala der Gesellschaft, in der sie tätig ist, imprägnieren. In unseren Tagen - wer kann das leugnen? - wird landauf landab das Mantra der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) durchdekliniert. Gleichzeitig werden geisteswissenschaftliche Fächer zurückgestuft und an den verschiedenen Universitäten werden nicht immer alle Lehrstühle in geisteswissenschaftlichen Disziplinen besetzt.

Ist es da erstaunlich, dass sich Kompassausrichtung und Motivation von Bildungsverwaltungen, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern allmählich verschieben? Bevor das Lamentieren beginnt, bevor sogenannte Schuldige gesucht werden, sollte man der gesamten Gesellschaft den Spiegel vorhalten und sich klarmachen was der zu priorisierende Wert ist.

Für mich jedenfalls ist eine Balance zwischen Geld und Geist anzustreben.

Bedenklich ist allerdings, dass der Bereich von Geist, sprich von Verständnis und Lesen in den letzten Jahren untendurch musste. Damit das korrigiert werden kann, sollte zum Beispiel mit der Digitalisierung an den Schulen klug umgegangen werden.

Mit der Verteilung von Tabletts schon an die Kleinen ist das Problem des Geistes wohl kaum gelöst. Verstehen ist eben etwas anderes als das Bedienen von sogenannten geistlosen Maschinen, auch wenn diese scheinbar Vieles besser können als die Menschen, ausser das Verstehen.

Geld ist zwar gut, denn ohne Geld und ohne einen gewissen Wohlstand können wir nicht überleben aber ohne Geist wird dieses Überleben sehr arm an Qualität.

Hans Widmer, Luzern

Siehe unter «Links»: Das sind die Resultate der jüngsten PISA-Studie.


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